Waldkraiburger Bäcker müssen Preise anpassen
Kostspielige Semmeln: Der Ukraine-Krieg macht das Frühstück in der Region teurer
Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Wegen des Krieges steigt allerdings die Sorge vor Lieferengpässen und steigenden Preisen bei Brot und Getreide. Doch die Bäcker müssen erst einmal aus ganz anderen Gründen reagieren.
Waldkraiburg –Deutschland ist Selbstversorger beim Getreide, Versorgungsengpässe sind daher nicht zu befürchten, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Dennoch haben zuletzt Bäckereien ihre Preise an die neue Situation anpassen müssen.
Preise haben sich verdoppelt
„Wir beziehen zwar ausschließlich regionales Mehl. Doch auch das ist zuletzt teurer geworden, weil die Preise für Energie, Papier und der Sprit für die Lieferfahrzeuge gestiegen sind“, sagt Bäckermeister Martin Pötzsch, der auch im Vorstand der Bäcker-Innung ist. Um wie viel die Preise angepasst werden müssen, lässt sich nicht pauschal beantworten. „Das ist abhängig vom Produkt, und auch nicht alle Preise werden angehoben.“
Parallel dazu bleibt die Konkurrenz der Discount-Bäckereien, weshalb eine Preisanpassung „relativ schwierig“ ist. „Wir bieten viel Bio und regionale Produkte an. Hoffentlich wird das von den Kunden honoriert“, sagt Pötzsch.
Wie sich die Preise weiter entwickeln, kommt einem Blick in die Glaskugel gleich. „Es ist momentan schwer vorhersehbar, wie sehr die Preise noch weiter steigen“, sagt Stefan Greimel, der in Aschau seine Bäckerei betreibt. Innerhalb eines halben Jahres hätten sich die Preise für die Rohstoffe beinahe verdoppelt. Durch den Krieg in der Ukraine könnte in Deutschland der Stickstoffdünger knapp werden, was sich wiederum auf die Ernteerträge auswirken könnte. In der Folge könnten Preise weiter steigen, die sich andere Länder vielleicht schon bald nicht mehr leisten könnten.
Ein Eindruck, den auch Veronika Bruckmayer von der Bruckmayer Mühle in Altötting bestätigt. Mit zusammen 29 Prozent der weltweiten Getreide-Exporte spielen Russland und die Ukraine eine große Rolle auf dem internationalen Weizenmarkt, wo der Preis stark von Spekulationen abhängig sei. „Die Versorgungssicherheit bei uns ist gegeben, bei uns geht es nur um den Geldbeutel. In anderen Ländern könnte es Hunger geben.“ Seit Beginn des Ukraine-Krieges habe die Nachfrage im Mühlenladen wieder stark angezogen. „Manche Kunden machen sich tatsächlich Sorgen um die Versorgungssicherheit.“
Auch in der Draxmühle in Rechtmehring kommt man der zuletzt stark gestiegenen Nachfrage kaum hinterher. „Als kleines Familienunternehmen können wir die große Nachfrage logistisch gar nicht so schnell abwickeln“, sagt Monika Drax. Sorgen müsse man sich aber nicht machen, dass in Deutschland Getreide knapp werde. Die Preise würden weiter steigen, zuletzt habe sich der Preis fürs Getreide im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 40 Euro pro 100 Kilogramm verdoppelt.
Neben den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen wirkt sich auch die hohe Inflation auf die Brotpreise aus. Zum Beispiel müssten auch Löhne angeglichen werden, was in der Folge Lebensmittel zusätzlich verteuert. „Wir haben wenig Maschinen, aber sehr viel Personaleinsatz“, sagt Greimel.
Bei Qualität und Service punkten
Weil man beim Handwerks-Bäcker nicht nur für das Produkt bezahlt, sondern auch für die Serviceleistung. Viele Kunden würden Bäckereien an Discount-Bäcker verlieren. Umso wichtiger sei es, dass man als Handwerksbäcker bei Qualität und Service punkten kann. „Es braucht die Wertigkeit.“
Auch in der Bäckerei Loher in Kraiburg beobachtet man die Entwicklungen. Damit würden die Bäckereien aber nicht alleine dastehen. „Die steigenden Energiepreise schlagen branchenübergreifend zu“, sagt Bäckermeister Dominik Loher. Man müsse weiter beobachten, wo der Weg hinführe. Deshalb könne man noch nicht genau sagen, wie sich die Preise in der Kraiburger Bäckerei entwickeln.