Diskussion im Bauausschuss
Was braucht Waldkraiburg dringender – Reihenhäuser oder Geschosswohnungsbau?
Die Diskussion um die Bebauung eines fast 6000 Quadratmeter großen Grundstücks im nördlichen Stadtgebiet wird zur Grundsatzentscheidung: Was braucht Waldkraiburg mehr – Reihenhäuser oder Geschosswohnungsbau?
Waldkraiburg – Es geht um ein Grundstück nahe dem Haus Sudetenland, an der Ecke Porsche-/Kopernikusstraße. Bislang steht dort nur ein großes Einfamilienhaus. Geltende Bebauungspläne sehen im südlichen Teil des Grundstücks ein Doppelhaus und einen Dreispänner vor. Jetzt diskutierte der im Stadtentwicklungsausschuss über das Grundstück.
Wasserleitung führt durch Grundstück
Weil eine Hauptwasserleitung durch das Grundstück führt, war bislang mehr nicht möglich. Das hat sich geändert, seit klar ist, dass die Wasserleitung still gelegt werden kann.
Ein Investor, der das Areal erworben hat, will nun nachverdichten. Eine große Grünfläche soll erhalten bleiben. Mit dieser Maxime ging die Stadt an die Änderung des Bebauungsplanes.
Ersten Entwurf mit zwei Mehrfamilienhäusern und fast 50 Wohneinheiten hatte Ausschuss abgelehnt
Einen ersten Planentwurf, der um eine große Grünfläche herum in zwei Mehrfamilienhäusern fast 50 Wohneinheiten vorsieht (siehe Infokasten), hatte der Ausschuss im Mai mehrheitlich abgelehnt und eine lockerere Bebauung gefordert.
Neue Variante mit lockerer Bebauung
Jetzt hat das Planungsbüro, das das Konzept entwickelt hatte, eine Variante ausgearbeitet, die den zunächst geplanten massigen Winkelbau in zwei Gebäude trennt und den geschlossenen Block an der Kopernikusstraße verkürzt. Das passe besser ins Gesamtbild, die Maßstäbe der Bestandsgebäude in der Umgebung würden nicht gesprengt, so Planer Uwe Feickert.
Alternative: 20 Reihenhäuser
Gleichzeitig hatte Feickert auf Wunsch des Ausschusses ein Konzept mit 20 Reihenhäusern erstellt. Die große Grünfläche fällt damit weg.
Anton Sterr (CSU) sah in der veränderten Planung für die Mehrgeschosswohnungen zwar eine Verbesserung, „aber noch keine Verbesserung, wie ich sie mir vorstelle“. Er bevorzuge den Vorschlag mit der Reihenhausbebauung, weil er dafür einen größeren Bedarf sehe.
Bauamtsleiter: Weiter bedarf an Geschosswohnungsbau
Bauamtsleiter Carsten Schwunck widersprach. So wie beim sozialen oder einkommensorientierten Wohnungsbau ist die Stadt Waldkraiburg aus seiner Sicht auch bei Reihenhäusern „gut versorgt“. Er verwies auf die laufende Ausweisung des neuen Baugebiets West, Pläne für eine Öko-Siedlung in Niederndorf sowie die mögliche Ausweisung eines Baugebiets in St. Erasmus. Geschosswohnungen würden den Bauträgern nach wie vor „aus den Händen gerissen“.
UWG-Stadtrat: Wertvollen Baugrund in der Innenstadt nicht für Reihenhäuser verschwenden
Ulli Maier (UWG) lehnt die dichte Bebauung mit Reihenhäusern kategorisch ab. Das sei die „unglücklichste Variante, die man machen kann“. Er bedauerte, „in Innenstadtnähe wertvollen Baugrund für 20 Reihenhäuser zu verschwenden, die wir dort reinpressen“.
Bürgermeister: Große Grünfläche erhalten
Die moderate Nachverdichtung mit einer „tollen Grünfläche“ schaffe über 20 Wohneinheiten mehr, 90 bis 110-Quadratmeter-Wohnungen für Familien und kleinere für Singles und Paare.
