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Nach Verkehrsunfall am Ensdorfer Berg

„Einfach da zu sein, hätte schon gereicht“: Waldkraiburgerin schockiert über fehlende Hilfe

Zwei Autos sind am Ensdorfer Berg bei Kraiburg zusammengekracht (10. März).
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Zwei Autos sind am Ensdorfer Berg bei Kraiburg zusammengekracht. Dass kein vorbeikommender Autofahrer helfen wollte, darüber ärgert sich Sabine Klaeßen.

Nach einem Unfall am Ensdorfer Berg sitzt eine verletzte Fahrerin im Auto – doch die meisten Autofahrer fahren weiter. Über die fehlende Hilfsbereitschaft ärgert sich Sabine Klaeßen. Sie zeigt, dass Hilfe ganz einfach sein kann.

Waldkraiburg/Kraiburg – Nicht zuletzt die vielen, teils unübersichtlichen Kurven machen den Ensdorfer Berg zu einem Unfallschwerpunkt. Ein Tempolimit auf 50 Stundenkilometer soll die Gefahr reduzieren – doch Unfälle lassen sich nicht immer verhindern. So wie am 10. Februar: Eine 53-jährige Fahrerin aus dem Landkreis Traunstein geriet mit ihrem Auto aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Ein Mann wurde leicht verletzt, die Frau erlitt schwere Verletzungen.

Was nach dem Unfall geschah, das macht die Waldkraiburgerin Sabine Klaeßen sprachlos. „Es ist der Horror, den keiner erleben möchte: Man erleidet einen schweren Autounfall, sitzt hilflos und verletzt in seinem Fahrzeug – und alle fahren vorbei!“, schreibt sie an die OVB-Heimatzeitungen. Doch was war passiert? „Ich war auf dem Weg zur Arbeit und musste am Ensdorfer Berg anhalten, weil sich vor mir eine Schlange gebildet hatte“, erinnert sie sich. Weil es immerhin langsam voranging und auch immer wieder Fahrzeuge entgegenkamen, ging sie von einem Pannenfahrzeug und nicht von einem Unfall aus.

Fahrerin stand unter Schock

Erst nach der Kurve nahm sie den Unfall wahr: Ein Mann sicherte mit einem Warndreieck die Unfallstelle ab, zwei Autos waren ineinander gekracht. „Der Unfall war nicht zu übersehen und trotzdem sind die Autos weitergefahren.“ Ein Verhalten, das die Ärztin beschäftigt.

„Nur ein Auto mit jungen Handwerkern hatte zuvor gestoppt, die Unfallstelle abgesichert und einen Notruf abgesetzt. Aber wegen der ausgelösten Airbags war nicht zu sehen, ob noch Menschen in den Autos sind“, erinnert sich Sabine Klaeßen, die ohne lange zu überlegen ihr Auto am Straßenrand abgestellt hat. Die Unfallfahrerin saß noch hinter dem Steuer, sichtlich unter Schock. „Sie konnte nicht aussteigen. Es ging hier gar nicht darum, medizinisch zu helfen, sondern die Frau zu beruhigen und ihr gut zuzureden. Mehr gab es nicht zu tun, das hätte jeder machen können“, sagt sie.

Um so mehr schockiert es sie, dass kein Autofahrer angehalten und seine Hilfe angeboten hat. „Es hätten schon noch ein, zwei Leute mehr sein dürfen. Das hat mich geschockt, weil es zuvor offensichtlich war, dass noch keiner hilft.“ Für sie geht es dabei nicht nur um die gesetzliche Pflicht, Erste Hilfe zu leisten. Es geht für sie auch um das Menschliche. „Einfach nur da zu sein, hätte schon gereicht. Für Menschen in Not ist das das Wichtigste.“ Unerklärlich für sie, dass man sich davon hemmen lasse, etwas falsch zu machen oder nicht zu wissen, was man tun kann.

Etwas tun nach seinen Möglichkeiten

Sicherlich schadet ein Auffrischungskurs in Erster Hilfe nicht, aber: „Es wird oft unterschätzt, dass man sich auch ohne Vorwissen einbringen kann, dass man Verunglückte beruhigen kann. Man sollte sich dessen bewusst machen, wie es einem selbst in der Situation ergehen würde.“

Diese Einschätzung unterstreicht die Polizei. „Es ist wichtig, dass man was tut nach seinen Möglichkeiten“, sagt Polizeihauptkommissar Erich Gottwald von der Waldkraiburger Polizei auf Nachfrage und verweist auf die gesetzliche Pflicht, Hilfe zu leisten. Aber auch er sagt: Da zu sein, reicht oft schon aus.

Unfallstelle absichern, einen Notruf absichern, sich um die Verletzten kümmern – dazu braucht es oft mehrere Ersthelfer. Welche Art von Hilfe benötigt wird, das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Denn dabei geht es auch darum, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Deshalb müsse jeder individuell einschätzen: Ist die Lage gefährlich? Handelt es sich nur um einen Fake?

Selbst, wenn man unsicher bleibt, eines kann man immer machen. „Anhalten, Fenster herunterlassen und nachfragen, ob Hilfe benötigt wird. Denn mit dem Handy telefonieren und einen Notruf absetzen, kann heutzutage jeder“, sagt Gottwald. Was man in einer Notsituation darüber hinaus leisten kann, hängt davon ab, was man sich zutraut. Aber: „Falsch zu helfen gibt es nicht. Hauptsache, man hilft“, bestärkt Gottwald.

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