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Es lebe der Sport - oder doch nicht?

Wenn Hallen oder Übungsleiter fehlen: So reagieren Vereine wie der TSV Neumarkt auf Engpässe

An Mitgliedern mangelt es dem TSV Neumarkt-St. Veit nicht. Mit Aktionen wie den  „Kids‘ Actions Day“ betreitb dee TSV in der Vergangenheit Mitgliederwerbung. Es fehlt aber an Übungsleitern. Vorsitzender Harry Eberl (rechts im Bild) macht das an der aufwendigen Ausbildung fest.
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An Mitgliedern mangelt es dem TSV Neumarkt-St. Veit nicht. Mit Aktionen wie den „Kids‘ Actions Day“ betreitb dee TSV in der Vergangenheit Mitgliederwerbung. Es fehlt aber an Übungsleitern. Vorsitzender Harry Eberl (rechts im Bild) macht das an der aufwendigen Ausbildung fest.

1.700 Mitglieder, davon ein Drittel Kinder und Jugendliche. Beim TSV Neumarkt-St. Veit rührt sich was, von der Turnabteilung bis zu den Fußballern. Doch wie in vielen Sportvereinen treibt den Vorsitzenden Harry Eberl eine Sorge um: Die Übungsleiter werden rar!

Neumarkt-St. Veit – „Wir suchen Dich!“, heißt es auf der Facebook-Seite des TSV Neumarkt-St. Veit. Wen genau? Ein Turntrainer wäre recht und auch ein Tanztrainer. Zwei Monate lang steht der Post bereits auf der Seite des TSV Neumarkt. Aber bislang ohne Erfolg, wie der Vorsitzende Harry Eberl schulterzuckend verrät. „Die Stunden können deshalb aktuell auch nicht stattfinden.“

Es sei heutzutage gar nicht so einfach, Übungsleiter zu finden, die sich ehrenamtlich in die Halle stellen und sich darum kümmern, dass Kinder und Jugendliche sportlich gefördert und gefordert werden. Das weiß kaum einer besser als Harry Eberl. Er selbst ist seit 1992 Übungsleiter und weiß, dass eine der größten Hürden die Ausbildung zum Übungsleiter ist. „Um sich Übungsleiter nennen zu dürfen, sind in der Ausbildung 120 Übungseinheiten nötig. Das schafft man nur, wenn man sich für diese Ausbildung entsprechend Urlaub nimmt. Und wer ist heutzutage schon noch dafür bereit?“, fragt Eberl, der

In Neumarkt-St. Veit benennt er auch ein strukturelles Problem. „Wenn die jungen Leute fertig sind mit der Schule, fangen sie an zu arbeiten, machen eine Ausbildung oder studieren. Dann sind sie weg“, weil es in Neumarkt-St. Veit viele Arbeitsplätze vor Ort nicht gebe oder eine weiterführende Schule, die die Leute im Ort halten würden. „Viele Arbeitnehmer sind deswegen Pendler, kommen erst spät von der Arbeit nach Hause.“ Eberl reagiert fast mit Verständnis darauf, wenn Erwachsene dann das Kanapee dem Trainingsanzug vorziehen und eben nicht als Übungsleiter zur Verfügung steht.

Oft fehlt die Identifikation mit dem Sportverein

Ein anderes Phänomen hat Eberl in den Zuzügen erkannt: Familien, die nach Neumarkt ziehen, fehle oftmals der Bezug zum Sportverein. Man identifiziert sich weniger mit dem Sportverein, will auch keine Verbindlichkeiten eingehen, nennt Eberl weitere Gründe für das zurückhaltende Engagement. Zumal selbst ausgebildete Übungsleiter mit ihrem Engagement im Verein nicht reich werden. Für Helfer ohne Übungsleiterschein, zahlt der TSV 8 Euro, mit entsprechender Lizenz 10 Euro. Und dann gibt es noch eine Übungsleiterpauschale, die jährlich maximal 3.000 Euro betragen darf.

Übungsleiter werden nicht jünger

Eberl nennt die Leichtathletikabteilung, die Karateabteilung und auch die Abteilung Volleyball, die einen Übungsleiter vertragen könnten. „In den anderen haben wir treue Übungsleiter, seit Jahrzehnten, die aber mittlerweile auch in die Jahre gekommen sind.“ Es sei schwierig, dem Nachwuchs verantwortungsvolle Posten schmackhaft zu machen. Und dann gibt es auch noch die positiven Fälle, wie in der Tischtennisabteilung. Dort sei die Abteilungsführung zu 100 Prozent ehrenamtlich tätig, „die nehmen nix“.

