Gehaltssprung dank Jobwechsel
Finanziell lohnt es sich mehr, alle zwei Jahre den Job zu wechseln – als Gehalt zu verhandeln
Loyalität ist unbezahlbar? Das stimmt in den meisten Fällen nicht. Arbeitnehmer profitieren finanziell immens von einem regelmäßigen Jobwechsel.
In Zeiten des Ukraine-Kriegs, Inflation und Co. ist vielen Menschen Sicherheit so wichtig wie nie zuvor. Um sich auch während Krisen finanziell gefestigt zu fühlen, bleiben Beschäftigte am liebsten unbefristet bei ihrem Arbeitgeber. Das verspricht schließlich Arbeitsplatzsicherheit und regelmäßige Gehaltserhöhungen – oder etwa nicht? Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Ein Jobwechsel lohnt sich für Arbeitnehmer deutlich mehr, als ihrer Firma jahre- oder gar jahrzehntelang treu zu bleiben.
Deshalb sollten Sie alle paar Jahre den Job wechseln
Klar ist es bequem, sich für einen langen Zeitraum an einen einzigen Arbeitgeber zu binden. Man weiß über die Vorgänge innerhalb des Betriebs Bescheid, kennt die Erwartungen und Routinen. Da ist es deutlich schwerer, bei einer neuen Firma noch einmal von vorne anzufangen. Ganz zu schweigen davon, dass Beschäftigte erneut ein zähes Bewerbungsverfahren durchlaufen müssen, um die gewünschte Position zu landen. Gerade bei hoch qualifizierten Stellen müssen oft mehrere Auswahlrunden absolviert werden, bevor Personaler eine finale Entscheidung treffen.
Aus diesem Grund bevorzugen es viele Arbeitnehmer, bei ihrer gegenwärtigen Firma zu bleiben. Schließlich werben Unternehmen oft damit, Loyalität mit Prämien und einer Gehaltserhöhung zu belohnen. Tatsächlich verhält es sich genau andersrum: Angestellte verlieren Geld, wenn sie über zwei Jahre bei einem Arbeitgeber bleiben. Karriere-Experte Cameron Kang vom US-Magazin Forbes kommt bei seiner Analyse zu einem überraschenden Ergebnis: „Angestellte, die seltener als alle zwei Jahre ihre Stelle wechseln, verdienen bis zu 50 Prozent weniger.“ Wer über eine Zeitspanne von 24 Monaten hinaus demselben Unternehmen die Treue hält, muss dies also aus eigener Tasche bezahlen.
Stellenwechsel als finanzielle Chance
Durchschnittlich springt beim Jobwechsel eine Gehaltserhöhung von 5 bis 20 Prozent heraus. Beim neuen Arbeitgeber werden die Karten neu gemischt und das Gehalt kann von Grund auf verhandelt werden. Außerdem können Beschäftigte direkt in der Hierarchie aufsteigen und eine Führungsposition erhalten, die in der alten Firma besetzt war. Als Teamleiter verdient man natürlich automatisch mehr, als wenn man nur Teammitglied wäre. Wem normalerweise 40.000 Euro pro Jahr ausgezahlt werden, der kann im neuen Job bis zu 50.000 Euro verdienen.
Wer sein Gehalt im selben Unternehmen nachverhandeln will, benötigt dagegen schlagkräftige Argumente. Dazu zählen unter anderem mehr Personalverantwortlichkeit oder die Übernahme zusätzlicher Aufgaben und Projekte. Auch die Verbesserung der eigenen Qualifikation – etwa durch den Abschluss eines berufsbegleitenden Studiums – kann als Begründung dienen.
Die Gehaltsnachverhandlung hat jedoch einen großen Nachteil: Als Ausgangspunkt dient stets das Ursprungsgehalt. Selbst wenn das branchenübliche Einkommen mittlerweile stark gewachsen ist, bekommen Angestellte meist nur wenige Prozent mehr. Je nach Job, Alter, Berufserfahrung und weiteren individuellen Faktoren können Beschäftigte bis zu 5 Prozent mehr Gehalt fordern. Ein höherer Prozentanteil ist nur im absoluten Ausnahmefall, wie beispielsweise bei einer Beförderung möglich. Die neue Firma hat dagegen einen deutlich größeren Spielraum.
Nichts verpassen: Alles rund ums Thema Karriere finden Sie im regelmäßigen Karriere-Newsletter unseres Partners Merkur.de.
Inflation und Lebenshaltungskosten sorgen für Gehaltsreduzierung
2022 betrug die Inflation in Deutschland im Durchschnitt 7,9 Prozent. Vor allem Energie und Lebensmittel waren so teuer wie nie zuvor. Das führte dazu, dass Beschäftigte plötzlich einen deutlich größeren Teil ihres Gehalts für Lebenshaltungskosten aufwenden mussten. Dadurch kam es zu einem Kaufkraftverlust: Eine bestimmte Geldsumme reichte nicht mehr aus, um wie üblich den Einkauf oder die Miete zu bezahlen. Selbst wenn die Inflationsrate niedriger ist, verliert das Einkommen monatlich an Wert. Wer ein konstantes Gehalt von 2.500 Euro netto pro Monat erhält, sollte nach einem Jahr dementsprechend mehr verdienen. Bei einer Inflation von 7 Prozent sollten es also 2.675 Euro sein. Dabei handelt es sich um den inflationsbereinigten Reallohn.
Laut dem Statistischen Bundesamt konnten sich die meisten Deutschen 2022 trotz Lohnerhöhungen weniger leisten als im Jahr davor. Obwohl die Löhne auf dem Papier um rund 3,4 Prozent stiegen, sank der Reallohn um 4,1 Prozent. Dafür verantwortlich war die hohe Inflationsrate.
Rubriklistenbild: © IMAGO
