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Das sind die Gründe

Sprit-Wahnsinn zwischen Neumarkt und Gars mit 22 Cent Differenz: Wie Sie mit einer App sparen

Spritpreis-Poker via App: Teilweise ändern sich die Preise an den Tankstellen im Landkreis Mühldorf bis zu 40 Mal pro Tag. Da hilft eine spezielle App, mit der nach dem günstigsten Dieselpreis geforscht werden kann.
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Spritpreis-Poker via App: Teilweise ändern sich die Preise an den Tankstellen im Landkreis Mühldorf bis zu 40 Mal pro Tag. Da hilft eine spezielle App, mit der nach dem günstigsten Dieselpreis geforscht werden kann.

Wer in den vergangenen Tagen seinen Diesel-Tank füllen wollte, erlebte riesige Preis-Unterschiede. So bekommen Sie den tagesaktuell günstigsten Preis.

Mühldorf - Alleine bei den beiden Tankstellen in Neumarkt-St. Veit - eine freie Tankstelle und die Agip in der Bahnhofsstraße - lag der Preisunterschied am Montagvormittag (21. November) um 9.20 Uhr bei sechs Cent. 1,90 Euro standen 1,96 Euro pro Liter Diesel gegenüber. Noch eklatanter sind die Differenzen, wenn man sich im ganzen Landkreis Mühldorf umschaut. Die AVIA-Tankstelle in Gars etwa bietet zum gleichen Zeitpunkt den Liter Diesel für nur 1,89 Euro an, bei der Shell an der Brückenstraße in Mühldorf darf man hingegen 2,07 Euro Euro hinblättern.

Bis zu 22 Cent in der vergangenen Woche, 18 Cent Unterschied am gestrigen Montag, 21. November. Bei einem Peugeot Traveller mit seinem 70-Liter-Tank macht das bei einer Tankfüllung einen Unterschied von knapp 13 Euro aus. Es lohnt sich also, die Benzin- und Dieselpreise checken. Dafür gibt es Apps, entweder direkt über den ADAC oder in diesem Fall den „Benzinpreis-Blitz“.

Ist das eine Silhouette der Skyline von New York oder schon ein Börsenkurs? An vielen Tankstellen im Landkreis Mühldorf ändern sich die Benzinpreise bis zu 40 Mal am Tag. Sie unterliegen einem Algorithmus. orientieren sich an den Preisen anderer Tankstellen in der Region.

Spritpreise ändern sich wie Börsenkurse

Die Tankstelle, die immer mit dem billigsten Sprit wirbt, findet sich in Gars. Mit zehn bis zu 15 Cent Unterschied hält sie die Konkurrenz in Schach. Allerdings muss man damit rechnen, dass bei der Ankunft in Gars ein ganz anderer Preis angeboten wird. Denn im Durchschnitt ändert sich dort der Preis 35 mal, warnt die App. Aber nie so, dass man dann mit einem Wucherpreis konfrontiert wäre, der Literpreis bleibt konkurrenzfähig.

Lieferant ein geschickter Verhandlungspartner

Dass die Tankstelle Diesel vergleichsweise billig anbieten kann, erklärt die Inhaberin der Tankstelle, Sybille Gruber, mit dem Verhandlungsgeschick des Lieferanten. Die zigfachen Änderungen pro Tag seien einem Automatismus und Algorithmus geschuldet, der sich an den Preisen von 40 Tankstellen orientiere. „In den schlimmsten Zeiten hatten wir bis 40 Umstellungen pro Stunde. Inzwischen wurde das aber großzügiger programmiert“, berichtet die Tankstelleninhaberin.

Tanktourismus auch in Gars

Noch vor wenigen Wochen, als die Benzinpreise in Rekordhöhen hochgeschnellt waren, habe sie Tanktourismus festgestellt. Doch das habe sich gelegt, so Gruber, die davon berichtet, dass der Sprit in Süddeutschland zuletzt teurer als im Rest der Republik gewesen sei. Weil eine Raffinerie in Österreich wohl gereinigt worden sei, sei auch das Angebot zurückgegangen. Angebot und Nachfrage hätten den Preis bestimmt.

In München ist es sogar noch schlimmer

„In München gibt es Tankstellen, die in einem Umkreis von zwei Kilometern liegen oder einfach nur in unterschiedlichen Straßenzügen. Und selbst da können Unterschiede von 10 bis 15 Cent pro Liter auftreten“, berichtet Alexander Kreipl, Verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Südbayern. Die Gründe? „Es ist ein Unterschied, ob die Tankstelle einem Konzern angeschlossen ist oder frei betrieben wird.“. Freie Tankstellen kümmern sich um die Beschaffung von Kraftstoffen selbst, sie sind nicht von einem Konzern abhängig und müssen damit auch nicht mögliche Aufschläge mittragen. Große Konzerne hingegen würden ihre eigene Preispolitik gestalten, die dann auch auf den Autofahrer abgewälzt werde.

Kein Einfluß der Betreiber, alles computergesteuert

„Wir haben keinen Einfluss auf die Preisgestaltung. Das ist alles computergesteuert vom Konzern und richtet sich nach den Tankstellen im Umkreis“, sagt Anita Utzinger von der Agip-Tankstelle in Neumarkt-St. Veit, wo der Benzinpreis meist nicht viel höher liegt als an der freien Tankstelle nur wenige hundert Meter weiter östlich in der Straße.

Die Preise purzeln wieder: In der vergangenen Woche gab es den Diesel für knapp zwei Euro pro Liter, hier in Neumarkt-St. Veit sogar für 1,98 Euro. Mittlerweile ist der Diesel schon für rund 1,90 Euro zu haben.

