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Hilfe aus der Luft

Luftunterstützung bei der Kitzrettung: Niederbergkirchener sucht mit Drohne nach Jungtieren

Peter Schels (links) lässt die Drohne steigen und steht dafür schon um 4.30 Uhr morgens auf. Dann herrschen optimale Verhältnisse zum Einsatz der Wärmebildkamera. Jäger Oliver Keller (rechts) bringt die Kitze dann in Sicherheit.
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Peter Schels (links) lässt die Drohne steigen und steht dafür schon um 4.30 Uhr morgens auf. Dann herrschen optimale Verhältnisse zum Einsatz der Wärmebildkamera. Jäger Oliver Keller (rechts) bringt die Kitze dann in Sicherheit.

Ein 22-Jähriger Student setzt vor der Mahd die Wärmebildkamera ein und bewahrt Rehkitze vor dem sicheren Tod im Mähwerk. So geht der Niederbergkirchener dabei vor.

Niedertaufkirchen – Es ist sechs Uhr morgens, vereinzelt sieht man über den Feldern rund um Roßbach noch Nebelfelder. Doch allmählich scheint sich die Sonne an diesem wolkenfreien Sommertag durchzusetzen. Optimale Bedingungen für Peter Schels, der binnen Minuten sein Equipment aufgebaut hat. Nur wenig später schnellt die DJI Thermal Mavic Enterprie Advanced auch schon in die Höhe. Laut summend steigt die Drohne bis auf 40 Meter und scannt die saftige Wiese unter sich ab. Peter Schels sucht nach Rehkitzen, um sie vor dem sicheren Tod durch das Mähwerk zu bewahren. Und der 22-jährige ist damit erfolgreich: In knapp zehn Tagen hat er zusammen mit Jäger Oliver Keller 30 Rehkitze gerettet.

Drohne sieht das, was das Auge nicht erkennt

Das Prinzip: Die knapp 6000 Euro teure Drohne verfügt über eine Wärmebildkamera, kann damit auch viele Meter über dem Boden Tiere erkennen, die mit bloßem Auge im dichten Gras nur schwer auszumachen sind. „Ich gebe zu Hause das Raster ein. In diesem Raster sucht die Drohne dann völlig selbstständig das Areal ab“, erklärt der 22-jährige Student des Wirtschaftsingenieurwesens.

Kleine weiße Flecken dienen als Hinweise

Zunächst sind es kleine weiße Flecken auf dem kleinen Bildschirm der Steuerung, die die Aufmerksamkeit des Drohnenpiloten auf sich ziehen. Im Sinkflug nähert sich die DJI dann diesem Fleck, der sich irgendwann rot verfärbt. Ist er nah genug dran, wechselt Schels in den Bildmodus, um sich zu vergewissern, dass es sich tatsächlich um ein Rehkitz handelt.

An diesem Morgen ist das bereits nach nicht einmal zwei Minuten Flugzeit der Fall. Sofort macht sich Oliver Keller mit Kiste, Decke und Expander auf den Weg, um das Kitz zu suchen. Er orientiert sich dabei an der Drohne, die lotrecht über dem Kitz in der Luft steht. Im dichten Gras ist das Tier nicht leicht auszumachen. Schließlich aber entdeckt er es und hebt das Tier in die Kiste. Nicht ohne Gummihandschuhe: „Das Tier darf nicht den Geruch des Menschen annehmen“, klärt Keller auf. Zu groß die Gefahr, dass die Ricke, die Mutter, das Tier nicht mehr annehmen würde.“

Zwillingstier nicht weit entfernt

Um auf Nummer sicher zu gehen, hält Keller auch noch Grasbüschel in den Händen, bettet das Tier darauf in die Kiste. Währenddessen sucht Schels weiter und findet wenige Minuten später das Zwillingstier. Es geht ratzfatz. Und Schels drückt auf die Tube. „Denn je länger die Sonne am Himmel steht, ums schwieriger wird es, die Tiere mit der Wärmebildkamera zu finden, weil natürlich durch die Sonne auch die Umgebungstemperatur zunimmt“, erklärt der leidenschaftliche Drohnenpilot.

