Aufwendige Renovierung in St. Jakobus
Das ist schlecht, Herr Specht: Am Hörberinger Kirchturm nagt nicht nur der Zahn der Zeit
Da hat der Herr Specht ganze Arbeit geleistet: Der hartnäckige Bewohner der Pfarrkirche von Hörbering hat auf seiner Futtersuche großen Schaden am Gotteshaus hinterlassen. Jetzt musste die Pfarrei reagieren, weil die Sicherheit des Turmes gefährdet war. Eine teure Angelegenheit.
Hörbering – Immer wieder kreischt die Kreissäge ganz weit oben am Hörberinger Kirchturm. Danach ein Druckluftgeräusch, wenn die Zimmerernägel durch die Schindel geschossen werden. Es ist echte Maßarbeit, was die beiden Handwerker der Firma Grabrucken aus Bruckberg am 37 Meter hohen Kirchturm, der aktuell auf allen Seiten eingerüstet ist, leisten.
Specht wurde 2018 zum ersten Mal gesichtet
Und sie haben viel zu tun. Denn der Specht hat ganze Arbeit geleistet, seit er 2018 das erste Mal am Gotteshaus, das dem Heiligen Jakobus geweiht ist, gesichtet worden ist. „Auf der Suche nach Nahrung hat er nicht nur die Holzschindeln durchlöchert, sondern auch die Balken des Dachstuhls bearbeitet“, berichtet Kirchenpfleger Michael Asbeck.
Dass der Specht an den knapp 50 Jahre alten und 15 Millimeter dicken Schindeln des Kirchturms, allesamt aus Lärchenholz, Löcher hinterlassen hat, kann Asbeck dabei noch nachvollziehen. „Aber er hat auch die Schalung darunter bearbeitet, die ist immerhin 30 Millimeter dick“, muss sich Asbeck dann doch etwas wundern, welchen Schaden der Schnabel eines Spechtes verursachen kann.
Selbst den Kaiserstiel nicht verschont
Doch das war dem Specht noch nicht genug: Denn auch die Balken des Dachstuhls, inklusive Kaiserstiel, hatte der Vogel angemeißelt. Zur Erklärung: Beim Kaiserstiel handelt es sich bei einer Dachkonstruktion um die innere, senkrechte Holzsäule eines Turmdachs oder Zeltdachs, in den die Gratsparren eingelassen sind und der oben den Turmknauf beziehungsweise den Turmhahn trägt.
„Irgendwann war das Dach undicht, Feuchtigkeit gelangte in den Dachstuhl, das Holz wurde feucht und wurde morsch. Und wie sich herausgestellt hat, entwickelte sich darin wieder ein guter Nährboden für weitere Insekten – sehr zur Freude des Spechtes“, beschreibt Karin Löw, Verwaltungsleiterin im Pfarrbüro von Neumarkt-St. Veit, den Teufelskreis, dem das Gebälk im Hörberinger Kirchturm ausgesetzt war.
Auch tragende Elemente betroffen
Die Schäden sind beträchtlich, wie Kirchenpfleger Asbeck an einigen stark in Mitleidenschaft gezogenen Balken darlegt. Teilweise hatte sich der Specht bis zur Hälfte eines Balkens vorgearbeitet. „Da war nicht mehr fünf vor Zwölf, sondern schon Punkt zwölf!“, stellt Asbeck bei der Durchsicht der Schäden fest. Es musste also schnell gehandelt werden, damit die tragenden Elemente des Dachstuhls nicht zur Gefahr für die Hörberinger Kirchenbesucher werden.
„Reingeregnet hatte es auch schon mal 2014 und 2020. Aber da waren nur kleinere Ausbesserungsarbeiten nötig. Jetzt musste eine grundsätzliche Sanierung her“, rechtfertigt Asbeck die nun stattfindenden Arbeiten, die jede Menge Geld verschlingen werden. Asbeck spricht von knapp 400.000 Euro, die allerdings nicht nur in die Erneuerung von tragenden Elementen an der Kirchturmspitze fließen werden.
Für eine kleine Pfarrgemeinde wie Hörbering ist das natürlich nicht zu stemmen, umso glücklicher war man in der Pfarrei als es hieß, dass die Erzdiözese München-Freising 85 Prozent der Kosten übernehmen wird. „Das lässt uns alle etwas besser schlafen“, verhehlt Asbeck nicht. Den Restbetrag werde man aber auch aufbringen, da ist Asbeck zuversichtlich. „Auch wenn man ganz klar sagen muss, dass die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung für solche Sachen nachgelassen hat!“
Kirche bekommt auch einen neuen Anstrich
Das Gerüst umgibt aktuell nicht nur den Glockenturm. Die ganze Kirche ist umstellt, weil die Kirche im Zuge dieser Arbeiten neu gestrichen werden soll. „Der Kirchturm wurde schon mal gesäubert, das Kirchenschiff hat schon seinen ersten Anstrich hinter sich. Der zweite und letzte erfolgt mit dem Anstrich des Sockels gegen Abschluss der Baumaßnahme, wenn das Gerüst abgebaut ist“, so Asbeck, der fest damit rechnet, dass – vorausgesetzt die Wetterbedingungen spielen mit– die Kirche noch vor dem Winter fertig ist.
Das Jubiläum von St. Jakobus im Blick
Seine Baustelle wird dann der Vergangenheit angehören, weitere liegen aber noch vor Karin Löw. Sie erwähnt die gerade abgeschlossene Kirchenrenovierung in Aspertsham, die demnächst ihren 500. Geburtstag feiern wird, das wird am Kirchweihsonntag, 20. Oktober, der Fall sein. Weitere Projekte betreffen die Kirche in Niederbergkirchen, wo 2025 bei Kirchendach und Kirchenschiff die Schiefertafeln ausgetauscht werden sollen.
Aber zurück nach Hörbering: Auch das Turmkreuz wurde abgenommen, liegt aktuell in einer Malerwerkstatt, um neu vergoldet zu werden. Wenn die Farbe trocken ist und auch der Rest des Turmes in neuem Glanz erstrahlt, wird das Anbringen des Kreuzes den finalen Akt der Restaurierung einläuten. St. Jakobus wird dann wieder 37 Meter hoch sein. „Und dann sollten wir auch gewappnet sein, wenn wir in zwei Jahren den 500. Geburtstag von Sankt Jakobus dem Älteren feiern“, weist Asbeck schon jetzt auf das Kirchenbau-Jubiläum 2027 hin.
Größter Wunsch: Dass der Specht sein Revier wechselt!
Für ihn als Kirchenpfleger natürlich ein Höhepunkt, wenn er dann ein schönes Gotteshaus präsentieren kann. Natürlich wird man das Jubiläum feiern. Und man wünscht sich, dass viele Gläubige mit den Hörberingern mitfeiern werden. Doch einer ist unerwünscht: der Specht. „Ja, tatsächlich wäre ich nicht traurig, wenn der Specht weiterzieht. Von mir aus gleich in eine ganz andere Diözese“, so Karin Löw.


