Feuerwehr im Dauereinsatz
Unwetter im Landkreis Mühldorf: Umgestürzte Bäume, abgedeckte Häuser und Totalschaden auf den Feldern
Schlimm von den jüngsten Unwettern getroffen wurde der Landkreis Mühldorf. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz, die Schäden sind beträchtlich.
Mühldorf/Niedertaufkirchen – Die Nationalhymne zum Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen England war am Dienstagabend gerade zu Ende gesungen, da war der Landkreis Mühldorf fest im Griff des Unwetters. Es brach tosend über Heldenstein, Ampfing und Mühldorf herein und setzte über Erharting und Niedertaufkirchen schließlich seinen Weg in Richtung Nordosten fort.
Wasser im Keller statt Fußball im TV
An vielen Orten fielen aufgrund von Starkregen und Hagel die Sat-Anlagen aus, wobei in der Folge zahlreiche Haushalte auch das Interesse an das Achtelfinalspiel verloren hatten, weil es galt, vollgelaufene Keller leer zu pumpen.
221 Feuerwehreinsätze gemeldet
Laut Mühldorfs Kreisbrandrat Harry Lechertshuber wurden insgesamt 221 Feuerwehreinsätze gemeldet, schwerpunktmäßig hatte es wiederum Mühldorf erwischt mit 96 Alarmierungen – doppelt so viele als in der Vorwoche. Waldkraiburg kam glimpflich davon mit 21 Einsätzen, als Gemeinde stach jedoch Ampfing hervor, wo die Feuerwehr insgesamt 36 ausrücken musste.
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„In erster Linie hatten die Hilfskräfte mit vollgelaufenen Kellern zu tun, überflutete Straßen sorgten für Behinderungen und auch umgestürzte Bäume mussten beseitigt werden“, fasst Lechertshuber die Bandbreite der Einsätze zusammen.
Fliegende Gartenmöbel und abgedeckte Hausdächer
Der lang anhaltende Sturm schleuderte Gartenmöbel durch die Gegend, Hausdächer wurden abgedeckt, er entwurzelte Bäume und fetzte Blätter von den Bäumen, die wiederum die Gullis verstopften. Letzteres war auch in der Vorwoche der Fall – mit einem Unterschied: „Der Hagel schmilzt, das Blattwerk nicht“, so Lechertshuber zu den Einsätzen, die bis lange in die Nacht dauerten.
Maisfeld: „100 Prozent kaputt. Totalschaden!“
BBV-Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer inspizierte am Mittwochvormittag eines seiner Maisfelder in Kollmannseck bei Niederbergkirchen. Sein Urteil: „100 Prozent kaputt. Totalschaden!“ In der vergangenen Woche sei der nördliche Landkreis noch verschont geblieben, jetzt gäbe es auch in diesem Bereich eklatante Schäden zu melden. Zwar sei er versichert, doch befürchtet er aufgrund der regional großflächig zerstörten Maiskulturen einen Engpass für die Landwirtschaft.
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Man müsse womöglich Futtermittel teuer zukaufen. Das Getreide schien bislang vom Hagelschlag verschont geblieben zu sein. „Aber wenn man einen genauen Blick darauf wirft, sieht man auch dort ein Schadenspotenzial in Höhe von 30 Prozent“, sagt Niederschweiberer.
57 Liter Niederschlag pro Quadratmeter
Die Niederschläge äußerten sich nicht nur in Form von Hagel, der es in Niederbergkirchen sogar schaffte, eine Windschutzscheibe zum Bersten zu bringen. Die starken Regenfälle – die Mößlinger Wetterstation meldet 57 Liter auf dem Quadratmeter – hatten Straßen überflutet.
„In Bach gab es zeitweise kein Durchkommen“, berichtet Klaus Biedermann, der ein Autohaus in Niederbergkirchen hat und es rechtzeitig geschafft hatte, die Neuwägen in die schützende Werkstatt zu fahren. „Die Mietwagen hatten jedoch keinen Platz, bekamen den Hagel ab!“
