Aus dem Stadtarchiv
Das alte Fischerhäusl: Zeuge der alten Nahrungsmittelversorgung für das Kloster St. Veit
Östlich des Kirchenwegs nach St. Veit versteckt sich ein unscheinbares Häuschen, das früher eine wichtige Rolle im Bereich der Nahrungsmittelversorgung des Ortes spielte. Bis zum Ende der 1960er Jahre stand dieses Gebäude frei in der Landschaft und war von allen Seiten gut sichtbar: das Fischerhäusl
Neumarkt-St. Veit – Das Fischerhäusl, dem jetzt der Abriss droht, ist ein quadratischer, halb gemauerter, halb hölzerner Bau mit einem Pyramidendach. In älteren Bildern ist auf der Südseite des Hauses zwischen den Fensterläden eine Madonnenfigur unter einem kleinen Vordach zu sehen. Diese Figur befindet sich heute am Kirchenweg, Hausnummer 8.
Fischerhäusl schon auf Stich von 1829 zu sehen
Früheste Nachweise des Fischerhäusl sind in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu finden, so auf einem Gemälde von 1829 und auf dem Katasterplan 1854. Es wurde als Kelterhaus gebaut, im Untergeschoß befindet sich ein Wasserbecken zum Keltern der Fische aus den verschiedenen Klosterweihern und aus der Rott. Im Obergeschoß war eine kleine Wohnung für den Fischermeister.
Wegen seiner Geschichte in der Denkmalschutzliste
Es wurde wegen seiner Geschichte in die bayerische Denkmalschutzliste aufgenommen. Unter dem Denkmalverzeichnis Neumarkt D-1-83-129-45 Kirchenweg 13. Dort heißt es: Ehemaliges Fischerhaus, zweigeschossiger Pyramidendachbau mit verschaltem Obergeschoss in Blockbauweise unter Wiederverwendung älterer Hölzer, um Mitte 19. Jahrhunderts.
Klosterfischer war über Jahrhunderte eine bedeutende Institution
Das Fischereiwesen war ein wichtiger Teil für das wirtschaftliche Überleben des Klosters St. Veit, das so weit als nur möglich auf Selbstversorgung ausgerichtet war. Der Klosterfischer war früher über Jahrhunderte eine bedeutende Institution. In den Annalen findet sich Namen wie „Laurentius Ellenpöck, gewester Klosterfischer geb. 1633 - gest. 1685“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg Obdach für Flüchtlinge
Nach der Säkularisation des Klosters kam auch das Fischereiwesen in Privathände, darunter in den Besitz der Familie Reiter. Bis in die 50er Jahre hat die Familie das Fischrecht auf der Rott innegehabt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus noch im Eigentum der Stadt und von Flüchtlingen bewohnt, heute ist es unbewohnt und in Privatbesitz. Es ist in seiner Bausubstanz noch erhalten, auch wenn es unter den Neubauten fast verschwindet, nicht mehr bewohnt ist und seine Funktion eingebüßt hat.
Die Ältesten kennen noch die Fisch-Theres
Den ältesten Einwohnern von Neumarkt ist die Fischer-Theres noch gut in Erinnerung. Besonders zur Karwoche waren ihre ausgezeichneten Rottfische recht begehrt. Sie hat zusammen mit ihren Geschwistern das Fischereirecht auf der Rott ausgeübt, das von der Eisenbahnbrücke bei Furth bis hinunter nach Hausröcklmühle reichte. Mit der Fischer-Theres hat das Fischerhäusl auch seine Funktion verloren.

