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Viele Mitglieder verloren

Seit sieben Jahren ohne Schieß-Domizil: Schützengilde Waldkraiburg hofft auf Neuanfang

Der erste Schützenmeister Bernhard Albrecht holt ein Luftdruckgewehr aus dem Schrank.
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Der erste Schützenmeister Bernhard Albrecht holt ein Luftdruckgewehr aus dem Schrank.

Nach vielen Erfolgen der große Rückschlag: Die Schützengilde Waldkraiburg musste vor sieben Jahren ihren Schießbetrieb einstellen, jetzt ist man guter Dinge für einen Neuanfang.

Waldkraiburg – Freilich sind sie keine „Kellerkinder“, obwohl sie ihr Domizil unter den Tribünen des Eisstadions bezogen haben. Die Rede ist von der Schützengilde Waldkraiburg, die im Jahre 1951 ins Leben gerufen wurde. „Eigentlich wollten wir uns schon ein bisschen sichtbarer machen“, meint Reinhard Hickerseder, der im Verein als Referent für Kurzwaffen zuständig ist. Mit der Sichtbarkeit wurde es hinsichtlich eines „oberirdischen“ Vereinsheims aber nichts. Doch beginnen wir die Geschichte von vorne.

Goldmedaille bei den Paralympics

Die Schützengilde musste im Laufe ihres Bestehens mehrmals die Örtlichkeiten wechseln. Als die Stadt Anfang der 1970er-Jahre ein Eisstadion errichtete, ist zeitgleich im Untergeschoss des Gebäudes auch ein Schützenheim entstanden. In der Vereinschronik der Schützen wird dieser Bau als „Sternstunde“ bezeichnet, da er hervorragende Trainingsmöglichkeiten bot.

Die Schützen bezogen 1974 ihr neues Heim. Der heutige erste Schützenmeister Bernhard Albrecht betont: „Wir erzielten zahlreiche Meistertitel und beste Platzierungen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen.“ Die Gold- und Silbermedaille für Josef Neumeier bei den Paralympics 1996 in Atlanta kann in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.

Die Schützengilde ist seit 1974 im wahrsten Sinne des Wortes Untermieter der Stadtwerke. Sportlich und gesellschaftlich lief bei den Mitgliedern der Gilde viele Jahre alles in gewohnten Bahnen. Und zwar bis zu dem Augenblick, als Waldkraiburg 2012 die Eisstockweltmeisterschaft ausrichtete. „Im Zuge dieser Veranstaltung wurde das Gebäude bautechnisch genau unter die Lupe genommen“, berichtet Albrecht. Grobe Mängel kamen ans Tageslicht.

Ein ganz großes Thema stellte der Brandschutz dar. Das Ergebnis der Untersuchung war jedenfalls alles andere als zufriedenstellend. „Aufgrund der Beanstandungen durften wir unseren Schießsport nur noch dann ausüben, wenn kein Eishockeyspiel stattfindet“, erklärt Hickerseder. Schützenmeister Albrecht ergänzt: „Die Eishockeysaison fällt aber genau mit unserem Hauptbetrieb zusammen, was sich für uns ungünstig auswirkte.“

Der Hammer flatterte der Schützengilde allerdings am 1. April 2015 in Form eines Briefes ins Haus. Die Stadtwerke forderten die Schützen auf, ihr Heim bis zum 1. Mai zu räumen, da umfangreiche Sanierungsarbeiten anstünden. Keine leichte Aufgabe für die Schützen, wie sich Albrecht noch genau erinnert. „Anfangs hieß es, unsere Mitglieder sollen halt Teile der Einrichtung mit nach Hause nehmen, was aber völlig realitätsfern ist.“

Der Gilde blieb nichts anderes übrig, als sich von vielen Gegenständen zu trennen. Sie starteten eine große Entsorgungs-Aktion. Aber wohin mit den Waffen? In Abstimmung mit dem Landratsamt lagerte Albrecht die Langwaffen im eigenen Tresor. Die Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Kraiburg gewährte den Waldkraiburgern schießtechnisch und gesellschaftlich Asyl – und zwar bis zum heutigen Tag. Dort durfte die Gilde auch ihre Kurzwaffen lagern, allerdings mussten sie dafür einen eigenen Tresor anschaffen.

In den sieben Jahren ohne eigenes Domizil schmiedeten die Waldkraiburger verschiedene Pläne. „Ein Neubau oder ein Anbau hätte uns schon gefallen, damit wir aus dem Keller heraus kommen. Leider ist daraus aber nichts geworden“, bedauert Reinhard Hickerseder. Es gab kein geeignetes Grundstück, auch die hohen finanziellen Belastungen aufgrund gesetzlicher Auflagen für einen Neubau schreckten ab.

Für einen Anbau an unserer jetzigen Wirkungsstätte fehlte letztendlich die Zustimmung des Eigentümers“, erklärt der erste Schützenmeister. Was die Waldkraiburger aufgrund der siebenjährigen Durststrecke noch ertragen mussten: Viele der aktiven Schützen sind abgewandert und schlossen sich anderen Vereinen an. Die Gilde schrumpfte auf etwa 200 Mitglieder. Als die Sanierungsarbeiten seitens der Stadtwerke am Schützenheim abgeschlossen waren, packten die Schützen Mitte 2019 noch selber an, um aus ihrem Domizil endgültig ein Schmuckstück werden zu lassen. Die Arbeiten zogen sich aufgrund der Pandemie jedoch ziemlich in die Länge.

170 000 Euro aus eigener Tasche

„Die Gilde musste rund 170 000 Euro in die Renovierung und die Schießstätten stecken. Bernhard Albrecht ist guten Mutes, dass ab Januar 2023 nach sieben Jahren Pause der Schießbetrieb in Waldkraiburg wieder aufgenommen werden kann. Wie er mitteilt, ist zu einem späteren Zeitpunkt eine große Standeröffnung geplant. „Wir wollen zeigen, dass sich bei uns was rührt. Außerdem möchten wir gerne junge Leute an den Schießsport heranführen und neue Mitglieder gewinnen“, unterstreicht Hickerseder.

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