Erkundungsfahrt in Ostfrankreich
Tief bewegte Reisegruppe: Auf den Spuren der gefallenen Soldaten aus dem Landkreis Mühldorf
Tief bewegt kehrte eine Abordnung aus dem Landkreis Mühldorf von einer Erkundungsfahrt nach Ostfrankreich zurück. Dabei wurden auch Grabstätten mit Opfern des 1. Weltkrieges besucht, wo Soldaten aus Schönberg begraben liegen.
Mühldorf – Geschichtsfreunde aus den Landkreisen Ebersberg, Miesbach und Mühldorf unternahmen eine Erkundungsfahrt an die Maas in Ostfrankreich. Mit dabei waren auch vier Fahnenabordnungen. In Saint Mihiel wurden fünf Denkmäler aus dem 1. Weltkrieg besucht, geschaffen von Soldaten bayerischer Armeeeinheiten von 1914 bis Kriegsende. Seit 2014 ist die Gemeinde und der Geschichtsverein Hohenlinden in Frankreich aktiv und restauriert mit Geschichtsvereinen aus Frankreich die steinernen Zeitzeugen unter finanzieller Unterstützung aus Bayern. Es fand eine Zeremonie am Karmeliterbrunnen von 1916 statt und anschließend ein Empfang im Rathaus von Saint Mihiel.
Im Rathaus von Verdun informierte Bürgermeister Samuel Hazard die Gäste aus Bayern zur Rolle der Stadt Verdun während des Krieges und der Aussöhnung von Deutschland und Frankreich. In der Kirche des Beinhauses von Doumonts zelebrierten der Bischof von Verdun sowie Pfarrvikar Michael Nagel, der vor einigen Jahren noch Kaplan in Neumarkt-St. Veit war, eine Heilige Messe.
300.000 Tote in zehn Monaten
Die zehnmonatige Schlacht um Verdun kostete über 300.000 Menschen auf beiden Seiten das Leben. Im Untergeschoss aller Kammern sind die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten nach den Kampfgebieten aufbewahrt. Auch am Kriegerdenkmal von Doumont fand eine Zeremonie statt. Im Deckengewölbe wurde am 9. Februar 2014 zum ersten Mal der Name eines deutschen Soldaten, Peter Freundl aus Hohenlinden auf einem Bogen eingraviert.
Auch im Dorf Fleury-devant-Doumont legte die Reisegruppe Blumengebinde nieder. Dieses Dorf wurde mit acht weiteren Dörfern im 1. Weltkrieg komplett zerstört. In dem Kampfgebiet liegen noch über 60.000 Soldaten, die nicht geborgen werden konnten. Das gesamte Gebiet wurde daher aufgeforstet.
Besuch des größten deutschen Soldatenfriedhof
Nachmittags wurde der größte deutsche Soldatenfriedhof im Maasgebiet in der Gemeinde Consenvoye besucht. Darauf liegen die Gebeine von 11.148 deutschen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg.
Der vierte Reisetag war von einer Zeremonie auf dem deutschen Soldatenfriedhof Hautecourt geprägt, der 7.885 tote deutsche Soldaten des 1. Weltkrieges beherbergt. Mit Pfarrvikar Michael Nagel gedachten die Mitreisenden aller Soldaten. Darunter drei Soldaten aus Schönberg: Josef Forsthuber aus Asenreuth, Anton Spirkl aus Etzmaring und Franz-Xaver Königbauer aus Steng. Bei seiner Recherche in der Totenliste des Friedhofes fand der KSK-Vorsitzende Josef Gebler aus Schönberg weitere drei Kameraden aus Kraiburg und einen Kameraden aus Ampfing.
Drei Gefallene aus Schönberg auf Collage
Auf einer Fotocollage waren die Gesichter der drei Gefallenen aus Schönberg abgebildet. „Mit diesem Gedenken wurde den drei Gefallenen erstmals wieder ein Bild und eine Identität gegeben“, zeigte sich auch Vorsitzender Gebler tief bewegt. Er erinnerte an die im 19. und 20. Jahrhundert von starken Gegensätzen und Kriegen geprägte deutsch-französische Nachbarschaft. Mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages am 22. Januar 1963 sei die deutsch-französische Freundschaft besiegelt worden.
Die Gemeinde Schönberg hat im 50. Jahr des Bestehens des Élysée-Vertrages 2013 eine Partnerschaft mit Rittershoffen im Elsass besiegelt, der Heimatgemeinde des Schönberger Elsassbäckers Toni Jung. „Die Freundschaften und die Mahnung an die Kriege mit den millionenfachen Opfern sowie das Gedenken an die Gefallenen dürfen nie aufhören, damit unsere künftigen Generationen in Frieden leben können“, betont Gebler und verweist auf das Trauerband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, auf dem steht: „Mortui viventes obligant“ – Die Toten verpflichten die Lebenden.
Gebler legt Blumenschale nieder
Im Namen der Krieger- und Soldatenkameradschaft Schönberg stellte Vorsitzender Gebler den drei Gefallenen und symbolisch den weiteren 32 Gefallenen des 1. Weltkrieges aus Schönberg eine Blumenschale mit den bayerischen Farben nieder. Zum Lied „Vom Guten Kameraden“ senkten sich die Fahnen am Kameradengrab. Mit der Bayernhymne endete die Zeremonie.
Fazit der Reisegruppe: Allen Reiseteilnehmern wurde vor Augen geführt, was sich vor über 100 Jahren an diesen Kriegsschauplätzen abgespielt hatte und es wurden bleibende Erinnerungen mit nach Hause gebracht. Für Gebler besonders beeindruckend: Zahlreiche bayerischen Denkmäler haben die Franzosen nach dem 2. Weltkrieg von den Franzosen restauriert. „Das unterstreicht ebenso die deutsch-französische Freundschaft!“