Nördlicher Landkreis Mühldorf
Kaum Schnee und zu teuer? Warum es in der Region trotzdem Teilnehmer-Rekorde bei Skikursen gibt
Kein Schnee in den Bergen, zumindest in tieferen Lagen. Erst ab 2000 Meter beginnt die Pistengaudi so richtig. Alles, was tiefer liegt, versucht sich mit Kunstschnee durch die Wintersaison zu retten. Das scheint zu funktionieren: Trotz Schneemangels ist das Interesse an den Skikursen ungebrochen.
Neumarkt-St. Veit/Niedertaufkirchen - Kein Schnee, dazu steigende Preise für Skikarten aufgrund der Energiekrise: Nicht die besten Voraussetzungen für die Skiclubs in der Region, um den Kindern das Skifahren beizubringen. Macht das in Zeiten der Klimaerwärmung überhaupt noch Sinn? Zumindest ist das Interesse an den Skikursen ungebrochen, wie Sebastian Doriat, der Leiter der Skisportabteilung im DAV, Sektion Rottal, in Neumarkt-St. Veit beobachtet hat. „Kein Interesse am Skifahren? Das Gegenteil ist der Fall!“ berichtet der Abteilungschef.
„Wir hatten einen starken Zulauf bei den Skikursen. 32 Kinder, 13 davon Anfänger, und zusätzlich zwei Tage lang einen Erwachsenenkurs mit fünf Teilnehmern“, sagt Doriat. Bei den ersten beiden Skikurs- und Tagesfahrten mussten zwei Busse eingesetzt werden, um die rund 100 Teilnehmer in die Berge zu befördern.
Schneearme Gipfel sind selbst den Skilehrern neu
Dass selbst in den bekannten Skiregionen der Schnee ausbleibt, habe er so noch nicht erlebt. „Das ist so krass. Ich wüsste nicht, dass wir in einer Skisaison schon mal so wenig Schnee gehabt hätten.“ Also war Flexibilität gefragt, um die Skikurse durchzuführen. „Absagen oder Verlegen ist schwierig, weil sich die Skilehrer ja freinehmen. Es ist dann immer noch am besten, wenn man die Kurse durchzieht.“
Für gewöhnlich steuern die Neumarkter die Winklmoosalm an. Aber dort sei ab Weihnachten gar nichts mehr gegangen. Dann fuhren die Neumarkter zum Dachstein, danach Lofer. „Aber das war auch nicht mehr prickelnd. Und so war am vergangenen Samstag Leogang unser Ziel.“ Dort habe der Kunstschnee die Kurse gerettet. Schneesicherheit ist ausschlaggebend dafür, dass Leogang auch das Ziel der finalen Fahrt am kommenden Samstag ist. „Und schneien soll es jetzt ja auch noch“, zeigt sich Doriat zuversichtlich.
Es muss nur kalt genug sein für die Schneekanonen
Zuversicht, die Doriat auch bei seinem Blick in die Zukunft ausstrahlt. „Ich glaube, dass Wintersport auch in Zukunft noch möglich ist. Aber wir werden uns auf solche Winter einstellen müssen.“ Wenn es kalt genug sei, würden Schneekanonen einspringen. Wenngleich sich junge Anfänger auf Kunstschnee schwertäten, so Doriat. „Kunstschnee ist ziemlich eisig, es ist schwieriger, den Kindern die Technik beizubringen. Selbst blaue Pisten sind dann extrem schwierig.“ Und dazu die drei verschiedenen Standorte für Kinderskikurse: „Das ist weit weg von ideal“, sagt Doriat.
Beim Skiclub Niedertaufkirchen hatte man im vergangenen Jahr noch die Skikurse in den Dezember gestartet. Diesmal sollten die Kids erst im Januar ihre ersten Schwünge üben. „Doch schneetechnisch wäre es andersrum besser gewesen“, weiß mittlerweile der 2. Vorsitzende des Skiclubs, Tobias Friedhaber. Die Niedertaufkirchener fuhren Lofer an. „Dort war sogar die Talabfahrt möglich! Obwohl oben, an der Loferer Alm links und rechts neben der Piste alles grün war“, so Friedhaber. Zuversichtlich blickt er auf das Skikursfinale in Lofer kommendes Wochenende, nachdem es in den letzten Tagen etwas geschneit hatte. „An der Mittelstation ist mittlerweile alles weiß“, weiß Friedhaber nach dem Blick auf die Webcam.
„Insgesamt haben wir 50 Teilnehmer“, freut sich Friedhaber über das rege Interesse und sagt, dass die Leute nach den coronabedingten Zwangspausen einiges aufzuholen hätten. „Wir haben auch acht Erwachsene in den Kursen. Sie sind seit drei Jahren nicht mehr auf den Skiern gestanden, wollen ihre Kenntnisse auffrischen.“ 42 Kinder sind ebenfalls mit dabei. „Da haben sich wegen Corona mehrere Jahrgänge aufgestaut.“
Skigebiete locken mit attraktiven Gruppentarifen
Dass Skifahren teurer geworden ist, bestätigt Friedhaber. „Viele überlegen es sich!“ Doch es herrscht auch die Meinung: Je jünger man ist, umso leichter lernt es man, erklärt Friedhaber das nach wie vor große Interesse an den Kinderkursen. Lofer steht bei den Niedertaufkirchenern hoch im Kurs, weil es gute Gruppentarife gibt - beim Kauf von zehn Skikarten gibt es eine umsonst dazu. „Und was uns besonders gefreut hat: In der vergangenen Woche gab es für jedes Kind Halstücher, Buffs, geschenkt!“ Was die Schneequalität betrifft, ist Friedhaber entspannt: „Kinder kennen kaum einen Unterschied. Bei Sonne ist der Schnee griffiger, weicher. Bei Bewölkung bleibt er eisig, tatsächlich haben sich die Kinder dann etwas schwerer getan.“
Natürlich hoffen Friedhaber und Co, darauf, dass sich der Winter doch noch zurückmeldet. Nicht nur wegen der Pistengaudi in den Bergen. Wenn zu Hause genug Schnee fällt, dann gibt es wieder ein Skirennen am Monte Grill bei Fränking. „Der Termin am 4. Februar ist gesetzt, auch wenn die Hoffnung nicht groß ist“, sagt Friedhaber. Zum letzten Mal hat das Rennen in Niedertaufkirchen 2017 stattgefunden.

