Langjähriger Brauch lebt wieder auf
„Siamo in due“: Wie sich die Städte-Partnerschaft von Neumarkt-St.Veit in 20 Jahren entwickelt hat
Bürgermeister Erwin Baumgartner hat einen langjährigen Brauch nach der zweijährigen Coronapause wieder aufleben lassen.
Neumarkt-St. Veit/Caneva - Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war es dieses Jahr wieder so weit: Die schon seit Beginn der offiziellen Städtepartnerschaft im Jahre 2001 gehegte Tradition der gegenseitigen und abwechselnden Besuche der Bürgermeister zum Jahresausklang in der Partnerstadt wurde wieder fortgesetzt. Dieses Mal besuchte Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner die Partnerstadt und überbrachte die Weihnachts- und Neujahrsgrüße aus seiner Stadt.
Treffen wurde in „SteveNatale 2022“ eingebaut
In diesem Jahr wurde dieses Treffen in ein schönes Fest eingebaut. Im Canevas Ortsteil Stevena fand das Fest „SteveNatale 2022“ statt. Neben einem Weihnachtsmarkt und einem Kripperlrundgang fand auch ein Gospelkonzert im Zentrum auf der Piazza del Carmine statt. Vor dem Konzert gab es eine offizielle Begrüßung durch den Bürgermeister Dino Salatin und seine Gemeinderatsmitgliedern.
Weitere Artikel und Nachrichten aus der Region Mühldorf finden Sie hier:
Dabei durfte das Neumarkter Stadtoberhaupt auch die offiziellen Weihnachts- und Neujahrsgrüße der Comune di Caneva entgegennehmen und natürlich auch die Grüße aus Neumarkt-Sankt Veit allen Besuchern und Gästen der Veranstaltung übermitteln. Bei einem gemeinsamen Abendessen wurden die kommenden Veranstaltungen besprochen, insbesondere das 20-jährige Jubiläum der Urkundenunterzeichnungen zur Städtepartnerschaft in Caneva, das im Jahre 2023 beim traditionellen Bierfest Anfang September in Caneva nachgeholt werden soll.
Große Aufregung bei der Besiegelung der Partnerschaft
Auch zwei Jahrzehnte nachdem die beiden Kommunen die Städtepartnerschaft besiegelt hatten, erinnern sich die Protagonisten von damals noch gerne an das große Ereignis in Caneva. Die Aufregung sei groß gewesen, berichtet Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner, der damals als frischgewählter neuer Bürgermeister die Partnerschaftsurkunde in Caneva unterzeichnete. „Auf dem Weg auf das Podium habe ich durch Klopfen auf mein Herz dem Bürgermeister Mirto Monte signalisiert, dass ich aufgeregt bin.“ Seine Antwort sei gewesen: „Siamo in due“, was so viel heißt wie: „Wir sind zu zweit!“ Baumgartner spricht von unvergesslichen Momenten und nannte unter anderem „das Fahnenschwingen auf der Bühne und die Nationalhymnen in dem riesigen voll besetzten Saal“.
Gegenseitiges Kennenlernen der Kulturen
„Die Städtepartnerschaft hat viele Freundschaften erzeugt. Das beginnt schon in den Kinderjahren beim Zeltlager und hat sogar schon zu einer Hochzeit zwischen Deutschland und Italien geführt“, erzählt der Bürgermeister. Das Kennenlernen der Gesellschaft und der Lebensgewohnheiten habe gezeigt, dass Italien nicht nur aus Urlaub, Sonne und Strand besteht, „sondern dort, wie bei uns Familie, Beruf, Freizeit, Sport und auch Kommunalpolitik zum normalen Leben gehören.“
Es gibt verschiedene Termine, die regelmäßig wiederkehren und die Städtepartnerschaft in gesellschaftlicher Hinsicht am Leben erhalten, wie das Zeltlager, das Weinfest, aber auch der Weihnachts- und Neujahrsbesuch. „Soweit möglich und passend, machen wir auch nach dem Urlaub meist noch einen Abstecher nach Caneva. Leider zählen auch traurige Termine dazu, Beerdigungen von langjährigen Freunden – aber das gehört zu einer Freundschaft.“ Im Laufe der zurückliegenden Jahre sind es einige Persönlichkeiten, die als Wegbereiter der tiefen Verbundenheit mit Caneva gelten.
Der KSK-Vorsitzende Franz Luferseder zum Beispiel, der bei den regelmäßigen Treffen der Veteranenvereine am Nassfeld in den Karnischen Alpen in Kontakt mit den Alpini aus Caneva getreten ist und diese Freundschaft am Leben gehalten hat. Dann gibt es den Vertreter der Alpini, Gianni Coan, der in Caneva die Schlüsselfigur zur späteren Partnerschaft war. Marille Hartmann war die Dolmetscherin vor Ort, welche bei auftretenden sprachlichen Barrieren stets zur Hilfe stand.
Freundeskreis hält die Partnerschaft mit am Leben
Nicht zu vergessen die beiden Neumarkter Dr. Albrecht Lahme und Jürgen von Roennebeck, die mit dem im Jahr 2000 gegründeten Freundeskreis Caneva mindestens ebenso lang aktiv die partnerschaftlichen Beziehungen zur Kommune im Friaul am Leben gehalten haben. Jahr für Jahr brachte von Roennebeck einen bayerischen Christbaum in die Partnerstadt. Ein bayerischer Adventskranz schmückte die Kirche im Ort, Dr. Albrecht Lahme lud regelmäßig zu hochklassigen klassischen Konzerten ein.
In Neumarkt-St. Veit gibt es eine Canevastraße
Neumarkter in Caneva, Canevesen in Neumarkt – diesen Austausch gibt es, wenn man sich zum Pagalosto, einer Art Boule, trifft. Regelmäßig mit dabei ist der Freundeskreis, wenn im Sommer in Caneva zum Castello-Fest, einem Mittelalterfest, geladen wird. Mit gegenseitigen Besuchen, gemeinsamen Festen und Zeltlagern wird die Partnerschaft lebendig gehalten. Und Caneva ist inzwischen auch namentlich in Neumarkt verankert: Der Stadtrat hat seinerzeit beschlossen, im Baugebiet „Am Galgenberg“ eine Straße nach der Partnerstadt zu benennen: die „Canevastraße“.