„Gut Holz!“ auf Traditions-Kegelbahn
Kegelbua, Kegelmadl und 50 Cent für einen Stier: die Geheimnisse der Neumarkter Nostalgiebahn
In der historischen Kegler-Alm in der Kellerstraße in Neumarkt herrscht reger Betrieb, denn das traditionelle Kirtascheib’n läutete den Start der Kegelsaison ein: die Krönung zum neuen Kegelkönig.
Neumarkt-St. Veit – Die deutlich über 100 Jahre alte Kegelbahn frönt einer der ältesten Sportarten der Welt und war ursprünglich als Sommerkegelbahn ausgelegt. Doch heute findet die Kegelsaison im Herbst und Winter statt, weshalb der Verein mit Heizung, Toiletten und ausreichend Isolierung nachgerüstet hat. Demnächst soll sogar mit Biogasfernwärme modernisiert werden.
Die hölzerne Kegelbahn bedeutet immer noch Handarbeit für die insgesamt vier Kegelbuben und -mädchen. Denn diese stellen die Kegel per Hand wieder auf, legen die Kugeln zurück und verdienen sich so ein kleines Taschengeld. So wie Anna Nösch, die Tochter des Vorsitzenden, die zu den jüngeren Kegelmitgliedern zählt und mit dem Kegel in der Hand groß geworden.
Keglerfreunde fest in Familienhand
Denn genau wie ihr Papa als Kegelbua startete, begann sie als Kegelmadl: „Es war anstrengend, aber immer ganz schön.“ Profitipps bekam sie sogar schon von ihrem Opa, der von 1969 bis 2014 dem Verein vorstand: „Mein Opa hat mich damals immer gelehrt, dass der Daumen nach vorne zeigen muss, in die Richtung, wo man hin möchte.“
Wenn die Kuhglocken bimmeln
Laut läuten die alten Kuhglocken an der Decke der gemütlichen Stube, als der stellvertretende Vorsitzende, Robert Osel, einen sogenannten Stier schiebt. Das bedeutet, dass er die drei Kegel in der Mitte mit seiner Kugel umgeworfen hat. Das kostet ihn bare Münze, denn jetzt muss er 50 Cent in eine dafür vorgesehene Dose stecken.
Er ist schon seit 1991 bei den Keglern dabei. Dazu gekommen ist er durch seinen Freund, den Vorsitzenden Thomas Nösch. Denn der verdiente sich als Kegelbua sein Taschengeld. Robert Osel erinnert sich: „Da haben wir ihn immer besucht, wenn er aufgestellt hat.“
Ein Kegel ist ganz besonders wichtig
Durch eine Glasscheibe getrennt, werden die Mitspieler beim „Scheiben“ mit Spannung beobachtet. Akribisch notieren stets zwei Mitglieder sofort die umgeworfenen Kegel, damit nichts übersehen wird. Doch bei diesem Event geht es darum, auch den mittleren Kegel ganz vorne zu erwischen, sonst zählt der gesamte „Schub“ nicht.
Einige Turnierteilnehmer kommen direkt von anderen Terminen, wie Yoga oder einer Stadtratssitzung. Langsam füllt sich der kleine Raum, während Thomas Nösch und Robert Osel die wartenden Mitglieder mit Getränken und warmen Wienern versorgen. Denn auf der Holzbahn kann immer nur einer seine Leistung zur Schau stellen.
Jeder ist willkommen auf der Kegler-Alm
Der Gewinner, dieses Jahr Sportreferent Peter Hobmaier, bekommt eine Schützenkette und den Wanderpokal; gestiftet vom Bürgermeister, der 2024 den zweiten Platz belegte. Maria Hobmaier hat als beste Dame abgeschnitten. Doch in der holzgetäfelten, urigen Stube geht es vor allem um das gesellige Beisammensein. „Es ist zwar ein Turnier, aber es geht immer nur um Spaß“, freut sich der Vorstand Thomas Nösch über jeden Neuankömmling zum Wettkampf. „Jeder ist willkommen“, fügt Helmut Kerscher, Kassier des Vereins, hinzu.
Während die einzelnen Mitglieder nacheinander antreten, wird an den besetzten Tischen gelacht und geratscht. Viele sind durch die Familie Mitglieder geworden und andere erklären: „Der Freundeskreis hat gesagt, ich soll mitkommen.“ Auch an diesem Abend wird ein mitgebrachter Gast herzlich als neues Mitglied aufgenommen.
„Wir haben auch eine ganze Gruppe junger Leute“, informiert Helmut Kerscher stolz. Alt und Jung zeigt sich begeistert beim Kegeln, denn der Verein hat rund 128 Mitglieder. Und eine der ältesten Mitglieder ist die Rentnerin Guste Voglsamer, die in Neumarkt keine Unbekannte ist. Sie hat jahrelang die Gastro im Keglerverein gemacht und zudem ist sie eine sehr gute Keglerin.
Eine Brotzeit als Siegesprämie
Für die Mitglieder gibt es aber nicht nur das jährliche Kirtascheiben, sondern auch das Familienscheiben oder das Packerlscheiben Ende November und kurz vor Weihnachten. Hier bringt jeder ein verpacktes Geschenk mit und wer die meisten Kegel hat, darf sich dann das erste Päckchen aussuchen. „Meistens wird Essen wie Lebkuchen oder eine Salami reingepackt, weil danach wird mit allen gemeinsam Brotzeit gemacht“, erklärt Anna Nösch mit leuchtenden Augen.
Kegeln bis zur Weihnachtszeit
Die Saison der Kegler startet mit jedem neuen Schuljahr und geht zunächst bis Ende November, weil dann die Christkindlmärkte und Weihnachtsfeiern beginnen. Abhängig von den Schneeverhältnissen und der Kälte geht es nach Neujahr weiter bis Fasching. Dann ist wieder Pause und es wird weitergekegelt bis zur Starkbierzeit. Interessierte sind jeden Freitag ab 19 Uhr herzlich willkommen zum Reinschnuppern in der Kellerstraße 12a.


