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Düsteres Bild am Muttertag?

Verkaufsoffener Sonntag in Waldkraiburg- Warum einige Einzelhändler ihr Geschäft trotzdem nicht aufschließen

Geschäftsfrau Andrea Schmieder betreibt einen Laden am Waldkraiburger Stadtplatz.
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Geschäftsfrau Andrea Schmieder betreibt einen Laden am Waldkraiburger Stadtplatz.

Eigentlich sollte der verkaufsoffene Sonntag am Muttertag zum Einkaufen anregen. Aber nicht alle Einzelhändler machen mit. Manche bleiben daheim und zeichnen auch sonst ein düsteres Bild.

Waldkraiburg – Am Sonntag ist wieder „Kunst & Kommerz“. Dann strömen die Menschen in die Stadt, flanieren über den Stadtplatz, die Berliner Straße und den Sartrouvilleplatz, genießen den Muttertag und stürmen an dem verkaufsoffenen Sonntag die Geschäfte. Wirklich?

„Ich hatte letztes Mal am ganzen Tag nur eine einzige Kundin“, erzählt Maria Pelger vom Modegeschäft Benetton in der Berliner Straße. Am verkaufsoffenen Sonntag aufsperren? „Das lohnt sich nicht.“ Ihre Konsequenz: „Ich mache am Sonntag nicht auf. Das tut mir echt leid.“ Sie ist damit nicht alleine. Auch ein Schuhgeschäft, dessen Mitarbeiter nicht zitiert werden möchten, bleibt zu.

Einen Tag im Geschäft für 50 Euro

Alexandra Schneider von Wäsche Wachutka am Stadtplatz überlegt ebenfalls: „Ich hatte bisher immer offen.“ Aber die Kombination Sonntag, Muttertag und wenig Umsatz lässt die Mutter zögern. „Ich hadere noch. Die Entscheidung war noch nie so schwer wie jetzt.“ Denn eigentlich freut sie sich auf den Sonntag mit „Kunst & Kommerz“: „Es ja total wichtig, dass es wieder ein normales Leben gibt.“

Andrea Schmieder, die Handarbeitsgeschäft hat, kann das verstehen: „Ich habe letztes Mal 50 Euro Umsatz gemacht.“ Und das am Stadtplatz „in der besten Lage“. Da sei es nachvollziehbar, dass Geschäftsleute den Tag lieber mit ihrer Familie verbringen.

Erfolgsrezept für verkaufsoffene Sonntage

Schmieder ist auch Schriftführerin der Aktionsgemeinschaft Handel und Handwerk in Waldkraiburg (AHHW), die den verkaufsoffenen Sonntag organisiert. Ihr Vorstandskollege Adi Schäftlmeier, zweiter Vorsitzender der AHHW, hat dagegen in seinem Sportgeschäft andere Erfahrungen gesammelt: „Wir haben an den verkaufsoffenen Sonntagen immer überdurchschnittliche Umsätze.“ Sein Erfolgsrezept? „Wir starten immer schon Tage vorher eine Aktion.“ Die werde gezielt beworben und erreiche an dem verkaufsoffenen Sonntag ihren Höhepunkt – mit dem entsprechenden Umsatz. Gezielte Aktionen, Veranstaltungen sowie ein passendes Wetter, „dann kommen die Leute“. Aber auch unter der Woche geht es den Einzelhändlern nicht gut. „Zuerst hatten wir Corona“, so Schäftlmeier, „und jetzt den Krieg.“

Bis zu 50 Prozent Umsatzrückgang

Es ist Mittwochvormittag, Markttag. Doch in der Berliner Straße ist wenig Betrieb. Pelger hat in ihrem Geschäft problemlos Zeit für ein Interview. Sie ist allein im Laden. Niemand kommt. Die farbenfrohe Mode liegt säuberlich arrangiert und unberührt im Regal.

„Ich habe Tage, da habe ich nur eine einzige Kundin“, so die Geschäftsfrau, die ihr Geschäft seit 27 Jahren am gleichen Standort hat. „Eigentlich bräuchte ich fünf am Tag. Und da rede ich nicht vom Reich werden.“

Gegenüber der Zeit vor Corona brach ihr Umsatz um 45 Prozent ein. Pelger: „Ich habe viele Kunden seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.“ Ähnliches berichtet Andrea Schmieder: Auch bei ihr brach am Stadtplatz das halbe Geschäft weg.

Es gibt auch Lichtblicke

Bei Alexandra Schneider läuft es auf der anderen Seite des Stadtplatzes dagegen wieder gut. „Ich kann mich nicht beklagen.“ Ihr Geschäft hat sich wieder erholt. Prompt kommen drei Frauen in den Laden. „Ich weiß, was ich will“, sagt eine gleich. Die anderen wollen sich erst einmal umsehen. Das Interview ist abrupt zu Ende; die Geschäftsfrau kann wieder arbeiten.

Die Waldkraiburger Einzelhändler leiden unter vielen Faktoren: Online-Handel und mangelnde Attraktivität der Innenstadt. „Es fehlt einfach die Laufkundschaft“, sagt Pelger. Die Menschen müssten mehr vor Ort einkaufen. Es fehlt auch Nachwuchs. „In letzter Zeit haben dreizehn Familienbetriebe geschlossen, weil keiner das Geschäft übernehmen wollte“, so Schäftlmeier.

Hinzu kommen die geänderten Bedürfnisse. „Die Leute wollen raus, Essen gehen, Sport treiben, die Freizeit und Natur genießen“, so Schäftlmeier. Ein Einkaufsbummel stehe da hinten an. Das merkt er auch in seinem Geschäft.

Krieg bremst Shoppinglaune

Und natürlich machen sich der Krieg sowie die Inflation bemerkbar: „Während Corona konnten die Leute das Geld nicht ausgeben. Jetzt halten sie es zusammen“, so Schäftlmeier.

Aufgeben ist aber für die Unternehmer trotz aller Probleme kein Thema. Andrea Schmieder: „Ich hoffe jeden Monat, dass es wieder besser wird.“ Auch Maria Pelger macht weiter: „Man überlegt schon, wie lange es noch geht. Aber ich bin eine Kämpferin.“

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