Handwerk in Niedertaufkirchen
Im Feuer gestählt: Das treibt den Kunstschmied Marcus Wedra in einen seltenen Beruf
Der Schmied erfüllte in früheren Jahren eine wichtige Funktion in der Dorfgemeinschaft. Das hat sich grundlegend geändert: Metall-Gebrauchsgegenstände werden größtenteils industriell hergestellt. Doch es gibt einen neuen Trend, den Marcus Wedra aus Niedertaufkirchen weiterpflegt.
Neumarkt-St. Veit/Niedertaufkirchen – Vorbei sind die Zeiten, in denen der Dorfschmied als Hufbeschlager und Reparateur für alles hoch angesehen war. Gebrauchsgegenstände aus Metall werden größtenteils industriell hergestellt. Von der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, gehen jedoch Kunstschmiede wieder verstärkt ihrer Leidenschaft nach. Handwerklich aus Metall Auftragsarbeiten oder Kunstobjekte herzustellen ist wieder gefragt. Viele schöpferische Charaktere finden es faszinierend, mit der Verbindung aus Feuer, Wasser und Metallen gestalterisch tätig zu werden.
Marcus Wedra will uraltes Handwerk erhalten
Einer von ihnen, Marcus Wedra, hat sich mit seiner Kunstschmiede vor wenigen Jahren in Niedertaufkirchen niedergelassen. Hier setzt er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gabi Haupt für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieses uralten Handwerks ein.
Die erste Begegnung mit dieser Kunst fand für ihn „etwa mit zwölf Jahren“ in der Werkstatt seines Vaters statt. Dieser hatte, als Autodidakt, erst spät das Schmiedehandwerk erlernt und diese Leidenschaft auf seinen Sohn übertragen. Und für Sohn Marcus stand nach seinem Schulabschluss fest: „Ich werde Kunstschmied.“
Beim Kunstschmied wird alles erst per Hand gezeichnet
Seine Ausbildung zum Metallgestalter und Kunstschmied absolvierte er bei der Firma Kapsalis in Garching an der Alz. Nach vielen Lehrjahren in unterschiedlichen Metallfirmen machte er in München 1997 den Meister in den Fachrichtungen Gestaltung, Stilkunde und Freihandzeichnen. „Für uns Kunstschmiede gibt es eigentlich keine Computerzeichnungen. Unsere Entwürfe werden ausschließlich per Hand gezeichnet“, erklärt Marcus Wedra.
Als Mitglied der Metallinnung Altötting-Mühldorf und des Internationalen Fachverbandes gestaltender Schmiede (IFGS) fördert er die Nachwuchsgewinnung und Jugendarbeit im Schmiedehandwerk. Er ist mit Kunstschmieden auf der ganzen Welt verbunden, sei es durch Besuche in Amerika oder Online weltweit. Er tauscht mit ihnen Inspiration und neue Formgebung aus und zeigt seine Werke auf Messen im In- und Ausland.
Messingleuchter im Hotel Elephant in Dresden restauriert
In seinen „Lehr- und Wanderjahren“ hat er auch schon viel restauriert. „In Dresden habe ich mit meinem Vater im Hotel Elephant hundertjährige Messingleuchter restauriert und drei Stück sogar rekonstruiert“, erklärt er stolz. Derzeit macht er gerade den Masterstudiengang „Master Professional für Restaurierung im Metallhandwerk“ auf der Akademie Schloss Raesfeld, um als Restaurator anerkannt zu werden.
Wedras Motive kommen oft aus der Natur
Wedras Beteiligungen an nationalen Ausstellungen und internationalen Wettbewerben hat seit 2019 stark zugenommen. Mit seiner Gefährtin Gabi Haupt holt er sich als passionierter Jäger oft Anregungen für Motive in der Natur. Sie ist von seinem Schaffen so begeistert und eingebunden, dass sie sogar bei internationalen Schmiedetreffen wie etwa der „Biennale der Schmiede in Kolbermoor“ als Moderatorin mitwirken konnte. Geplant sind ab nächstem Jahr auch Schmiedekurse in seiner Werkstatt in Niedertaufkirchen.
