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Breites Angebot an Waren

Stadtplatz von Neumarkt-St. Veit wird zum Basar: Wie auf dem Flohmarkt gefeilscht wurde

Das gute Wetter am Pfingstsonntag lockt Besucher jeden Alters auf den Flohmarkt.
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Das gute Wetter am Pfingstsonntag lockte Besucher jeden Alters auf den Flohmarkt.

Feilschen, schauen, Freunde treffen: Das sind die Zutaten für einen gelungenen Flohmarktbesuch. Zum Volksfest wurde am Neumarkter Stadtplatz wieder ordentlich gehandelt. Das sagen Besucher und Anbieter zum Flohmarkt 2024.

Von Sarah-Therese Mann

Neumarkt-St. Veit – Warm kitzelt die Sonne auf der Haut, während die Besucher mit Sonnenbrille, in luftigen T-Shirts und kurzen Hosen durch das Stadttor über den Flohmarkt am Stadtplatz schlendern. Ab und zu sieht man ein hübsches Dirndl aufblitzen oder erblickt eine Lederhose, denn vom Flohmarkt ist es nur ein Katzensprung zum Volksfest. Unter diesem blauen Himmel reiht sich ein bunter Stand an den nächsten. Die Aussteller sind schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Jeder möchte die Ware möglichst am besten Platz präsentieren, da viele von den Anbietern von weit herkommen.

Flohmarkt bietet ein breites Angebot

Was zuerst auffällt, ist ein großes Angebot an Kleidung, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Aber auch Omas Kristallgläser oder Opas Holzfiguren lassen sich hier finden, ebenso wie kunstvoll bemalte, antike Bierkrüge. Wer mit Kinderhörspielen wie „Die drei ???“ und „TKKG“ groß geworden ist, wird voller Begeisterung am Stand in der Mitte des Platzes auf Entdeckungstour gehen. Der Besitzer beschallt alle Besucher mit „The Final Countdown“ und bietet neben „oldschool“ Kassetten auch DVDs, Playstationspiele und Comics an.

Wer sich noch keinen großen Sportflitzer leisten kann, wird hier fündig und kann einen kleinen knallroten Ferrari erwerben.

Und wer sich noch keinen großen Sportflitzer leisten kann, wird hier fündig und kann einen kleinen knallroten Ferrari erwerben. Nicht nur die rockige Musik, sondern auch das zeitlose Angebot zieht Jung und Alt an.

Der Neumarkter Flohmarkt hat eine lange Tradition und ist auch an diesem Vormittag gut besucht. Dennoch beklagt Rainer, ein Kenner der Szene: „Es sind vielleicht noch ein Viertel an Verkäufern da wie sonst.“ Der gebürtige Neumarkter hat hier normalerweise selbst einen Stand und weiß, wovon er redet. Doch heute ist er nur als Schnäppchenjäger unterwegs, da er und seine Begleitung ein antikes Türschloss suchen. Dabei erinnert sich Rainer an vergangene Tage: „Früher musstest du mitten in der Nacht deinen Tisch aufbauen, damit du ihn hier irgendwo platzieren konntest.“

Zum Flohmarkt gehört auch Feilschen

Die gesunkene Händlerzahl hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man sein Auto nicht mehr direkt hinter seinem Stand parken darf, vermutet Rita aus Dingolfing. Die rüstige Rentnerin verkauft mit ihrem Mann schon seit 45 Jahren auf Flohmärkten und sammelt leidenschaftlich gerne Weihwasserkessel. Stolze 178 Stück nennt Rita ihr Eigen und auch ihr Mann kann eine beeindruckende Sammlung von 170 Krügen vorweisen. „Wir haben ein Museum daheim“, lacht die souveräne Dingolfingerin.

Plötzlich wird sie von einer Kundin angesprochen. Und sofort beginnt das altbewährte Tanzduell des Feilschens. Eine Kunst, die nur mit Übung und langjähriger Erfahrung zu meistern ist und als Grundregel für jeden Flohmarktbesuch gilt.

Unter dem strahlend blauen Himmel wurde erst ausgiebig begutachtet und dann fleißig gefeilscht.

Die potenzielle Käuferin trägt sommerliche Kleidung und versteckt das Gesicht hinter einer großen schwarzen Sonnenbrille. Feilschen bedeutet immer, die Nerven zu behalten und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sie hält Rita eine antike Wetterstation hin und eröffnet klassisch mit der Frage „Kann man am Preis etwas machen?“ Doch Rita führt das Gespräch gekonnt in die von ihr gewünschte Richtung mit: „Na, was steht denn drauf?“ Schon ist die Kundin wieder am Zug und gibt gleich ihr erstes Angebot ab: „Statt 16,50 für 10 Euro?“ - „Na, 12 Euro“, kontert Rita eisern. Dieses Spiel hat Rita für sich entschieden, da die Kundin die Geldbörse zückt und ihr die Geldscheine in die Hand drückt.

Mit 500 Prozent Gewinn verkaufen wäre wie ein Lottogewinn

Rita weiß, dass die früheren Preise, wie beispielsweise bei einem goldverzierten Teller aus alten Zeiten, auf den heutigen Flohmärkten nicht mehr zu bekommen sind. Nur noch in Ausnahmesituationen gelingt den Händlern ein echter Glücksgriff und die günstig gekaufte Ware lässt sich mit 500 Prozent Gewinn verkaufen. Das wäre dann wie ein Lottogewinn, kommentiert eine Verkäuferin im Vorbeigehen.

Auch Bettina hat den Weg aus Oberbergkirchen auf sich genommen. Seit vielen Jahren ist sie zum ersten Mal mit Kind und Kegel wieder da und genießt diesen Flohmarktbesuch. „Es ist die gleiche Stimmung eigentlich wie vor zehn Jahren“, freut sie sich und erklärt: „Wegen den Kindern sind wir hauptsächlich da, weil die hier gerne stöbern möchten.“

Von Flohmarkt positiv überrascht

Hingegen Wolfgang, ein gebürtiger Franke, ist zum ersten Mal auf dem Flohmarkt. Er ist positiv überrascht: „Normalerweise bin ich nur auf digitalen Flohmärkten, wie eBay-Kleinanzeigen unterwegs. Wir sind erst vor zwei Jahren hergezogen und jetzt war der Flohmarkt in der Zeitung angekündigt und da fanden wir das mal interessant, um die Leute kennenzulernen und die Gegend.“

Aussteller bieten alte Kaffeemühlen, Geschirr, Opas Holzfiguren und sogar ein Königsporträt an. Der goldverzierte Teller war einmal 50 Mark wert, denn er stammt aus dem 19. Jahrhundert. Heute auf dem Flohmarkt kostet er neun Euro.

Dafür ist dieser Flohmarkt eine wunderbare Gelegenheit, wenn man die Wiedersehensfreude alter Bekannter oder die lachenden Gespräche der Ortsansässigen beobachtet. Denn genau darum geht es ja beim Flohmarktbesuch, sowohl für den Besucher als auch den Verkäufer: neue Leute kennenzulernen, alte Bekannte zu treffen und einfach ins Gespräch zu kommen.

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