Die großen Konzerne geben den Preis vor

„Die großen Konzerne geben den Preis vor, die kleineren orientieren sich danach“, sagt die Neumarkterin. „Wir haben nur die Möglichkeit, große Preisdifferenzen zur regionalen Umgebung bei AGIP zu melden, ob dies dann berücksichtigt wird, ist Konzernentscheidung”.

Die Spitze ist während des Berufsverkehrs erreicht

Über den Tag verteilt ist bei der Neumarkter Agip, wie an vielen anderen Tankstellen auch, in der Früh der Benzinpreis am höchsten. Das war am Montag, 21. November, zwischen 7 und 8 Uhr der Fall, als der Preis auf 2,07 Euro gestiegen war. Zur Mittagsstunde entspannte sich die Situation, der Preis geht runter bis auf 1,91 Euro. Nur noch zwei Tankstellen sind im Landkreis billiger. Darunter auch die in Gars. In diesem Bereich verharren die Preise erfahrungsgemäß bis zum Abend, bis auf ein zwei Spitzen.

Erfreuliche Tendenz nach unten

Die Tendenz geht an allen Tankstellen allgemein nach unten, sehr zur Freude der Autofahrer, die schon damit zufrieden wären, wenn die Eins vor dem Komma bestehen bliebe. Doch Garantien gibt es dafür keine: „Was die Entwicklung des Benzinpreises angeht. Da kann man keine Prognose stellen. Die würde einem Blick in die Glaskugel gleichkommen“, sagt Alexander Kreipl vom ADAC.

In Deutschland gibt es keine Richtlinie zur Preisgestaltung - in Österreich schon

„Es gibt keine Richtlinie, an die sich Tankstellenbetreiber beziehungsweise die Konzerne dahinter zu halten haben. In Deutschland kann man die Spritpreise beliebig oft ändern. Nach oben und nach unten. Ein Auf und Ab“, sagt Alexander Kreipl, der Sprecher des ADAC Südbayern zu den aktuellen Benzinpreisen. Anders im Nachbarland Österreich: Dort dürfen die Preise nur einmal am Tag geändert werden, wie Kreipl ergänzt. Konkret sieht die „Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Standesregeln für Tankstellenbetreiber über den Zeitpunkt der Preisauszeichnung für Treibstoffe bei Tankstellen“ vor, dass die Spritpreise jeden Tag nur um 12 Uhr erhöht werden dürfen.

Wie es in der Mitteilung des Bundesministeriums heißt, wäre die Preisauszeichnung nach Maßgabe der verfügbaren technischen Einrichtungen für die Preisumstellung unverzüglich vorzunehmen. Das bedeutet, dass 12 Uhr zwar als Zeitpunkt der Preiserhöhung festgelegt ist – unter Umständen ist der neue Spritpreis aber nicht gleich um Punkt 12 Uhr ersichtlich. Bei nicht automatisierter Preisumstellung könne der Vorgang rund 5 bis 10 Minuten dauern, heißt es im Rechtsinformationssystem des Bundes. Gesenkt werden dürfen die Spritpreise jederzeit. Die Spritpreis-Verordnung gilt nach aktuellem Stand bis Ende 2022.

In Deutschland können die Spritpreise ständig variieren. Während sie im Tagesverlauf relativ stabil bleiben, kommt es in den frühen Morgenstunden - wenn sich Pendler auf den Weg zur Arbeit machen - zu deutlichen Erhöhungen. Zwölf bis 15 Cent Unterschied sind dann schon mal drin. „Nach 19 Uhr sind die Preise erfahrungsgemäß am günstigsten“, so Kreipl. Wenn er also einen Tipp für Autofahrer hat, dann den, dass man sich die App runterlädt und nach der günstigsten Tankstelle Ausschau hält.

„Selbst wenn der Tank noch halb voll ist, sollte man alle Gelegenheiten nutzen, günstig zu tanken, wenn man gerade an einer günstigen Tankstelle vorbeifährt.“ Ganz auf Sprit zu verzichten, wäre natürlich auch eine Alternative, beispielsweise in Form eines E-Autos. Doch die sind teuer, derzeit kaum lieferbar. „Und sie machen mit Blick auf die zu erwartenden höheren Strompreise nur Sinn, wenn man eine eigene Fotovoltaikanlage auf dem Dach hat.“ Bleibt am Ende noch der Tipp, Fahrten im Auto zu reduzieren und das Auto von unnötigem Ballast zu trennen. Nach dem Motto: Jeder eingesparte Liter Sprit muss nicht wieder teuer aufgefüllt werden.

Eine Frage war in den vergangenen Tagen aufgetaucht, welcher Preis für Sprit denn bindend sei, nachdem bei einer freien Tankstelle in Mühldorf die Anzeigetafeln defekt waren und einen vermeintlich günstigeren Diesel- und Benzinpreis beworben hatten. „Es zählt immer der Preis an der Zapfsäule“, erklärt hier Kreipl. „Sie ist preisbindend, weil es von Anzeigetafel zu Zapfsäule ja zu Verzögerungen kommen kann.

Kreipl hofft, dass sich die Preise weiterhin normalisieren. „In den vergangenen zwei bis drei Wochen war bereits eine deutliche Entspannung zu erkennen. Es werden immer mehr und auch regelmäßig mehr Tankstellen, wo bei allen Spritpreisen eine Eins vor dem Komma stand!“, berichtet er von seinen Beobachtungen.

Oft werde mit der Ukrainekrise argumentiert, wenn von hohen Energiepreisen die Rede ist. „Die derzeitigen Rohölpreise sind aktuell jedenfalls keine Rechtfertigung für die hohen Preise“, so Kreipl weiter, der im gleichen Atemzug sagt, dass das eben die freie Marktwirtschaft sei. „Da gibt es keine große Möglichkeit einzuschreiten!“

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