Nachgefragt bei Veranstaltern von Faschingspartys im Mangfalltal
Indianer? Terrorist? Faschist? Bei welcher Verkleidung bei Narren aus der Region der Spaß aufhört
Wäre Prinz Harry in der SS-Uniform, die er 2005 auf einem Kostümfest getragen hatte, bei Faschingspartys im Mangfalltal durch die Einlasskontrollen gekommen? Wohl kaum! Was für die Veranstalter noch tragbar ist – und wo für sie der Spaß aufhört.
Bad Aibling/Kolbermoor/Bruckmühl/Feldkirchen-Westerham – Vom Pirat bis zur Prinzessin, vom Ritter bis zum Römer: Klassische Faschingsverkleidungen werden auch in der aktuellen Narrensaison wieder Hochkonjunktur haben. Wer etwas mehr Kreativität an den Tag legen will, der verkleidet sich beispielsweise als ganzer Baum inklusive frischem Blattwerk, als aufwendig geschminkte Elbin aus „Herr der Ringe“ oder – passend für die gesamte Clique – als Mario, Yoshi, Peach &. Co., Protagonisten des Nintendo-Spielekassikers Super Mario.
Faschingsverkleidungen, die sicherlich allesamt keinen Anlass zur Kritik geben. Dass es aber Kostümierungen jenseits des guten Geschmacks gibt, hatte nicht zuletzt der britische Prinz Harry bewiesen, als er 2005 in SS-Uniform zu einer Kostümparty erschienen war und sich wenig später mit Titelschlagzeilen wie „Harry the Nazi“ (The Sun) oder „Royal Nazi“ (New York Post) konfrontiert sah. In Deutschland hingegen ist vor Jahren eine bis heute andauernde Diskussion darüber entbrannt, ob und in wie weit das Tragen eines Indianer-Kostüms die Gefühle der indigenen Bevölkerung Nordamerikas verletzt.
Wer im Mangfalltal als Indianer verkleidet im Fasching unterwegs ist, wird dennoch kaum befürchten müssen, schief angeschaut oder zurechtgewiesen zu werden. Doch gibt es Verkleidungen, bei denen den Veranstaltern der großen Faschingspartys in der Region das Lachen vergeht und dem potenziellen Gast der Zutritt verweigert wird?
„Mallorca“ lautet das Motto bei der Triple-M-Party in Kolbermoor
„Wir hatten noch keinen Fall, bei dem wir einen Besucher aufgrund seiner Verkleidung nicht reingelassen haben“, sagt Manuel Eckert (34), Präsident des Faschingsvereins Mangfalltal aus Kolbermoor, der am Samstag, 3. Februar, ab 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr) zur großen Triple-M-Party (Mareis-Saal meets Mangfalltal) lädt. Als Motto hat der Faschingsverein heuer „Mallorca“ ausgegeben und für den Abend mit Andy Luxx einen DJ engagiert, der regelmäßig im mallorquinischen „Mega-Park“ auflegt. Für Eckert ein Motto, das ganz im Trend liegt: „Bei Faschingsveranstaltungen wie in Prien oder Vogtareuth, bei denen wir selbst am Start waren, hat sich gezeigt, dass das Thema Ballermann derzeit wirklich in puncto Verkleidungen angesagt ist.“
Wobei aber bei der Triple-M-Party natürlich auch nahezu jede andere Verkleidung erlaubt sei – „so lange der Gast dabei den gesunden Menschenverstand walten lässt, wovon ich bei unseren Besuchern aber auch stark ausgehe“, so Eckert in Hinblick auf grenzüberschreitende Maskeraden wie SS-Uniformen oder Terroristen-Verkleidungen. Kostümierungen, die beispielsweise mit der Nationalität spielen, findet der Faschingspräsident hingegen völlig unkritisch. „Es geht ja schließlich darum, dass die Menschen Spaß haben“, sagt Eckert. „Derartige Verkleidungen haben ja nichts mit etwaigen geschichtlichen Hintergründen zu tun oder damit, diese Personen lächerlich zu machen.“
Wobei sich Eckert selbst über sein Kostüm für die Triple-M-Party keine Gedanken machen muss. „Ich muss gestehen, dass ich früher ein totaler Gegner von Verkleidungen war“, sagt der 34-Jährige und lacht. Heute habe er es in puncto Maskerade ja recht leicht: „Wir haben ja in unseren Vereinsfunktionen unsere Anzüge mit Fliege und unsere Showkostüme. Da stellt sich die Frage gar nicht.“
Fast 2000 Besucher werden zur „Bauer sucht...“-Party erwartet
Knapp 2000 verkleidete Gäste – mit dieser Besucherzahl rechnet die Burschenschaft Harthausen-Ellmosen bei ihrer „Bauer sucht...“-Party, die am Samstag, 27. Januar, ab 20 Uhr am ehemaligen US-Camp Bad Aibling steigt. Was die Burschen und die Dirndl des Vereins anziehen, steht dabei schon fest, wie Vorsitzender Kilian Nitsch (23) gegenüber dem OVB erklärt. „Die Mädels gehen, passend zum Titel der Party, als Bäuerinnen. Wir Burschen tragen ein T-Shirt mit unserem Logo sowie eine Kuhhose.“
Verkleidungen, die sicherlich keine Kritik auslösen werden. Auch sonst findet Nitsch, dass man die Kostüme der Besucher nicht so bierernst nehmen sollte. „Ich persönlich finde es überhaupt nicht verwerflich, wenn sich beispielsweise jemand als Indianer verkleidet“, sagt der 23-Jährige. „Damit will man ja niemanden verspotten, sondern eher das Gegenteil. In der Kindheit hat man sich ja so ein Kostüm ausgesucht, weil man Indianer toll gefunden hat.“ Was laut Nitsch allerdings gar nicht geht: Verkleidungen mit nationalsozialistischem Bezug. „Das ist ein absolutes No-Go“, findet der Vereinsvorsitzende, der aber glaubt, „dass so etwas bei uns auch nicht passiert“.
