Nach kritischem Laborbefund
Zu viele Keime: Nichtschwimmerbecken im Waldkraiburger Waldbad vorsorglich gesperrt
Weil bei einer mikrobiologischen Untersuchung zu viele Keime festgestellt wurden, haben die Stadtwerke das Nichtschwimmerbecken im Waldbad vorsorglich gesperrt. Bis eine weitere Untersuchung Entwarnung gibt, bleibt das Becken zu.
Waldkraiburg – „Was, das Nichtschwimmerbecken ist zu?!“ Diane Kirmeier ist mit ihren beiden Töchtern eigens aus Heldenstein rüber gefahren, um mal ins Freibad zu gehen. Und dann das. Klar sind die Drei an der Waldbadkasse enttäuscht, bleiben aber doch da. Wie ihnen geht es sicher vielen Besuchern, seit die Stadtwerke das Becken gesperrt haben. Bei einer routinemäßigen Untersuchung stellte ein Labor zu viele Keime im Nichtschwimmerbecken fest.
Dreimal am Tag nehmen die Stadtwerke eigene Messungen vor, alle zwei Wochen erfolgt eine Beprobung durch ein unabhängiges Labor. Dabei sei im Nichtschwimmerbecken „eine Grenzwertüberschreitung“ festgestellt worden, sagt Robert Kratzenberg, Geschäftsbereichsleiter Sportanlagen.
Reinwasser und Beckenwasser untersucht
Bei der Beprobung werden Reinwasser nach der Filterung und Beckenwasser auf bestimmte Parameter untersucht, unter anderem auf die sogenannte Koloniezahl, die alle Keime erfasst. Dabei sei habe es auffällige Werte gegeben, bestätigt Kratzenberg. Um welche Keime es sich handelt und wo die Nester entstehen, könne er derzeit nicht sagen.
Keime im Leitungsnetz oder in Filteranlagen?
Keime können sich nach seinen Worten im Leitungsnetz vermehren oder auch in den Filteranlagen. „Dass sie sich im Becken vermehren, ist relativ unwahrscheinlich.“
Nach Hochchlorung neue Probe veranlasst
Am Samstag wurde der Nichtschwimmerbereich für das Publikum gesperrt und eine Hochchlorung vorgenommen. Maximal 0,6 Milligramm Chlor pro Liter sind für den Menschen verträglich. Um die Bakterien abzutöten, wurden mehr als 1,0 Milligramm pro Liter zugesetzt und eine weitere Probe veranlasst.
Die mikrobiologische Untersuchung benötigt einige Tage. Bis auf Weiteres darf das Becken nicht genutzt werden. Kratzenberg geht davon aus, dass es am Wochenende, spätestens ab Montag wieder frei gegeben wird, sofern der Laborbericht negativ ist.
Er betont, dass die Grenzwertüberschreitung „sehr gering“ sei. Laut Empfehlung des Umweltbundesamtes hätten die Stadtwerke bei diesen Werten das Becken am Tag nach der Hochchlorung freigeben können.
Nicht zum ersten Mal Probleme mit Keimen
Doch der Badbetreiber will auf Nummer sicher gehen. Darauf legt der Geschäftsbereichsleiter Wert: „Wir haben proaktiv gehandelt, das Gesundheitsamt informiert und gesperrt.“ Die Sperrung sei also nicht auf behördliche Anweisung hin geschehen.
Die Stadtwerke haben Erfahrung mit Keimen. 2017, mitten in den Sommerferien, mussten deshalb vorübergehend Sport-, Wellen- und Babybecken gesperrt werden. Damals seien mehrere Hochchlorungen gefahren worden, außerdem habe man in einigen Filtern das Material ausgetauscht, so Kratzenberg.
In 50 Jahre keine umfassende Sanierung
In der Saison 2020 seien zwar das Sport- und das Sprungbecken für einzelne Tage gesperrt worden, jedoch nicht, weil Grenzwerte überschritten wurden, sondern weil die Chlorung ausgefallen war.
Das Alter der Anlagen macht sich bemerkbar. 50 Jahre steht das Waldbad schon und hat in dieser Zeit keine umfassende Sanierung gesehen. In den 1970er-Jahren wurden außerdem andere Standards vorgegeben. „Die Umwälzvolumina waren damals viel geringer als heute.“
Fördervereinsvorsitzender: „Das zeigt, wie dringend erforderlich Sanierung ist“
Die Sperrung des Nichtschwimmerbeckens mache „noch einmal deutlich, wie dringend erforderlich die Sanierung ist“, sagt Jürgen Zabelt. Der Vorsitzende des Waldbad-Fördervereins findet es jammerschade, dass das Becken geschlossen werden musste. Schließlich fällt damit auch eine der großen Attraktionen, die mehr als 70 Meter lange Wasserrutsche, aus. Ein Problem ist das auch für Schwimmkurse. Einige Kursgruppen behelfen sich laut Bademeister Michael Spierling damit, ins Wellenbecken zu wechseln.
„Natürlich verstehe ich, dass kein Geld mehr in die Infrastruktur gesteckt wird“, sagt Zabelt. Der Architektenwettbewerb für ein rundum erneuertes Bad ist bereits im Gange. 2024 soll es so weit sein.
Gesundheitsamt: Reine Vorsichtsmaßnahme, keinerlei gesundheitliche Gefahr für Badegäste
„Bei der vorliegenden Grenzwertüberschreitung im Schwimmbad Waldkraiburg lag zu keinem Zeitpunkt eine gesundheitliche Gefahr für die Badegäste vor“, erklärt das Gesundheitsamt auf Anfrage und gibt auf der ganzen Linie Entwarnung. Bei der Sperrung des Beckens handle es sich um eine vom Betreiber durchgeführte „reine Vorsichtsmaßnahme, die sogar das normale routinemäßige Vorgehen bei solchen Überschreitungen übertrifft“. Nach Angaben der Behörde hat es in dieser Saison landkreisweit noch keine Sperrung von Bädern oder einzelnen Becken in öffentlichen Bädern gegeben.