Weil es an eigenen Übungsleitern gefehlt hatte, hat die Tennisabteilung einen anderen Weg eingeschlagen: Eine Tennisschule bietet ein Training an zwei Nachmittagen an. „Das zahlen dann aber die Eltern“, sagt Eberl.

Immerhin. An Sportstätten mangelt es dem TSV Neumarkt-St. Veit nicht. Die große Mehrzweckhalle stehe zur Verfügung. Die kleine Turnhalle, habe die Stadt sanieren lassen und dann gibt es noch den Turnraum im Städtischen Kindergarten an der Wintermaierstraße, den der TSV für seine Yoga-Gruppe nutzen kann. „Dafür bin ich sehr dankbar!“

Mangel vor allem bei den 30- bis 50-Jährigen

Erwin Zeug, Vorsitzender des Bayerischen Landessportvereins (BLSV) im Landkreis Mühldorf, kennt die Problematik fehlender Übungsleiter in den Vereinen. „In Haag hatten wir einen Verein, der stand kurz vor der Auflösung, weil eine Vorstandschaft fehlte, Aber das hat sich inzwischen ja geregelt!“

Zuverlässige Übungsleiter zu finden, sei ungleich schwieriger. Vor allem die Generation im Alter von 30 und 50 Jahren hielte sich mit dem Engagement zurück. „Das ist die Generation der jungen Familien, die ist stark im Beruf eingebunden.“

Ausbildung zum Übungsleiter soll aufgeteilt werden

Und auch er hat das Problem erkannt, dass die Ausbildung der Übungsleiter drei Wochen beansprucht: „Es würden mehr kommen, wenn sich diese kompakte Zeit auf mehrere Termine aufteilen lassen würde.“ Man bemühe sich beim BLSV um Lösungen, dass etwa die Ausbildung in Abschnitte aufgeteilt wird. „Das würde vielleicht mehr Anreize schaffen!“ Bei der nächsten Tagung am 22. und 23. November werde dies in der BLSV-Führung angesprochen, verspricht er.

Was helfen würde: Man investiert die Zeit für die Lizenz in einem Alter, in welchem man jung und ungebunden ist. Oder man hat in der Rente Zeit, wie Harry Eberl ergänzt: Annemarie Menzel hat ihren Übungsleiterschein erst mit 70 gemacht!“

Unterschiedlich hohe Zuschüsse für Neubauten

Dass vielerorts das Geld fehle, um vernünftige Sportstätten mit ausreichend Platz zur Verfügung zustellen, ist dem BLSV-Kreisvorsitzenden Erwin Zeug bekannt. Natürlich gebe es auch Unterstützung seitens des BLSV, allerdings nur, wenn der Sportverein auch Bauherr ist sagt Zeug: Das ist ein Riesenproblem, weil die meistens nicht das nötige Kleingeld haben!“Er berichtet von Mischversionen, wie sie in einigen Orten überlegt würden: „Beim TSV Taufkirchen überlegt man, ob der Sportverein den einen Teil, wie Umkleiden und Duschen, baut, und die Gemeinde die Turnhalle!“

Doch stünden auch die Mitglieder in der Pflicht: „Die müssen sich einbringen. Weil jede Finanzierung des BLSV erfordert mindestens zehn Prozent, den der Verein als Eigenleistung erbringen muss.“ Entweder in Form von Eigenkapital oder in Form von körperlicher Arbeit. Dabei ist die Höhe des Zuschusses für Baumaßnahmen nicht in jedem Ort gleich, wie Zeug auf Nachfrage sagt. Ursprünglich habe der einheitlich bei 20 Prozent gelegen. Wenn in Mühldorf und Waldkraiburg gebaut wird, dann gibt es aber aktuell bis zu 25 Prozent Zuschuss, in Gars sind es 45 Prozent, in Erharting 55 Prozent. Ebenso in Neumarkt-St. Veit. Selbst Zeug findet diese Unterschiede nicht gerecht verteilt. Er kündigt an, dass diese Werte vom BLSV überarbeitet würden.

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