Heimarbeit
Trigema-Chef hält nichts von Homeoffice – in anderen Firmen gehört es dagegen zur Normalität
„Wenn einer im Homeoffice arbeiten kann, ist er unwichtig“ – für diese Aussage bekommt Trigema-Chef Wolfgang Grupp prompt Reaktionen.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel unmissverständlich zum Thema Homeoffice geäußert und damit für Aufsehen gesorgt. Auf die Frage, ob es bei ihm Homeoffice gebe, sagte er: „Nein. Homeoffice gibt’s bei mir nicht. Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig.“ Ende 2023 übergibt Grupp seine Textilfirma an seine Familie, wie der Tagesspiegel berichtete, nach 54 Dienstjahren. „Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie – aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“, sagte der Trigema-Chef weiter in dem Interview. „Für die 700 Näher und Näherinnen ginge das ja sowieso nicht. Aber auch für die 38 Mitarbeiter in der Verwaltung kommt das nicht infrage“, so Grupp. „Ich bin jeden Tag in der Firma, und ich brauche meine leitenden Leute vor Ort, und zwar jeden Tag. Das beschleunigt Entscheidungen. Ich entscheide schnell, bei mir bekommt jeder sofort eine Antwort.“
Trigema-Chef Grupp hält nichts von Homeoffice – Unternehmer Maschmeyer hält dagegen
In vielen anderen Firmen ist Homeoffice unterdessen inzwischen fest etabliert. Der Unternehmer Carsten Maschmeyer zum Beispiel hielt nach der Aussage des Trigema-Chefs prompt dagegen: „Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen“, sagte er der Bild-Zeitung. Manche Chefs würden glauben, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice weniger produktiv sind. „Aber es zählt nicht die Zeit, die man am Schreibtisch sitzt, sondern das Ergebnis zum Schluss! Kontrolle demotiviert. Kontrolle führt zur Unproduktivität“, so Maschmeyer laut Bild.de. Ein „smarter Arbeitgeber“ wisse, dass es weder ohne Homeoffice noch ganz ohne Präsenz im Büro gehe. „Das Zuhause kann ein Ort für konzentrierte Deep-Work-Phasen sein, während das Büro der Hub für Co-Creation und Co-Working ist. Dort entsteht der Teamgeist!“, sagte der Unternehmer weiter dem Bericht der Bild zufolge.
Studie: Homeoffice in vielen Firmen inzwischen fest etabliert
Homeoffice hat sich auch nach dem Ende der Corona-Pandemie einer Studie zufolge in vielen Unternehmen fest etabliert. In 80 Prozent der Firmen der Informationswirtschaft arbeiten Beschäftigte mindestens einmal wöchentlich von zuhause, wie aus einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW hervorgeht, über die die Deutsche Presse-Agentur (dpa, Stand: 21. August) berichtet hatte. Im verarbeitenden Gewerbe, das stärker ortsgebunden ist, sind es 45 Prozent. Die rund 1.500 befragten Firmen rechnen in den kommenden zwei Jahren zudem eher mit einer Ausweitung der Homeoffice-Nutzung als mit einem Rückgang, wie dpa anlässlich der Studie weiter schilderte. Vor der Pandemie betrug der Anteil der Firmen mit Homeoffice-Regelungen demnach in der Informationswirtschaft, zu der die Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister zählen, noch 48 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe waren es 24 Prozent.
Nach einer zuvor veröffentlichten Studie des Ifo-Instituts können deutsche Arbeitnehmer im europäischen Vergleich besonders viel von zuhause arbeiten, wie dpa außerdem berichtet hatte. Deutschland kommt demnach mit durchschnittlich gut einem Tag Homeoffice pro Woche auf den zweiten Platz unter 17 europäischen Ländern. Davor lag in Europa nur das Vereinigte Königreich mit 1,5 Tagen. Weltweit liegen unter insgesamt 34 Ländern zudem noch Kanada mit 1,7, die USA mit 1,4 und Australien mit 1,3 Tagen pro Woche vor Deutschland. Durchschnitt sind knapp 0,9 Tage.
Rubriklistenbild: © Finn Winkler/dpa
