Lösung für die Wohnungsnot?
„Ich war geflasht“: So lebt Ilona Schulz im „Tiny House“ in Schnaitsee – exklusiver Einblick
Wohnraum in der Region ist knapp und teuer. Ist das Leben in einem „Tiny House“ eine Alternative? Für Ilona Schulz aus Schnaitsee auf alle Fälle, denn für die 63-Jährige ging damit ein Traum in Erfüllung. Wie es sich auf 41 Quadratmetern lebt und was sie dafür zahlt – ein exklusiver Einblick.
Schnaitsee – Klein und beengt: So stellen sich wohl die meisten Leute ein „Tiny House“ vor. Immer wieder fällt auch der Begriff „Wohn-Klo“, wenn über ein solches Häuschen gesprochen wird. Dass hier jemand sein „wahres Zuhause“ gefunden hat, scheint eher unwahrscheinlich – ist aber im Fall von Ilona Schulz aus Schnaitsee so. Sie lebt seit September 2024 auf 41 Quadratmetern und „hat alles, was sie braucht“, sagt sie glücklich beim Besuch der Redaktion.
Wohnen auf 41 Quadratmetern im „Tiny House“
Freudestrahlend öffnet die 63-Jährige ihre Haustüre. Rechts befindet sich eine kleine Garderobe, die gleichzeitig als Raumtrenner dient. Dahinter ist das Wohnzimmer mit Erkerfenster in Richtung Berge. Das Fenster ist zu einer kleinen Lese- und Fernsehecke ausgebaut, rechts daneben steht ein kleiner Bürotisch mit Stuhl, gegenüber ist eine kleine TV-Kommode mit Fernseher.
Auf der linken Seite desselben Raums befindet sich die Küche. Hier gibt es alles, was Ilona Schulz zum Leben und Kochen braucht. Ein Herd mit zwei Platten, Backofen, Spüle, Kühlschrank, Theke mit Unterschrank sowie ein Arbeitsbereich, auf dem Mikrowelle und Kaffeemaschine stehen. In der Mitte des Raums befindet sich ein Tisch mit vier Stühlen. Ein Blick in den Dachstuhl lässt einen kleinen Stauraum erkennen, den die Bewohnerin mit einer Gardine verhängt hat. Der gesamte Wohnbereich ist in Holz gehalten und wirkt gar nicht so klein, für eine Person „definitiv ausreichend“, wie Ilona Schulz findet.
„Tiny House“ in Schnaitsee: So wohnt Ilona Schulz auf 41 Quadratmetern




Im Schlafzimmer sieht es aber schon anders aus. Ein großes Bett hat Platz, das Hundekörbchen, ein Kleiderschrank, das war's. „Ein bisschen wie im Wohnwagen“, erklärt sie. Das sei sie als langjährige Camperin gewohnt. „Jetzt brauche ich gar nicht mehr in den Urlaub zu fahren. Ich fühle mich hier so pudelwohl. Ich will gar nicht weg“, meint sie schmunzelnd.
Jeder Zentimeter wird genutzt
Hinter einer großen Kleiderstange hat sie ihren Staubsauger versteckt. Deswegen habe sie sich auch gegen einen zweiten Schrank entschieden, denn da hätte das Reinigungsgerät keinen Platz gehabt. Jeder Zentimeter muss also überlegt genutzt werden. „Aber das macht mir gar nichts aus, im Gegenteil. Als ich wusste, ich ziehe hier ein, habe ich alles entrümpelt, was ich sowieso nicht brauche“, erklärt sie.
Zwischen dem Schlafzimmer und dem Wohnbereich befindet sich das Durchgangsbad. „Durch die zwei Türen ist dort mehr Platz“, erklärt die Bewohnerin. Es gibt eine Toilette, eine Dusche, ein großer Bereich für das Waschbecken, daneben steht die Waschmaschine. Sogar eine Fußbodenheizung hat das Badezimmer. „Alles da, was man braucht“, sagt Ilona Schulz glücklich. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage mit Speicheranlage. Daraus werden die Naturstein-Heizung und das Warmwasser gespeist.
Die Mitarbeiterin des kbo-Inn-Salzach-Klinikums hat vorher in Maitenbeth in einer Dreizimmerwohnung gelebt. „Für mich und meine beiden Hunde viel zu viel Raum“, sagt sie. So habe sie sich auf die Suche nach etwas Kleinerem gemacht. „Ich habe ein Apartment im Souterrain angeschaut für 1100 Euro. Das war mir zu viel“, erklärt sie. Irgendwann sei sie online auf das „Tiny House“ gestoßen. „Zuerst war ich skeptisch. Ich habe es mir sehr beengt vorgestellt, mit Schlaf-Galerie und Leiter zum Hochklettern“, sagt sie. „Ich bin 63 Jahre, da will ich nirgends mehr hochkraxeln“, erzählt sie lachend.
Trotzdem schaute sie sich das kleine Häuschen bei der Herstellerfirma „Köhldorfner Holzbau“ in Stangern bei Schnaitsee an. Die Besichtigung bezeichnet Ilona Schulz als „magisch“. „Ich war sofort geflasht“, weiß sie noch gut. Auch der geplante Standort, mitten im Ort, mit Bergblick, sagte ihr zu. „Und eine Terrasse ist ja auch noch dabei“, schwärmt sie. „Einfach ideal. Es hat so sein sollen“, zeigt sie sich zufrieden und grinst über beide Ohren.
Obeliks, Idefiks und Asteriks
Ilona Schulz wohnt im größten der drei „Tiny“- Häuser in der Schnaitseer Siedlung. Für die 41 Quadratmeter bezahlt sie 800 Euro Kaltmiete. Ihr Domizil ist rund 3,5 Meter breit und 13 Meter lang „und heißt Obeliks“, sagt sie schmunzelnd. Ihre beiden Nachbarn würden im „Idefiks“, beziehungsweise im „Asteriks“ wohnen. Mit ihnen würde sie sich „super gut“ verstehen, es seien schon gemeinsame Grillabende im Sommer geplant.
Das Interesse der Bürger an der „Tiny-House“-Siedlung sei übrigens sehr groß. „Viele haben beim Tag der offenen Tür die Gelegenheit genutzt, um ein bis dahin leer stehendes Häuschen anzuschauen“, sagt sie. Auch unter tags würde sie immer mal wieder „Leute erwischen“, die die Siedlung in Augenschein nehmen, so die 63-Jährige lachend. Kein Wunder, denn die kleinen Domizile in Holzbauweise „sind wirklich toll, weiß die „Tiny-House“ -Bewohnerin.
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