Teures Wohnen im Landkreis Mühldorf
Wohnen wird immer teurer - In Mühldorf kostet der Quadratmeter Grund inzwischen 650 Euro
Der Druck auf den Landkreis wächst, längst haben Mieten und Kaufpreise von Bauland reagiert. Makler und Vertreter der Stadt fürchten, dass es so weitergeht.
Mühldorf – Nach langen Diskussionen mit Nachbarn und Umplanungen steht der Bebauungsplan für das neue Wohngebiet an der Eichkapelle in Mühldorf. 263 neue Wohnungen in Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern können dort nach Angaben der Stadt entstehen. Eins kann man schon heute sagen: Die Preisexplosion für Baugrund und Mieten in Mühldorf wird die Neuausweisung nicht lindern.
Zwischen 600 und 650 Euro
Denn die Angebote für die Grundstücke liegen nach Angaben des Immobilienagentur BG-Eichkapelle zwischen 600 und 650 Euro. Damit kostet ein 500 Quadratmeter großes Grundstück für ein Einfamilienhaus bis zu 325.000 Euro. Im Angebot sind nach Angaben der Agentur aktuell Grundstücke für 26 Einfamilienhäuser und zwölf Doppelhaushälften.
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Wie sich die hohen Grundstückspreise auf die Wohnungen, deren Verkauf und Miete auswirken wird, ist derzeit noch nicht konkret zu beziffern, da noch keine Angebote bekannt sind. Das aber auch sie über den vergleichbaren Angeboten der letzten Jahre liegen dürften, ist klar.
Steigerungen liegen bei einem Drittel
Das sieht zum Beispiel die Gewerkschaft IG Bau so. Ihr Bezirksvorsitzender Michael Müller sagt: „Für die Mieten im Landkreis gibt es seit Jahren nur eine Richtung – immer nach oben“, sagt er unter Berufung auf eine Mietpreis-Analyse des Pestel-Instituts, nach der die Kaltmiete für Sozialwohnungen binnen sechs Jahren um 31,9 Prozent gestiegen ist.
Das gilt auch für Mieten von frei vermietbaren Wohnungen, sagt Michael Kufner, freiberuflicher Immobilienberater bei Engel&Völkers. Er beziffert diese Mieten auf neun bis über zehn Euro je Quadratmeter, das ist ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren. „Dabei gibt es wenig Angebot.“
Teuerung in allen Kommunen im Landkreis
Auch wer kaufen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Kostete der Quadratmeter in einer Neubauwohnung vor zehn Jahren 3000 Euro, so sind es heute 5000 Euro und mehr. Für Baugrund werden bis zu 700 Euro je Quadratmeter aufgerufen, auch das sind über 30 Prozent mehr als 2011.
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Auf niedrigerem Niveau gelten die gleichen Steigerunsraten auch für kleinere Gemeinden im Landkreis.
Immobilienmakler Kufner sieht den Autobahnbau als Preistreiber, Corona- und die damit verbundenen Möglihckeiten zum Homeoffice, die das Leben auf dem Land auch für Menschen aus dem Raum München interessant machen. „Und das ist noch nicht vorbei“, sagt er, „die Preise werden weiter steigen.“
Hoher Druck auf geringes Angebot
Der Druck durch hohe Preise und geringes Angebot bleibt aber nicht das einzige Problem. Wie die Ausweisung des Baugebiets an der Eichkapellenstraße zeigt, gibt es in Mühldorf auch Vorbehalte gegen eine allzu starke Bebauung. So waren an der Eichkapelle nach den ersten Plänen statt jetzt 263 Wohnungen deutlich über 300 Wohnungen vorgesehen. 14 Mehrfamilienhäuser sollte es geben, jetzt bleiben zehn. Und die dürfen maximal zwölf Meter hoch sein. Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner bewertet die Umplanungen positiv: „Grundsätzlich ist die Bebauungsdichte des Gebiets ausreichend und angemessen“, sagt sie.
Neuausweisung bring keinen Umschwung
Einen generellen Umschwung auf dem Mühldofer Wohnungsmarkt erwartet sie sich durch die Neuausweisung aber nicht. „Jeglichen Bedarf auch außerhalb wird man kaum jemals decken können.“ So schätzt das auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl (UM) ein. „Ich persönlich empfinde die Situation für junge Familien als sehr angespannt, passenden Wohnraum zu finden.“
Stadt hat keinen Einfluss auf Entwicklung der Preise
Die Stadt habe aber keinen Einfluss auf die Preisentwicklung, die sei Sache der Investoren. Trotzdem versuche sie, Alternativen zu bieten. Das gehe aber nur, wenn die Stadt selbst im Besitz von Grundstücken sei, wie jetzt „Am Kirchenfeld“. Hetzl sagt: „Die Grundstücke werden hauptsächlich nach dem „Mühldorfer Modell“ verkauft.“ In das Punktesystem fließe ein, ob ein Bewerber aus Mühldorf komme, Kinder da seien oder ehrenamtliches Engagement.
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„Junge Familien profitieren davon, die sich damit den Traum vom Eigenheim in ihrer Heimat verwirklichen können.“
Weiter zurückhaltend Bauland ausweisen
Trotz der angespannten Lage will die Stadt an ihrer Zurückhaltung bei der Ausweisung neuer Baugebiete festhalten. „Die Priorisierung von Innenentwicklung vor der weiteren Baulandentwicklung durch den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen ist auf jeden Fall richtig“, sagt Hetzl. Damit soll das zuletzt sprunghafte Wachstum der Stadt gelenkt werden.
So sieht das Baugebiet aus
Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner wollte ein in sich geschlossenes Wohngebiet mit neuen Wohnformen schaffen. Das, betont sie, sei trotz der Umplanungen und Veränderungen gegen über den ursprünglichen Ideen geschehen. Es gebe unterschiedliche und innovative Wohnformen wie die Atriumhäuser, die weniger Grund bräuchten und damit preiswerter würden als große Einfamilienhäuser. Auch die geplanten Mischform des Gebiets sei erhalten geblieben, neben Einfamilien- und Doppelhäusern gebe es große Mehrfamilienhäuser oder eine Einrichtung für betreutes Wohnen der Stiftung Ecksberg. „Die Sichtachse zwischen Wasserturm und Eichkapelle ist, wie auch der zentrale Platz, zentrales Gestaltungselement der Planung. Auch die historischen Grenzsteine im Gebiet werden erhalten und in die Planung integriert.“
Verkehrserschließung verbessert
Auch die kritisierte Verkehrserschließung durch die Nachbarschaft sei im Zuge der Umplanungen verbessert worden. So sei der Mittelfeldweg ausgebaut worden, auch die neue kleine Ostumfahrung diene dazu, die Fahrt in Richtung Autobahn und Gewerbegebiet, zu erleichtern. „Das Verkehrsgutachten hat ergeben, dass die Zunahme des Verkehrs mit den bestehenden Straßen aufgenommen werden kann“ betont Weichselgartner.