Stichwort Faschingskostüme: In dieser Verkleidung droht sogar eine Gefängnisstrafe
So manches Faschingskostüm überschreitet nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks, sondern auch die Grenzen dessen, was erlaubt ist. Wer beispielsweise volksverhetzende oder verfassungswidrige Kostüme wie SS-Uniformen trägt oder eine Maskerade wählt, die auf verbotene Symbole wie beispielsweise das Hakenkreuz setzt, der muss mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen. Auch bei Uniformen ist Vorsicht geboten. Wer sich beispielsweise als Polizist verkleidet und seine Maskerade so wählt, dass der Unterschied zur echten Dienstkleidung kaum zu unterscheiden ist, kann ebenfalls mit Geld- oder Haftstrafen belegt werden. Teuer kann es zudem werden, wenn mitgeführte Spielzeugwaffen als Accessoires nicht deutlich von echten Waffen zu unterscheiden sind. Dann kann ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro fällig werden.
Kostüme, die die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten könnten? Damit rechnen auch die Organisatoren des Pfarrfaschings Bruckmühl, der am Freitag, 26. Januar, ab 20 Uhr im katholischen Pfarrheim Bruckmühl steigt, nicht, wie Martin Kramer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Bruckmühl, zu verstehen gibt. Er zweifelt sogar an, dass dort Gäste sein werden, die beispielsweise mit einer Indianer-Verkleidung eine Diskussion über kulturelle Aneignung vom Zaun brechen könnten. „Es sind ja eher die älteren Gemeindemitglieder, die zum Pfarrfasching kommen“, sagt Kramer. „Und deren Verkleidung besteht oftmals ja eher aus bunten Anziehsachen und vielleicht ein paar glitzernden Elementen.“
Ein Faschingsmuffel im Pfarrgemeinderat
Er persönliche sehe aber auch eine Verkleidung als Indianer oder Indianerin nicht als kritisch an. „Für mich wäre das persönlich überhaupt kein Problem“, sagt der Pfarrgemeinderatsvorsitzende, der allerdings ergänzt: „Wie das meine Mitstreiter im Pfarrgemeinderat sehen, weiß ich nicht.“ Und mit welchem Kostüm wird er versuchen, am Freitagabend die Blicke auf sich zu ziehen. „Mit keinem“, sagt Kramer und lacht. „Ich kann nämlich ehrlich gesagt mit Fasching überhaupt nichts anfangen und gehe daher auch nicht hin.“
Von der Bezeichnung Faschingsmuffel werden die zahlreichen Kinder, die bereits jetzt dem großen Kinderfasching der Faschingsgilde Vagen am Sonntag, 4. Februar, ab 13 Uhr in der Faganahalle in Vagen entgegenfiebern, weit entfernt sein. Probleme mit fragwürdigen Kostümen werden aber auch hier nicht erwartet, wie Benedikt Meixner (34), Präsident der Faschingsgilde Vagen, verrät. „In den 16 Jahren, in denen ich jetzt dabei bin, hat es noch nie irgendwelche Probleme mit einer unpassenden Verkleidung gegeben“, sagt der 34-Jährige, der auch Spielzeugwaffen als Accessoires – beispielsweise für die Cowboys – als „völlig unproblematisch“ ansieht.
Bei den Kindern stehen tierische Verkleidungen hoch im Kurs
Doch was sind eigentlich die Kostüm-Hits beim Vagener Kinderfasching? „Viele kleine Mädchen wollen natürlich als Prinzessin gehen“, sagt Meixner. „Bei den Buben ist hingegen die Cowboy-Verkleidung hoch im Kurs.“ Im Trend liegen laut dem Präsidenten zudem tierische Maskeraden. Meixner: „Von der Biene über den Schmetterling bis zum Marienkäfer ist wirklich alles dabei.“
Selbstverständlich wird Meixner selbst – ebenso wie viele seiner Mitstreiter aus der Faschingsgilde – beim Vagener Kinderfasching am Start sein. Und in welcher Verkleidung wird sich der Präsident präsentieren? „Das weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht“, so Meixner, der das „spontan entscheiden“ wird. Meixner: „Ich stehe dann am Sonntagvormittag vor meinem Faschingsschrank, in dem sich die ganzen Kostüme der vergangenen Jahre gesammelt habe, und werde mich kurzfristig entscheiden, als was ich gehe.“
