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Auf alternativen Pfaden

In Schönberg geht‘s bald ohne Öl und Gas: So will die 1000-Seelen-Gemeinde künftig heizen

Ein langer Graben zieht sich durch die Gemeinde Schönberg. Um größere Leitungen zur Nutzung der Fernwärme zu verlegen, musste die Straße aufgerissen werden. Bürgermeister Alfred Lantenhammer überzeugt sich vom Fortschritt der Arbeiten.
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Ein langer Graben zieht sich durch die Gemeinde Schönberg. Um größere Leitungen zur Nutzung der Fernwärme zu verlegen, musste die Straße aufgerissen werden. Bürgermeister Alfred Lantenhammer überzeugt sich vom Fortschritt der Arbeiten.

Kein Gas, kein Öl, sondern Biomasse: Die Gemeinde Schönberg macht sich fit für die Zukunft, will autark sein bei der Wärmeversorgung und geht nun in die Offensive, um zukünftig auch die Siedlungsbereiche mit Wärme zu versorgen. Wie das Konzept aussieht, erklärt Bürgermeister Alfred Lantenhammer.

Schönberg – Ein tiefer Graben zog sich in den vergangenen Tagen entlang der Hauptstraße durch die Ortschaft Schönberg. „Alte Leitung raus, neue Leitung rein“, lautete die Devise. Schließlich gilt es, die Infrastruktur so auszubauen, dass auch die nördlichsten Siedlungsbereiche des Dorfes von der Fernwärme profitieren können, die Bürgermeister Alfred Lantenhammer zusammen mit seinem Gemeinderat jetzt so forciert. Er setzt dabei auf Energieerzeugung vor Ort. Und das übrigens nicht erst seit der Ukraine-Krise. „Wir haben bereits vor zwölf Jahren eine Leitung vom Satellitenkraftwerk Senftl bis ins Dorf gebaut, um damit vor allem die kommunalen Gebäude mit Wärme zu versorgen. Die Leitung reichte bislang bis zum Wirt“, erklärt Lantenhammer beim Termin in der Dorfmitte.

Eine 100er-Leitung bis zum Ortsschild, danach eine kleinere bis zum Gasthaus Esterl. Bislang hat das auch gereicht. Doch jetzt hat der Gemeinderat den Ausbau der regenerativen Wärmeversorgung beschlossen und dafür musste die 63er-Leitung einer Größeren weichen, damit die Fernwärme nicht nur bis zum Ortsende ausgebaut werden kann, sondern auch noch die nordwestlich liegende Siedlung Lerch erreicht. „Sieben Gebäude wurden bislang mit Fernwärme versorgt, sechs weitere können nach der Maßnahme entlang der Hauptstraße versorgt werden. Mit den Anschlusswilligen in der Siedlung kommen wir dann auf insgesamt knapp 50 Haushalte, denen die Fernwärme zugute kommt“, jongliert Lantenhammer bereits mit Zahlen, basierend auf seinen Erhebungen.

Lantenhammer wirbt fleißig für die kommunale Lösung

Das sind nicht alle, ergänzt Schönbergs Bürgermeister, der viel Zeit damit verbringt, die Bürger von der Technologie zu überzeugen, vor allem, wenn im Keller noch eine Ölheizung steht. Warum er gerade jetzt auf einen Anschluss drängt: „Es ist ganz einfach eine Kostenfrage. Wenn man jetzt anschließt, im Zuge der bestehenden Baumaßnahme, kostet das die Privatperson 20.000 Euro. Wenn man sich erst in fünf Jahren dafür entscheiden sollte, weil das bisherige Heizsystem ausgetauscht werden muss, dann sind wir bei mehr als 35.000 Euro.“ Der Grund: Die Straße muss neu aufgerissen, Anschlüsse neu verlegt werden. Vor allem können bei einem Anschluss zu einem späteren Zeitpunkt keine Zuschüsse mehr abgerufen werden, die jetzt noch üppig vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fließen. Von bis zu 45 Prozent Förderung spricht Lantenhammer.

Schönberg bedient sich aus sämtlichen Fördertöpfen

Lantenhammer verhehlt nicht, dass noch etwa 8.000 bis 15.000 Euro pro Eigenheim dazukommen, um die Heiztechnik tatsächlich ins Haus zu bekommen. „Diese aktuell bis zu 35.000 Euro relativieren sich aber wegen der hohen Zuschüsse. Am Ende bleiben der Privatperson zwischen 17.000 und 18.000 Euro, wenn man sich für die Fernwärme entscheiden sollte.“ Das entspreche laut Lantenhammer dem Einbau einer üblichen Heizung, allerdings mit dem Vorteil, dass im Haus selbst keine Technik mehr verbaut wird, der bisherige Heizungskeller anders genutzt werden könne.

Aktuell wird auf einer Länge von knapp zwei Kilometern die Straße aufgerissen und die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Wärme nach Lerch geliefert werden kann. 1,6 Millionen Euro kostet die Schaffung dieser Infrastruktur. Die Planungen gehen aber noch weiter. Auch das Bondlfeld im Südosten Schönbergs soll erschlossen werden, damit die Voraussetzungen für das zukünftig geplante Siedlungsgebiet „Bondlfeld II“ geschaffen werden. „Sogar Elsenbach noch weiter südlich davon wollen wir dann erreichen“, plant Lantenhammer. Freilich noch Zukunftsmusik, aber 2026 sieht er als durchaus realistisch an.

Weiteres Heizkraftwerk entsteht

Die Fernwärme kommt freilich dann nicht mehr allein vom Wärmeversorger Senftl. Die Gemeinde hat bereits einen Entwurf zum Bau eines weiteren Heizkraftwerkes abgesegnet. Lantenhammer spricht von einer Hackschnitzelanlage, die nördlich der Asylbewerberheime an der Gewerbestraße entstehen soll und eine 500 kW Feuerungswärmeleistung von 500 Kilowatt haben soll. „Zwei Öfen soll diese Anlage haben, mit der Option zum Bau eines dritten“, berichtet der Bürgermeister. Kostenpunkt: Rund 800.000 Euro, doch auch hier reduziert sich der Betrag um bis zu 40 Prozent durch Zuschüsse aus dem Topf der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. „Die Pläne liegen bereits beim Landratsamt Mühldorf zur Genehmigung. Wenn alles glattgeht, dann können wir im Oktober mit dem Bau beginnen.“

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