Gender Care Gap
Deutliche Zahlen: Frauen leisten 43,8 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer
Im Durchschnitt verbringen Frauen in der Woche knapp 30 Stunden mit unbezahlter Arbeit, Männer hingegen nur 21 Stunden. Das ergab eine Studie.
Die Lücke wird kleiner, der Aufwand größer. Das sind die Kernessenzen der neuen Zeitverwendungserhebungen (ZVE) des Statistischen Bundesamtes. Diese wurden am 28. Februar 2024 präsentiert. Einen Tag vor dem Equal Care Day, der alle vier Jahre am 29. Februar stattfindet, um darauf aufmerksam zu machen, dass Fürsorgearbeit wie Pflege und Erziehung teilweise unbezahlt und gesellschaftlich unsichtbar ist. Zurück zur Studie, worum geht es überhaupt? Die Studie befasst sich mit der Zeit an unbezahlter Arbeit, die Frauen und Männer pro Woche aufbringen. Dazu zählen Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten, Essenszubereitung sowie die Pflege von Kindern und erwachsenen Familienmitgliedern.
Gender Care Gap sinkt im Zehnjahresvergleich deutlich
Die Ergebnisse, die das Jahr 2022 betreffen, sprechen eine deutliche Sprache: Pro Woche verrichten die betroffenen Frauen durchschnittlich 29,47 Stunden unbezahlte Arbeit, die Männer hingegen 20,43 Stunden. Ergibt eine Differenz von 43,8 Prozent. Deutliche Zahlen, zweifelsohne. Allerdings schließt sich die Schere zwischen den Geschlechtern. Bei der letzten vergleichbaren Studie des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2012 hatte der Unterschied noch bei 52,4 Prozent gelegen. Der Gender Care Gap ist nicht der einzige Wert, der eine deutliche Sprache spricht – beim Gender Pay Gap sieht es nicht viel besser aus.
Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, hat eine klare Meinung zu den Ergebnissen: „Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich. Dabei hat sich die Zeit, die Frauen wöchentlich mit unbezahlter Arbeit verbringen, im Zehnjahresvergleich sogar um knapp 20 Minuten erhöht. Allerdings stieg der Zeitaufwand bei den Männern noch stärker, nämlich um gut 1 Stunde und 20 Minuten.“
Am meisten Zeit – 6,46 Stunden wöchentlich – wenden Frauen für die Zubereitung von Mahlzeiten sowie Hausarbeiten in der Küche auf. Bei Männern liegen hingegen Einkaufen sowie handwerkliche Tätigkeiten vorne – mit 3,59 Stunden.
| Unbezahlte Tätigkeit | Wöchentlicher Zeitaufwand Frauen | Wöchentlicher Zeitaufwand Männer |
|---|---|---|
| Kochen, Hausarbeit in der Küche | 6,46 Stunden | 3,40 Stunden |
| Waschen, Hausarbeiten | 6,28 Stunden | 2,52 Stunden |
| Einkaufen, Haushaltsorganisation | 4,51 Stunden | 3,59 Stunden |
| Gartenarbeit, Tierpflege, Handwerk | 3,18 Stunden | 3,59 Stunden |
| Betreuung und Pflege von Familienmitgl. | 3,39 Stunden | 1,56 Stunden |
| Ehrenamt und freiwill. Engagement | 1,56 Stunden | 1,54 Stunden |
| Wegzeiten bei unbezahlten Arbeiten | 2,49 Stunden | 2,23 Stunden |
Ebenfalls interessant: jede vierte erwerbstätige Mutter – 24,1 Prozent – schätzt die für Erwerbsarbeit verfügbare Zeit als zu knapp bemessen ein. Hingegen erklärte jeder vierte erwerbstätige Vater – 25,5 Prozent –, dass er zu viel Zeit auf der Arbeit verbringt. Das Bundesamt für Statistik bringt es vereinfacht auf den Punkt: Eine von vier erwerbstätigen Müttern würde gerne mehr Zeit für Beruf und Karriere haben, einer von vier erwerbstätigen Vätern würde demgegenüber gerne weniger Zeit damit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
Rubriklistenbild: © Cavan Images/IMAGO
