Urteil im Landtagsausschuss
Neumarkt-St. Veit hat nur „einen Stadtplatz von der Stange“
„Die Messe ist gelesen. Das Ding ist fertig. Es werden sicher keine Bagger kommen und den Stadtplatz wieder aufreißen. Aber wir können daraus lernen!“ Das war die wegweisende Feststellung, die der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper beim Ortstermin getroffen hat.
Neumarkt-St. Veit – Der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses des bayerischen Landtags war mit seiner Ausschusskollegin, der Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Sabine Weigand, in die Rottstadt gekommen, um vor allem den Pflasterbelag unter die Lupe zu nehmen. Zugrunde lag eine Petition der Eheleute Eva und Dr. Christian Guse.
Diese Petition hat drei Eckpfeiler zum Inhalt: den Erhalt der Geschichte der bayerischen Städte und der Beachtung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes. Sie richtet sich gegen den „unnötigen Austausch des historischen und denkmalgeschützten Ziegelpflasters am Stadtplatz von Neumarkt- St. Veit durch chinesischen Granit in der Hochburg der bayerischen Ziegelkultur“. Und sie plädiert „für die Stärkung des Landesamtes für Denkmalschutz“.
Deswegen waren nicht nur die Ausschussmitglieder vertreten, sondern auch Sprecher von Städtebauförderung, Landesdenkmalamt und Landesverein für Heimatpflege vor Ort. Für Verwunderung sorgte bei dem Treffen, an dem sich auch zahlreiche Stadtratsmitglieder und Vertreter der Verwaltung beteiligt haben, die erste Aussage von Dr. Sabine Weigand: „Als ich angekommen bin, wähnte ich mich eher auf einem Parkplatz als auf einen Stadtplatz!“ Sie beschäftige sich schon lange mit Umgestaltungsmaßnahmen an Stadtplätzen, betonte, dass Umbauten mit großer Verantwortung einhergingen. Auf dem Stadtplatz der Zukunft sollten sich die Leute wohlfühlen, man müsse im Sinne des Klimawandels handeln und planen.
Das alles ist der Stadt offenbar nicht gut genug gelungen, machte Generalkonservator Professor Mathias Pfeil vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege deutlich. Als „mittelmäßig“ bezeichnete er das Ergebnis, sprach dabei die Straße an, die wie mit dem Lineal gezogen über den Stadtplatz führe. „Und muss denn wirklich alles gepflastert sein?“, fragte Pfeil, der sich mehr Mischflächen gewünscht hätte.
Es gibt keine optimale Lösung
Am Ende stehe die Mehrheitsentscheidung der Stadt, wie ein Platz auszusehen habe. Er brachte aber auch zum Ausdruck, dass es keine Blaupause für eine optimale Lösung gebe. „Auch wir lernen ständig dazu!“
„Klinker ist ein Zeitzeugnis“
Ausführlich argumentierte Dr. Christian Guse anhand vieler Bilder im Schaufenster der Johannesapotheke, weshalb er das Ziegelpflaster beziehungsweise den roten Klinkerstein als historisch betrachtet. „Klinker ist ein Zeitzeugnis. Und er kommt aus der Region. Wir sind eine Lehmgegend“, versuchte er anhand von historischen Postkarten zu belegen.
Weitere Artikel und Nachrichten aus der Region Mühldorf finden Sie hier:
Zum historisch gewachsenen Stadtplatz zählt Guse auch mächtige Linden, die schon in den 70er Jahren gefällt worden seien. Ja, es seien jetzt neue gepflanzt worden. Doch es werde Jahrzehnte dauern, bis die eine schattenspendende Größe erreicht haben werden. Der Stadtplatz habe seine Identität verloren, bedauerte Guse, indem man sich an Sanierungen von Städten und Kommunen in der Region orientiert habe. Von einem Deja-Vu-Effekt sprach er.
Weniger Geld für Klinker
Ralph Imhof, Sachgebietsleiter der Städtebauförderung bei der Regierung von Oberbayern stellte klar, dass im Rahmen der Städtebauförderung die Sanierung beziehungsweise Aufwertung eines Stadtplatzes zuschussfähig seien.
Auf die Frage von Eva Guse sagte er, dass die Wiederverwendung von Klinker die Reduzierung der Zuschussmitteln zur Folge gehabt hätte. Grundsätzlich gebe die Stadt mit ihrer Planung die Richtung vor. Den Wunsch nach dem Erhalt von vielen Parkplatz habe man akzeptieren können.
Am Ende entscheiden immer die Mehrheiten
Dr. Weigand sprach von ihren Erfahrungen, dass die Diskussionen in jeder Kommune ähnlich klingen würden. „Ein Diskurs ist immer anstrengend, aber immer mit dem Ziel verbunden, eine konstruktive Lösung herbeizuführen. Man muss aus Erfahrungen lernen und versuchen, immer das Beste rauszuziehen.“ Bei der Beurteilung des Neumarkter Stadtplatzes hielt sich Brannekämper zurück. „Am Ende entscheiden die Mehrheiten“, meinte er.
