Handwerksbälle: Eine aussterbende Tradition?
„Herzhaft wie eine gschmackige Bratwurst“ – So lecker war der Metzgerball in Rosenheim
Endlich war es wieder so weit. Eine rauschende Ballnacht mit vielen Überraschungen erlebten die Gäste beim Ball der Rosenheimer Metzgerinnung. Auch in diesem Jahr lud der Metzgerburschenverein ins Gasthaus Höhensteiger ein. Was den Ball dieses Jahr so besonders machte.
Von Susanne Grun
Rosenheim – „Lassen wir die Sorgen draußen und die Freude herein! Traditionell wie unser edles Metzgerhandwerk und herzhaft wie eine gschmackige Bratwurst – so muss ein Ball sein!“ Mit diesen Worten eröffnete Hubert Lohberger, Obermeister der Metzgerinnung Rosenheim, den diesjährigen Ball. Rar sind sie geworden, die Handwerkerbälle in Bayern.
Den traditionellen und besonderen Ball des Metzgerburschenvereins Rosenheim (in diesem Jahr organisiert von Andreas Heindl und Jenny Krause) gibt es schon seit über 80 Jahren. Das genaue Jahr der ersten Veranstaltung lässt sich leider nicht mehr feststellen, doch laut Altobermeister Wolfgang Staudhammer gab es diesen Ball schon vor dem Krieg. Damals war es ein ganz besonderes Privileg der Meisterstöchter, den Ball zu eröffnen und einen ganzen Abend lang Ballkönigin zu sein.
Neue Bräuche für den Metzgerball
Leider konnte man diesen schönen Brauch aufgrund des Mangels an Metzgern und somit auch deren Töchtern in dieser Form nicht mehr aufrecht erhalten und so wird seit vielen Jahren der Ball deshalb von den Prüfungsbesten des Abschlussjahrgangs mit dem obligatorischen Walzer eröffnet. Dieses Jahr hatten Elisabeth Kaffl vom Lehrbetrieb Kürmeier in Brannenburg und Vitus Humpelt vom Lehrbetrieb Rumpl in Bruckmühl die Ehre, den Ball mit ihrem Tanz zu eröffnen.
Besonders war es auch, dass die Gäste bereits am Eingang mit einem Glas Sekt begrüßt wurden und jede Dame zusätzlich eine rote Rosen überreicht bekam. Wunderschöne Frauen in Glitzerroben und fesche Herren mit Fliege brachten Glamour in den nobel und elegant gestalteten Saal des Gasthof Hotel Höhensteiger in Westerndorf St. Peter. Bereits seit über 30 Jahren findet der Metzgerball nun schon hier statt.
Musikalisch führten durch den Abend die Chiemsee Casanovas, die von den klassischen Tänzen bis hin zu Soul auch aktuelle Songs spielten und so für ein allzeit gut gefülltes und lebendiges Tanzparkett sorgten.
„Ein Herz für Metzger“
Der Blick ins Publikum zeigte zahlreiche Politprominenz. So hatten sich unter die Gesellschaft auch der Landtagsabgeordnete der CSU, Sebastian Friesinger mit Frau Walburga, die Geschäftsführerin der CSU Rosenheim, Mihaela Hammer mit ihren Eltern und auch die Stadträtin Ulrike Plankl (CSU) mit Ehemann Ludwig, sowie der Stadtrat Georg Soyer (CSU) mit Frau Maria gemischt. Die stellvertretende Landrätin und SPD Kreisfraktionsvorsitzende Alexandra Burgmeier kam mit Mann Hans und verriet: „Ich habe ein Herz für Metzger. Ich freue mich sehr auf diesen Abend!“
Doch nicht nur die Politik war zahlreich vertreten, auch Gäste aus Handwerk und Wirtschaft waren zu sehen am diesjährigen Metzgerball: Kreishandwerksmeister Rudi Schiller schwang das Tanzbein genauso wie Mirjana Berndanner, Geschäftsführerin der Kreishandwerksschaft Rosenheim.
Die stellvertretende Kreisbäuerin, Maria Fischbacher, kam ohne ihren Mann Thomas, denn dieser war bereits mitten in den Vorbereitungen für die Teilnahme an der Großkundgebung auf der Münchner Theresienwiese, wie sie berichtete. Der Bayerische Bauernverband Kreisverband Rosenheim ist Mitinitiator und Unterstützer der sogenannten Bauernbewegung und hatte das Bündnis „Hand in Hand für unser Land“ ins Leben gerufen.
Hohe Besuch auf dem Metzgerball
Den Anfang des Showabends machten dann die Crazy Teens der Kinder- und Jugendgarde Rosenheim-Kastenau mit ihrem aktuellen Programm. Stimmungsvoll, gut getanzt und mit coolen Beats sorgten die Kinder für viel Applaus unter den Ballgästen.
Weil die Rosenheimer Faschingsgilde hier im Gasthof Hotel Höhensteiger während der närrischen Zeit ihre Zentrale eingerichtet hat, bot sich natürlich ein Heimspiel geradezu an. Und so kamen die Ballbesucher an diesem Abend in den Genuss des kompletten Programms der Faschingsgilde Rosenheim rund um das Prinzenpaar Prinzessin Bernadette I., Hüterin über Gesundheit aus dem Reich der singenden Freunde, und Prinz Oliver I., ringender Kämpfer aus dem hohen Norden.
Vom Gardemarsch der feschen Gardemädchen über den Prinzenwalzer und den Ordensverleihungen bis hin zum Showtanz. Besonders in diesem Jahr: Prinzessin Bernadette I. sang live und mit erstklassigem Stimmklang „Somewhere over the rainbow“. Die letzten Tage waren allerdings für Prinz Oliver I. nicht ganz leicht gewesen, hatte er doch am Mittwoch noch 40 Grad Fieber, wie Michaela Gietl, Mutter von Prinzessin Bernadette I. im Gespräch erzählte. Mit allerlei mütterlichen Heilungskünsten und Medizin konnte der Prinz seine Auftritte aber wunderbar präsentieren. „Aus Liebe zu Bernadette stehe ich das durch“, sagte Prinz Oliver I. Und das hat er. Perfekt getanzt und mit ganz viel Liebe zu seiner Prinzessin in den Augen konnten die Ballgäste natürlich auch das Showprogramm des Jahres „La Isla Rosalia“ genießen.
Ein weiterer schöner Punkt an diesem Abend waren die von Mario Schmitt (Hofmarschall der Faschingsgilde Rosenheim) übermittelten Dankesworte der Metzgerburschenverein Rosenheim an die Unternehmerin Angelika Lohberger: „Wir bedanken uns im Namen Aller recht herzlich für die Unterstützung und deine geleistete Arbeit.“ Im Gespräch am Tisch erzählte Angelika Lohberger: „Besonders gefreut hat mich, dass sich so viele liebe Menschen um mich herum kennenlernen konnten. Die Stimmung war wahnsinnig positiv.“
Zusammen mit ihrem Mann Hubert und ihren Kindern Lukas und Franziska bleibt sie mit immer neuen Ideen am Puls der Zeit und verbessert auch das Familienunternehmen, die Metzgerei Lohberger am Salzstadl in Rosenheim, mit viel Leidenschaft täglich Schritt für Schritt.
Das Menschliche, das Nahbare, das Familiäre und die überall spürende Herzlichkeit und Gemeinschaft, der Zusammenhalt der Menschen aus den vermeintlichen Konkurrenzbetrieben – das machte diesen Ball zu etwas ganz Besonderem.





