Auftakt der Moonlightshows
Wie die Schäffler nach der Pest: Kabarett „Saftladen“ eröffnet Waldkraiburger Kulturreihe
Mit einem „Best of“-Programm beendete die Kabarettgruppe „Saftladen“ die Pandemie-bedingte, kulturlose Zeit in Waldkraiburg und holte zum Auftakt der Moonlightshows – wie anno dazumal nach einer Pest – die Schäffler auf die Bühne.
Waldkraiburg – „Gott sei Dank läuft in Waldkraiburg die Kultur wieder an. Das ist so was von notwendig.“ Karlheinz Siebelt, langjähriger Stammgast bei Veranstaltungen im Haus der Kultur, sprach am Rande der ersten Moonlightshow wohl vielen Besuchern aus der Seele. Ohne Kultur fehlt ihnen was.
„Wiederaufnahme“ nach eineinhalb Jahren
Nach 20 Jahren Pause hatte sich die städtische Kulturabteilung entschieden, im Corona-gebeutelten Jahr 2021 das Freilicht-Format der Moonlightshows wieder aufzunehmen. Wie damals schenkte auch diesmal der „Saftladen“ aus. Die Waldkraiburger Kommunalkabarettisten hatten ihr Programm zur Kommunalwahl im März 2020 wegen der Pandemie nach nur drei Vorstellungen abbrechen müssen.
Ein kleines Dankeschön ans Publikum
Mehr als tausend Zuschauer, die bereits Karten gekauft hatten, konnten es nicht mehr sehen. Rund die Hälfte der Ticketbesitzer verlangte ihr Geld nicht mehr zurück, eine Geste der Solidarität, für die die Auftritte in diesem Sommer ein kleines Dankeschön sein sollten, wie Charly Ebenbichler vom „Saftladen“-Vorstand es formulierte.
Leckeren Kabarett-Cocktail gemixt
In ihrem „Best of“ aus den letzten zwei Programmen tischte die Theatergruppe nun in zwei Auftritten einem Teil ihrer Fans einen Kabarett-Cocktail auf, der erstaunlich wenig abgestanden schmeckte. Dabei hatte der „Saftladen“ an den Szenen nichts verändert, nur einen düsteren „Jedermann“-Prolog vorangestellt und passend zur Pandemie Schäffler auftreten lassen, die durchs Programm führten. Wie anno dazumal, als die Schäffler die ersten gewesen sein sollen, die sich nach einer Pest wieder in die Öffentlichkeit trauten.
Über zwei Stunden das Publikum unterhalten
In deren Derblecker-Tradition darf sich auch der „Saftladen“ sehen, der das ausgehungerte Publikum gut zwei Stunden lang bestens unterhielt. Die Kabarettisten legten noch einmal in Sachen Krankenhaus-Fusion mit Altötting im Lied „Mühldorf schaut in die Röhre“ die Finger in die Wunde, verabschiedeten die „Waldkraiburg-Queens“, ohne die im Stadtrat ein Vierteljahrhundert nichts ging, standesgemäß und erinnerten an einen Bürgermeister-Wahlkampf, dessen Unterhaltungswert bis heute nachhallt.
Immer noch aktuell
Ihre Analyse der Wahlplakate ist auch eineinhalb Jahre später noch zum Schießen. Und der Dialog „Wann ist ein Nazi ein Nazi“ wohl einer der stärksten Texte, den sie je auf die Bühne gebracht haben.
„Man siagt nix, es kost unheimlich vui Geld. Da Kopf is in Minga und da Arsch aufm Land.“ Diese Erklärung des gemeinsamen Oberzentrums Mühldorf-Waldkraburg am Beispiel der gescheiterten Pläne für das Tourismus-Projekt zum Ebinger Urelefanten kommt an beim heimischen Publikum, vor der Pandemie und danach auch. „Das ist ja alles immer noch aktuell“, meinte eine ehemalige Stadträtin im Vorbeigehen.
Appell: Kommt in Gruppen
Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass gerne sehr viel mehr „Saftladen“-Fans dabei gewesen wären. Doch das war nicht möglich. Für 250 Personen war bestuhlt, 150 konnten zur Premiere eingelassen werden. Den Rest der Plätze belegten – wegen geltender Abstandsregeln – Pappkameraden.
„Uns hat das im Herzen weh getan“, sagt Alexandra Lausmann, Leiterin der Allgemeinen Kulturverwaltung. „Wir haben deshalb beim Ticketverkauf immer wieder appelliert: Kommt in Gruppen!“ Denn Personen aus bis zu zehn Haushalten, die eine Veranstaltung zusammen besuchen, dürfen zusammengesetzt werden. Die Biergarten-Regel, wonach Geimpfte aus dieser Zahl noch herausgerechnet werden, greife bei Kulturveranstaltungen allerdings leider nicht.
Waldkraiburg kam spät aus Startlöchern
Kulturfreunde wie Karlheinz Siebelt hatten sich schon Sorgen gemacht, weil die Stadt so spät aus den Startlöchern gekommen war, während in Mühldorf und andernorts längst die Festivals angelaufen waren und sogar Gemeinden wie Aschau ein Programm auf die Beine stellten. „Wir wären im Juni schon so weit gewesen“, sagt dazu Alexandra Lausmann. Doch da sei noch das „Volksfest to go“ im Gespräch gewesen. Open Air-Kultur nur wenige hundert Meter vom Volksfestplatz entfernt, sei aber undenkbar.
„Ich bin einfach nur froh, dass wir jetzt was machen können“, sagt sie. Sie freut sich darüber, dass auch die kostenlosen öffentlichen Stadtpark-Proben heuer so gut besucht seien wie lange nicht mehr.
Moonlightshows: Es gibt nur noch Restkarten
Vier weitere Moonlighthows sind im August jeweils am Freitag geplant. Alle Veranstaltungen sind laut Alexandra Lausmann„so gut wie ausverkauft. Es gibt nur noch Restplätze.“ Nachfragen im Haus der Kultur lohnen sich dennoch. Immer wieder werden nach ihren Worten bereits reservierte Karten zum Beispiel wegen einer Urlaubsreise zurück gegeben.hg


