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Tag der seelischen Gesundheit

Depression und Einsamkeit im Alter: Wenn das Leben völlig aus den Fugen gerät

Allein im Alter. Das ist oftmals der Auslöser für eine Depression bei Senioren.
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Allein im Alter. Das ist oftmals der Auslöser für eine Depression bei Senioren.

Depression ist eine seelische Erkrankung, an der rund 5,3 Millionen Deutsche pro Jahr erkranken. Sie trifft alle Altersgruppen. Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Mühldorf konzentriert sich vor allem auf die Älteren. Das hat einen bestimmten Grund.

Waldkraiburg – Wenn der Partner plötzlich stirbt, kann das Leben völlig aus den Fugen geraten. Hoffnungslosigkeit, gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, häufiges Grübeln bis hin zu Selbstmordgedanken. Das alles können Vorboten einer Depression sein, einer psychischen Erkrankung, an der rund 5,3 Millionen erwachsene Deutsche Jahr für Jahr erkranken. Dabei bekommen Frauen doppelt so häufig die Diagnose „Depression“ wie Männer.

Depression im Alter beim Tag der seelischen Gesundheit

Grund genug für die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Mühldorf, sich dieses Themas zum „Tag der seelischen Gesundheit“ anzunehmen. Ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft ist der Gerontopsychiatrische Dienst des Landkreises. Irmgard Linz sagt, dass sie im Jahr 2023 rund 250 Menschen betreut haben. Rund die Hälfte mit der Diagnose „Depression“. Deshalb ist das Hauptthema für den Tag der seelischen Gesundheit im Landkreis Mühldorf „Depression bei älteren Menschen“.

Der Gerontopsychiatrische Dienst hat es sich zum Ziel gesetzt, seelisch erkrankte ältere Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu beraten und zu unterstützen. Dazu gehören auch diverse Gruppenangebote, wie zum Beispiel die Frühstücksgruppe. Drei betroffene ältere Damen haben sich bereiterklärt, den OVB Heimatzeitungen über ihre Krankheit zu berichten. Sie kommen aus Aschau, Kraiburg und Heldenstein, wollen aber anonym bleiben.

Plötzlicher Tod des Partners führte in die Depression

Und ihre Geschichten sind nicht ungewöhnlich, sie können jeden treffen. So hat beispielsweise Christa vor zwölf Jahren ihren Mann verloren. Von einer Sekunde auf die andere wurde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Seither lebt sie allein, doch die Bewältigung der Trauer ist nach wie vor ein Thema für sie. Trotz eines Aufenthaltes im Inn-Salzach-Klinikum hat sie immer wieder das Gefühl, „vor einem großen Berg zu stehen“. In der Klinik lernte sie Irmgard Linz vom Gerontopsychiatrischen Dienst kennen, die sie auch nach dem Klinikaufenthalt unterstützte. Mittlerweile habe sie ihren eigenen Weg gefunden, ist selbst ehrenamtlich tätig, muss aber immer wieder „darauf achten, nicht nur auf andere zu schauen“.

Brigitte musste gleich eine Reihe von Schicksalsschlägen verkraften: den Tod ihres ersten Mannes, ihres Bruders, eine Krebserkrankung und den Tod ihres zweiten Partners. Dabei musste sie „immer funktionieren“, wie sie es selbst beschrieb. Dann war sie ganz alleine und zusätzlich kam Corona. „Ich war so isoliert und habe gedacht, das halte ich nicht mehr aus“, erzählt sie. Sie begab sich in psychiatrische Behandlung. „Die hat aber nichts gebracht“, sagt sie rückblickend. Sie konnte nicht mehr essen und nicht mehr schlafen und kam ins Krankenhaus Freilassing. Dort lernte sie eine Gruppe gleichaltriger Frauen kennen und kam durch Bekannte in Kontakt mit dem Gerontopsychiatrischen Dienst. Und als ob das noch nicht genug wäre, bekam sie auch noch eine Herzerkrankung diagnostiziert; eine OP war notwendig.

Der Tag der seelischen Gesundheit

Jedes Jahr, am 10. Oktober, findet bundesweit der Tag der seelischen Gesundheit statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Depression bei älteren Menschen“. Im Landkreis wird der Tag von der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Landkreis Mühldorf organisiert und findet im Kinocenter Cinewood in Waldkraiburg statt. Er beginnt um 15.30 Uhr mit einem Austausch mit Kuchen, den der Seniorenbeirat organisiert. Nach der offiziellen Begrüßung um 16.30 Uhr wird der Film „Überwindungen“ über Depressionen im Seniorenalter gezeigt. Ab 18.30 Uhr sind zwei Fachvorträge geplant. Erst spricht Richard Schmidmeier über die Zusammenhänge von Einsamkeit, Depression und Demenz. Danach spricht Dr. Franz-Xaver Obermaier über „Depression: Erkennen, verstehen und behandeln“. Gegen 19.30 Uhr ist ein gegenseitiger Austausch am Büffett geplant. Der Eintritt ist frei.

Ein eher schleichender Prozess hat Veronika in die Depression geführt, die sie mittlerweile seit 20 Jahren begleitet. Damals ist sie von einer „unendlichen Traurigkeit gepackt worden“. Das führte auch dazu, dass sie nachts nur noch drei bis vier Stunden geschlafen hatte. „Ich habe dann angefangen, nachts zu putzen“. Ein Arzt habe ihr eine Depression diagnostiziert und sie entschloss sich, drei Monate im Inn-Salzach-Klinikum behandeln zu lassen. Danach ging es ihr wieder ganz gut, sie konnte sich wieder ihrem Mann und ihrem Kind zuwenden. „Aber die Depression kam wieder. Meine Traurigkeit führte dazu, dass ich nicht mehr aus dem Bett gekommen bin“.

Einsamkeit ist ein Booster für Depression im Alter

Die drei Frauen verbindet, dass sie sich Unterstützung beim Gerontopsychiatrischen Dienst geholt haben und sich regelmäßig in der sogenannten Frühstücksgruppe treffen. „Das ist ein kostenloses Angebot für Menschen mit Depressionen“, sagt Irmgard Linz, die Leiterin des Gerontopsychiatrischen Dienstes. Dort werde versucht, in lockerer Runde die Betroffenen zu unterstützen. Es solle erreicht werden, dass sich ihre Lebensqualität verbessert und sie ein Gefühl der Sicherheit bekommen. Gerade die Einsamkeit sei „ein großer Booster für Depression im Alter“. Unterstützung bietet hier aber auch das Landratsamt. Der Pflegestützpunkt Mühldorf dient als zentrale Anlaufstelle und Informationsgeber für Hilfen im Alter.

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