Keller ist begeistert von der Hilfe durch den Niederbergkirchener, der teilweise schon um 4.30 Uhr auf den Beinen ist, um die Kitze zu finden. Sogar kleine Kätzchen haben sie in dieser Woche schon aus der Wiese geborgen. Ganz neu ist ihm diese Technologie jedoch nicht. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum sowie die Technische Universität München, die Uni Hohenheim und der Bayerische Jagdverband hatten schon 2012 im Rahmen eines Forschungsprojekts eine Drohne, einen sogenannten Oktokopter, in Niedertaufkirchen eingesetzt. Keller war damals mit dabei als es darum ging, Mahd-Wiesen effektiv nach Rehkitzen und Niederwild aus der Luft abzusuchen und die Verluste beim Abmähen von Wiesen möglichst gering zu halten.

Vor zehn Jahren Suche mit aufwendiger Technik

Ein hoher technischer Aufwand war das damals, viel Ausrüstung vor Ort. Doch das reduziert sich heute auf ein Minimum. Die Drohne hat Esstellergröße, die Steuerung ist etwas größer ein Smartphone. Zehn Akkus hat Drohnenpilot Peter Schels in seinem Auto. Jeder ermöglicht es, dass die Drohne knapp 20 Minuten in der Luft bleibt. An einer Autobatterie lädt er nach.

Keller macht Werbung für die Drohnensuche

Jäger Oliver Keller hofft, dass die Drohnensuche Schule macht. Seine Anregung: Jagdgenossenschaften sollten selbst Geld in Drohnen investieren und diese den örtlichen Feuerwehren zur Verfügung stellen. Diese wiederum könnte die Drohne auch auf anderen Gebieten einsetzen. Dass sich Peter Schels die Drohne angeschafft hat, hat im Übrigen auch mit der Berichterstattung in den OVB-Heimatzeitungen zu tun. Als Anfang Mai sechs Kühe bei Frixing ausgebüchst waren und die Mößlinger Feuerwehr erfolgreich ihre Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt hat, um vereinzelte Tiere aufzuspüren, hat Oliver Keller gleich mal seine Kontakte spielen lassen und sich informiert. Wenige Tage später hatte Schels die Drohne. Nach nur eineinhalb Wochen hatte er bereits 40 Wiesen abgeflogen und zahlreiche Kitze gerettet.je

Viel Idealismus beim Piloten

Das einzige Problem bei der Suche mit der Drohne: Die Vorgehensweise wird zwar immer häufiger angewendet, ist aber noch nicht populär genug, weil das Equipment auch Geld kostet. Und so bleibt das Zeitfenster ziemlich klein. Denn der Landwirt in Roßbach ist nicht der einzige, der das trockene Wetter nutzt, um zu mähen. Für Schels bedeutet dies: Dauereinsatz. Und das macht er noch nicht einmal gegen Bezahlung. Er ist Idealist, hat das offensichtlich von seiner Mutter Holly Schels in die Wiege gelegt bekommen. Denn die setzt sich in Niederbergkirchen schon lange für die Rettung von Rehkitzen ein. Und finanziert aus dem privaten Geldbeutel Kitzrettungsstangen, die mit optischen und akustischen Signalen die Kitze und ihre Ricken aus dem Gras vertreiben sollen.

Links das Wärmebild, rechts das echte Bild: Peter Schels war erfolgreich bei der Kitzsuche.

Drohne macht auch „Flitzer“ ausfindig

Doch auch Keller sagt: Nichts ist so effektiv wie die Suche mit Drohne. Schon entdeckt Schels das nächste Kitz. Er nähert sich von oben und bemerkt schnell: Es handelt sich um einen „Flitzer“. Das Kitz flüchtet vor der sich senkenden Drohne in den nahegelegenen Wald – immerhin raus aus der Wiese.

Die Kitze, die Keller an diesem Tag in die Kiste gepackt hat, werden im Schatten abgesetzt. Man wartet ab, bis der Landwirt die Wiese gemäht hat. Danach werden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen. Das Überleben ist erst einmal gesichert.

Nachdem der Landwirt die Mahd beendet hat,werden die Kitze wieder in die freie Natur entlassen.

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