Monika Rudolf (Grüne) sprach sich aus ökologischen Gründen für die Mehrgeschosswohnungen aus: „Unser Ziel ist es, mehr Wohnraum zu schaffen, aber möglichst wenig zu versiegeln.“
Auch der Bürgermeister favorisiert die Variante Geschosswohnungsbau: Mit der Tiefgarage sei das Parkproblem gelöst. „Und wir hätten eine innerstädtische Grünfläche.“
Umweltreferent für Reihenhäuser
Umweltreferent Wolfgang Hintereder (UWG) sprach sich für die Reihenhäuser aus. Auch sein Fraktionskollege Hans Vetter, leitender Mitarbeiter eines Waldkraiburger Unternehmens, setzt auf die Reihenhäuser. „Wir haben bei uns Mitarbeiter, die genau das suchen.“ Richard Fischer (SPD) sieht in den Geschosswohnungen mit Grünfläche die familienfreundlichere Variante.
CSU-Stadtrat: In Reihenhäusern mehr Wohnqualität als in jedem Wohnblock
Anton Sterr widersprach: „In Reihenhäusern habe ich mehr Wohnqualität als in jedem Block.“ Er verwies auf mehrere laufenden Geschosswohnungsbau-Projekte. „Über das Baugebiet West reden wir schon seit Jahren.“
Knappes Votum für Reihenhäuser
Ähnlich äußerte sich Christoph Vetter (UWG) „Reihenhäuser fehlen, ein kleiner Garten reicht den Leuten.“ Reihenhäuser dieser Größe seien „familienfreundlich und finanziell machbar“, so Charlotte Konrad (CSU). Mit 8:6 Stimmen sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Bebauungsplan auf der Grundlage des Reihenhaus-Konzepts zu ändern.
Der ursprüngliche Planentwurf sieht vor, zwei Gebäude zu errichten, die den Straßenraum fassen und sich rückwärtig zu einer gemeinsamen, großen Grünfläche orientieren: ein Block mit 14 Wohnungen an der Porschestraße, ein deutlich größerer Winkelbau mit 33 Wohneinheiten an der Kopernikusstraße. Die neue Variante des Planentwurfs, der nach Einwänden im Ausschuss geändert wurde, trennt den Winkelbau an der Kopernikusstraße in zwei Baukörper. Der Block entlang der Straße – gegenüber einem dreigeschossigen Gewerbebau – wird verkürzt. Er ist als viergeschossiges gestaffeltes Gebäude mit flachem Pultdach vorgesehen, die niedrigere Seite ist der Straße zugewandt.
Der davon abgetrennte Gebäudeteil in Ost-West-Richtung soll auf drei Geschosse abgestuft werden.
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Das Gebäude an der Porschestraße ist dreigeschossig mit flachem Pultdach vorgesehen. Auch hier liegt die niedrigere Seite an der Straße. Das geplante Gebäude ist mit 8,25 Meter Wandhöhe nicht höher als der zulässige Bestand (Wandhöhe sieben Meter, Satteldach mit 35 Grad Neigung). Das Obergeschoss ist als Staffelgeschoss ausgebildet, damit Dachterrassen und nach Süden ausgerichtete Balkone entstehen.
Die Stellplätze sind zum Großteil in einer Tiefgarage untergebracht. Damit bleibt eine 2500 bis 2800 Quadratmeter große, der Straße abgewandte Grünfläche erhalten, die als Aufenthaltsort dienen soll. Dachterrassen und Balkone sind darauf ausgerichtet. Die Planung ist so konzipiert, dass eine Birkenbaumreihe an der Porschestraße und markante Bäume an der Kopernikusstraße erhalten werden können.
Variante Reihenhausbebauung: Beim alternativen Konzept für eine Reihenhausbebauung wird nahezu das gesamte Grundstück genutzt. Die Grünfläche wird also überbaut. Der Planentwurf sieht vier Riegel mit jeweils fünf Reihenhäusern in Ost-West-Richtung vor, damit die Balkone nach Süden ausgerichtet sind.
Die Reihenhäuser erreichen bei einer Wandhöhe von 6,70 Metern und einem Satteldach mit 35 Grad Dachneigung eine Firsthöhe, die über der Traufhöhe der Pultdachgebäude liegt. Das Reihenhaus an der Porschestraße hat eine Grundfläche von 30 mal 11,5 Metern, die Reihenhäuser haben also eine Grundfläche von 69 Quadratmetern. Die Grundstücksgröße der Reihenmittelhäuser liegt bei 180 Quadratmetern.
Die Reihenhäuser an der Kopernikusstraße haben eine Grundfläche von 37,5 mal 9,5 Meter, jedes Haus also eine Grundfläche von 71 Quadratmetern. Die Grundstücksgröße der Reihenmittelhäuser beträgt 139 Quadratmeter.
Die Parkplätze – 40 schreibt der Stellplatzschlüssel der Stadt vor – werden oberirdisch geschaffen.
