Ein fast fließender Übergang
Ab Oktober gibt es Pizza im Vitusstüberl in Neumarkt-St. Veit: Das plant der neue Wirt
Roswitha Senftl hatte es schon vor wenigen Tagen angekündigt. Jetzt macht die Wirtin des Vitusstüberl ernst: Am Montag, 15. August, wird ihr Gasthaus zum letzten Mal geöffnet haben. Das Vitusstüberl ist danach Geschichte und wird vier Wochen später als italienisches Restaurant wieder öffnen.
Neumarkt-St. Veit – Plötzlich ging alles ganz schnell. Eigentlich sollte eine Band aus München im Vitusstüberl zur Nacht der Musik auf dem Stadtplatz aufspielen. Das hat die Wirtin des Vitusstüberl dann aber kurzfristig abgesagt. Auch vor dem Hintergrund, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Gaststätte in andere Hände gegeben hatte. Denn sie ist sich mit einer italienischen Gastwirtsfamilie aus Ingolstadt einig geworden. Der Pachtvertrag ist bereits unter Dach und Fach. Am 1. September ist Schlüsselübergabe. „Mitte Oktober soll es losgehen“, verrät der junge Gastwirt Giuseppe Cavallo.
Mit einem lachenden und einem tränenden Auge hat Roswitha Senftl nun die Übergabe des Vitusstüberls eingeleitet. Nach 15 Jahren seien es vor allem gesundheitliche Probleme, weshalb sie das Geschäft nicht mehr weiterführen kann, sagt sie. Auch hätte sie gerne die Wirtschaft in den Händen eines bayerischen Wirtes gewusst. „Ich bin quasi die letzte bayerische Wirtin auf dem Stadtplatz“, sagt sie.
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Klar habe es Angebote gegeben, die das Wirtshaus in der jetzigen Form weitergeführt hätten. Doch diese hätten Interesse am Erwerb der kompletten Immobilie gehabt, sagt Senftl. Doch ein Verkauf des Gebäudes, das als Gasthaus schon 1614/15 in Landshuter Gerichtsakten auftaucht, kam für Senftl nie in Frage.
Es geht ohne allzugroße Pause weiter
Froh ist die Wirtin darüber, dass es ohne allzugroße Pause weitergeht mit der Gastronomie in ihrem Gebäude. Dass sie sich letztlich für einen Italiener entschieden hat, liegt daran, „dass wir seit Jahren kein Ristorante mehr am Stadtplatz haben.“ Der Bedarf sei also da.
Pizza aus dem Vulkansteinofen
Das sieht auch Pächter Giuseppe Cavallo so, der mit seiner seit vier Jahren eine Sportgaststätte bei Ingolstadt betrieben hat. Pasta, Pizza, Fisch, Fleisch – typische Gerichte finden sich auf der Speisekarte des Kalabriers. „Pizza im Napoli-Style“, verrät Cavallo. Dafür wird er einen Pizzaofen auf vulkanischem Stein bauen. Man werde auch einen Lieferdienst anbieten.
Fremdenzimmer wird es nicht mehr geben
Über das Internet sei man auf das Vitusstüberl aufmerksam geworden, schon vor zwei Monaten. Dass es jetzt geklappt hat, ein Ristorante auf dem schönen Neumarkter Stadtplatz mit seinem mediterranen Flair zu eröffnen, freut ihn und seine Familie umso mehr. Wenn er von Familie spricht, dann meint er seinen Vater Francesco, der als Koch in der Küche stehen wird. Mutter Liliana hilft ebenso in der Küche, und Cousin Luigi ist der Pizzabäcker. Mit der Umgestaltung des Wirtshaus werden auch die Fremdenzimmer verschwinden, die in den vergangenen Jahren eine gute Einnahmequelle für Roswitha Senftl waren. Sie werden zu Pächterwohnungen umgebaut.
Ende einer langen Geschichte
15 Jahre lang hatte Roswitha Senftl das Gasthaus betrieben. Das Gebäude hatte sie damals quasi als Ruine gekauft und mit Zeit und Geld zum bayerischen Wirtshaus ausgebaut. Wegen der geschichtlichen Verknüpfung zum Kloster im Ort lag es nahe, die Wirtschaft Vitusstüberl zu nennen. Ein Wandbild mit einem Mönch ziert die Fassade des Hauses. Mit der Übernahme durch die Gastronomen endet nun die Geschichte des Vitusstüberls. Denn dieses wird ab Mitte September dann Ristorante „Pizzeria Calabria“ heißen.