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Hoch über Mühldorf

Vertrauen in die Kirche in schwierigen Zeiten: Wanderfalken nisten auf Sankt Nikolaus

Ein Wanderfalkesitzt auf einem Vorsprung des Kirchturms von St. Nikolaus in Mühldorf.
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Ein Wanderfalke sitzt auf einem Vorsprung des Kirchturms von St. Nikolaus in Mühldorf.

„Derzeit gibt es in Bayern etwa 260 Brutpaare“, weiß Greifvogelexpertin Petra Berger. „Schön, dass in unserem Landkreis gleich zwei Paare zu finden sind.“

Mühldorf – Es gibt neue Zuzügler in der Stadt – sie haben sich an exponierter Stelle und mit bester Aussicht niedergelassen.

Die Rede ist von einem Wanderfalken-Pärchen, das sich auf dem Kirchturm der Sankt Nikolaus Kirche eingenistet hat. Die allergrößten „Fans“ der prächtigen Vögel sind Pfarrer Roland Haimerl als direkter Nachbar und die Mühldorferinnen Andrea Wiedl und Petra Berger. Diese beiden sind Beauftragte für Greifvögel und Eulen vom Landesbund für Vogelschutz e. V. (LBV), Kreisgruppe Mühldorf.

Nur 260 Brutpaare in ganz Bayern

Petra Berger ist Greifvogelexpertin beim Landesbund für Vogelschutz und begeistert von den Wanderfalken.

Dass es die Wanderfalken ausgerechnet in die Kreisstadt gezogen hat, ist ein echter Segen. Denn Wanderfalken sieht man so gut wie nie. „Wir hatten hier bei uns schon Turmfalken“, berichtet Pfarrer Haimerl. „Die waren aber im Türmchen beim Pfarrhof. Das war für mich immer sehr schön, von meiner Terrasse aus die Eltern und ihre Jungen zu beobachten.“ Die Wanderfalken sind nun etwas völlig Neues. „Wir haben zu viele Probleme auf dieser Welt, bei all dem dürfen wir die Natur nicht vergessen“, so der tierliebe Gottesmann. „Ich bin absolut dafür, dass auch sie bei uns eine Heimat finden und in Frieden ihren Nachwuchs großziehen können. Wir müssen jede Art so gut wir können schützen.“

Nicht nur der sympathische Geistliche weiß seine neuen gefiederten Nachbarn sehr zu schätzen, sondern auch Mesnerin Andrea Wiedl: „Man sieht, dass der Lebensraum für die Tiere immer kleiner wird, sie müssen zu uns Menschen. Sie haben ja gar keine andere Wahl mehr.“ Zwar müsse sie jetzt noch mehr putzen, um die Hinterlassenschaften der Falken zu beseitigen: „Aber das ist doch unser Beitrag, den wir für die Arterhaltung leisten können. Da darf man doch nicht jammern. Es ist einfach richtig schön, dass die Tiere bei uns sind.“

Im Mühldorfer Gotteshaus ist jeder herzlich willkommen, wie man an der Begeisterung von Pfarrer Haimerl und Mesnerin Wiedl sieht. Mehr Verständnis wünschen sie sich allerdings von den Menschen. Denn vor allem Andrea Wiedl kann nicht immer garantieren, dass auf den Stufen vorm Gotteshaus keine Federn oder Speisereste der neuen Kirchenbewohner herumliegen. Gründlich Aufräumen und putzen tue sie regelmäßig, aber auf die Essenszeiten der Vögel habe sie nun mal keinen Einfluss.

Dass die Wanderfalken etwas ganz Besonderes sind, weiß auch Petra Berger, als aktives LBV-Mitglied. Der Wanderfalke war in den 1950er-Jahren weit verbreitet. Danach kam die Zeit, bei dem das Pestizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) dem Wanderfalken massiv zusetzte. Die Eierschalen seines Geleges wurden durch das mit dem Futter aufgenommene Gift dünn und zerbrachen, und somit gab es keinen Nachwuchs mehr. Irgendwann gab es nur noch etwa 60 Brutpaare in ganz Deutschland. Nach dem Verbot des Gifts konnte sich der Bestand durch umfangreiche Schutzmaßnahmen zusehends erholen. Der Vogel steht nicht mehr auf der Roten Liste.

„Derzeit gibt es allein in Bayern etwa 260 Brutpaare“, sagt Berger. „Schön, dass in unserem Landkreis gleich zwei Paare zu finden sind.“ Der Wanderfalke ist eigentlich ein Felsbrüter, die meisten sind in Franken zu Hause. In Mühldorf wird der Felsbrüter zum Gebäudebrüter am hohen Kirchturm. Die Greifvögel können mit einer Spitzengeschwindigkeit bis zu 320 Stundenkilometern jagen und sind die schnellsten Tiere unseres Planeten.

Aktuell stehen an der St. Nikolaus Kirche Restaurierungsarbeiten an. Sobald diese abgeschlossen sind, wollen die Naturschützer des LBV im Kirchturm einen Nistkasten montieren. Dieser wird in der Regel sehr gut von den Wanderfalken angenommen. „Der beste Beweis dafür ist Neumarkt- St. Veit“, weiß Petra Berger. „Dort wurde die vom Menschen angebotene Bruthöhle zügig von dem Wanderfalkenpärchen bezogen.“

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