Friedensmal für die Zukunft
Opfer des ersten Weltkrieges: So kämpft die KSK Niedertaufkirchen gegen das Vergessen an
Es sind nicht nur Namen, die in die Granittafeln eingraviert sind. Auch die Weiler, ihr Zuhause also, sind aufgeführt, sowie der Tag ihres Todes und auch der Ort, an dem die Niedertaufkirchener gefallen sind. Diese Tafeln kosten der Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) gerade viel Geld.
Niedertaufkirchen – 27 Niedertaufkirchener sind es, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Ihnen zu Ehren wurde schon bald nach Ende des Ersten Weltkrieges eine Stele gewidmet.
100 Jahre ist das her. Jetzt hat die Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) viel Geld in die Hand genommen, um das Denkmal zu restaurieren. „Denn die Namen dieser Soldaten sollten nie in Vergessenheit geraten. Sie sollen ein mahnendes Beispiel für die Sinnlosigkeit von kriegerischen Auseinandersetzungen sein. Dass sich so etwas nie mehr wiederholen darf“, sagt der Vorsitzende der KSK Niedertaufkirchen, Josef Weiß.
Und dennoch: In Vergessenheit wären die Namen über kurz oder lang dann doch geraten, wenn nicht die KSK jetzt die Initiative ergriffen hätte. Denn 100 Jahre, nachdem die Granitstele errichtet worden war – 1921 war das der Fall – waren die Inschriften verwittert und kaum mehr zu lesen. Die Stele, die ihren Standort direkt neben der Kreisstraße hat, war stark verschmutzt.
KSK hat die Restaurierung aus ihrer Vereinskasse bezahlt
Zwar gehört das Denkmal, das prominent am Ortseingang von Niedertaufkirchen steht, der Gemeinde. Doch die KSK hat einen Blick in ihre Vereinskasse geworfen und festgestellt, dass sie finanziell die Restaurierung stemmen kann. Noch im vergangenen Jahr holte Sepp Weiß Angebote eines Steinmetzes in Vilsbiburg ein. Das war im März 2021 der Fall und beinhaltete unter anderem das Schleifen der Oberfläche und die Erstellung von Schriftplatten.
Kaum ein Jahr später erstrahlt das Denkmal im neuen Glanz. Auf drei Granitplatten finden sich nun die 27 Namen, die in Sandstrahltechnik eingefügt wurden. Die Anfangsbuchstaben hat der Steinmetz mit Blattgold versehen. Das Denkmal selbst mit einem Soldaten an der Spitze besteht aus Muschelkalk und wurde mehrmals mit einem Hochdruck- und einem Steinreiniger behandelt.
Mit dem Einbau der Platten kam da die stolze Summe von 10 400 Euro zusammen. Nicht gerade wenig.
Bürgermeister Winkler ist der KSK dankbar
Umso mehr freut sich Niedertaufkirchens Bürgermeister Sebastian Winkler (FWG) darüber, dass nicht die Gemeinde für diese Kosten aufkommen muss, sondern die KSK die Sanierung schultert. „Mein Respekt und meine Hochachtung gegenüber der Vorstandschaft“, dankt der Gemeindechef der KSK für deren Einsatz. „Sie haben die Kosten übernommen für eine Sache, die eigentlich Aufgabe der Gemeinde wäre.“ Er selbst glaubt nämlich nicht, dass die Instandsetzung in nächster Zeit von der Gemeinde von selbst in Angriff genommen worden wäre.
Erinnerung an Kriege ist wichtiger denn je
Mit dem Erhalt des Denkmals als Mahnmal spannt Winkler den Bogen zur aktuellen politischen Lage in Europa: „Es ist wichtiger denn je, dass ein Denkmal daran erinnert wird, was bei uns in zwei Weltkriegen passiert ist und wie viele Leute ihr Leben lassen müssen.“ Es sei eine Aufgabe der älteren Generation, die Jugend daran zu erinnern, was Krieg auslösen kann.
KSK will das Bewusstsein schärfen
Dieses Bewusstsein zu schärfen, das sieht KSK-Vorsitzender Sepp Weiß als eine der Aufgaben seiner KSK, die sich nach der Aussetzung der Wehrpflicht wie alle anderen Kameradschaften plötzlich damit konfrontiert waren, dass sich dem Verein keine neuen Mitglieder mehr anschlossen, nachdem sie ihre Wehrpflicht abgeleistet hatten. „Wir haben dann 2008 beschlossen, dass wir uns öffnen, dass jeder Mitglied werden konnte.“
Das hat funktioniert: Mit Engelbert Kronberger gehört noch ein Veteran dem Verein an, 99 Reservisten sind Mitglied bei der KSK und 50 Personen, die eben keinen Wehrdienst geleistet haben. 2020 hätte der Verein gerne sein 110-jähriges Bestehen groß gefeiert. Corona ließ aber lediglich eine kleine Feier zu.
Starker Rückhalt bei Veranstaltungen
Die Unterstützung ist jedoch ungebrochen: „Wir haben einen starken Rückhalt in der Gemeinde. Das merken wir jedes Jahr, wenn wir unsere Christbaumversteigerung abhalten“, berichtet Weiß. Das Geld, das bei solchen Veranstaltungen zusammenkommt, verwendet die KSK nun, um den Erhalt des Denkmals zu finanzieren, das nicht nur an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein ehrendes Gedenken bietet.
Weitere Tafeln kamen nach dem Zweiten Weltkrieg dazu
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal um weitere Tafeln erweitert, um auch an die 49 Niedertaufkirchener Bürger zu erinnern, die zwischen 1939 und 1945 in den Kriegswirren ums Leben gekommen sind. Dieses Mahnmal zu erhalten, sieht Weiß als eine der Aufgaben seines Vereines an. Ein Mahnmal, „auf den kein einziger weiterer Name hinzukommen sollte.“