Sicherheitskonzept kommt zum Tragen
Heftiges Unwetter über Mühldorf: Starkregen setzt am Samstag Volksfestplatz unter Wasser
„Der Regen kam waagrecht!“, beschreibt ein Schausteller die Situation am Samstagabend auf dem Mühldorfer Volksfest. Starkregen und heftige Windböen haben die Hilfskräfte auf den Plan gerufen, nachdem es auf dem Festplatz zu Überschwemmungen gekommen war. Doch die Stadt war darauf gut vorbereitet.
Mühldorf – „Wir waren aufgrund der Vorhersagen diverser Wetterdienste vorgewarnt, haben uns rechtzeitig vor dem großen Unwetter getroffen und den Krisenstab mit Polizei, BRK, Feuerwehr und Veranstaltungsleiter einberufen“, berichtet Volksfestmanager Walter Gruber. Man war also vorbereitet auf das Unwetter, das am Samstagabend gegen 18 Uhr binnen weniger Minuten den Mühldorfer Volksfestplatz unter Wasser gesetzt hat.
Rechtzeitig Volksfestplatz evakuiert
„Wir haben rechtzeitig den Platz evakuiert und die Volksfestbesucher per Durchsage darauf hingewiesen, dass sie zur Sicherheit in die Zelte zu begeben haben. Die Verkaufsbuden wurden geschlossen, die Fahrgeschäfte haben ihren Betrieb eingestellt. Wir waren immer in Kontakt mit den Festwirten, weil auch die Zelte verschlossen werden mussten“, so Gruber weiter. Er verweist auf das Sicherheitskonzept, das am Samstag voll zum Tragen gekommen sei. Der Starkregen habe wohl den heftigen Windböen die Wucht genommen, so dass die Schäden am Volksfest überschaubar geblieben sind, berichtet Gruber weiter. „Aber diese Regenmassen – das packt kein Kanal!“
Anspannung auch eine Stunde danach noch da
Rudi Stey war die Anspannung auch eine Stunde nach dem Gewitter noch anzumerken. „Der Regen kam waagrecht“, erzählt er in seinem Süßwarenwagen Mandeln, Nüsse, Schoko-Erdbeeren: alles stand im Wasser, Bärbel Stey hält die Hand an den Hals: „Bis hierhin.“ Rudi Stey zeigt seine Hose. Die musste er beim Schwager leihen, die eigene war klitschnass. Die Mandeln sind dafür schon wieder frisch geröstet.
Mit voller Wucht hatte es die Steckerlfisch-Braterei der Familie Haunberger erwischt, die ihren Stand direkt am Spatenzelt hat. „Eine ganze Charge an Steckerlfischen, die gerade über dem Grill hingen, mussten wir wegwerfen. Alle stand unter Wasser“, erzählt Maria Haunberger. In all den Jahren, seit sie auf dem Volksfest ist, hat sie kein derartiges Unwetter mit einem solchen Starkregen erlebt. Sie erinnert sich lediglich an das Unwetter 2017, das die Fassade des Spatenzeltes umgerissen hat. Die Fischbraterei war damals schadlos geblieben. Auch diesmal hielt sich der Schaden in Grenzen. In kürzester Zeit war die Grillkohle wieder angefacht und die Steckerlfische fanden ihre Abnehmer, als der Spuk vorüber war.
Erst Probefahrten ohne Fahrgäste
„Bevor die Fahrgeschäfte wieder loslegen konnte, wurden Probefahrten ohne Fahrgäste durchgeführt. Erst danach durften die Fahrgäste wieder einsteigen“, ergänzt Volksfest-Manager Gruber. THW und Feuerwehren hatten Hand in Hand gearbeitet. „Sämtliche Behörden und Hilfskräfte haben super zusammengewirkt. Da hat ein Zahnrad ins andere gegriffen“, würdigt Gruber die Arbeit vor Ort. Es hieß abwarten, bis die Gullis wieder frei waren und das Wasser wie geplant in Richtung Busparkplatz abgeflossen ist.
„Bauhofmitarbeiter haben die umgeworfenen Bauzäune wieder aufgestellt. Bereits gegen 20 Uhr war der Volksfestplatz wieder voll“, sagt Gruber, der davon berichtet, dass die Volksfestbesucher in Gummistiefel gekommen seien, zusammen angepackt hätten, um Kinderwägen über den See zu hieven. Videos machen die Runde von einem Besucher, der sich zu Liegestützen in der riesigen Wasserlache hinreißen ließ.
Für die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk war aber auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht an einen Volksfestbesuch zu denken. Martin Strasser, Kommandant der Mühldorfer Feuerwehr, der die Einsätze am Volksfestplatz koordiniert hat, spricht von insgesamt 42 Einsätzen, zu denen die Mühldorfer Floriansjünger ausrücken mussten.
Die Mößlinger Feuerwehr zählte 37 Alarmierungen. In erster Linie voll gelaufene Keller, aber auch die beiden Unterführungen in der Töginger Straße und in der Inneren Neumarkter Straße waren voller Wasser. Fahrzeuge waren in den Wassermassen wegen Motorschadens stehen geblieben. „Bei der Unterführung an der Alpenrose stand das Wasser so hoch, dass die seitlichen Erhöhungen für die Fußgänger nicht mehr zu sehen waren“, erzählt Martin Strasser.
Fast bis Mitternacht im Einsatz
Auch im Stadtbereich war die Kanalisation überfordert. Es kam es zu sehr starken Behinderungen wegen großem Verkehrsaufkommen wegen des Volksfestes und es waren sehr viele Straßen teilweise unpassierbar oder halbseitig gesperrt, wie etwa am Katharinenplatz. Hilfe kam von den Feuerwehren aus Waldkraiburg und Töging, berichtet Strasser weiter. Bis in die Nacht heinein dauerten die Einsätze. „Um 23.30 Uhr war ich daheim“, so Strasser weiter.
Aquaplaning auf der Autobahn
Die Altmühldorfer Feuerwehr musste bei der überfluteten Bahnunterführung vor dem Ecksberger Kreisel helfen und wurde auch auf die Autobahn alarmiert. Gegen 18.45 Uhr war ein Auto knapp einen Kilometer nach der Autobahnauffahrt Mühldorf West in Fahrtrichtung Passau wohl wegen nicht angepasster Geschwindigkeit auf regennasser Fahrbahn von der Straße abgekommen und in der Böschung gelandet ist, wie Altmühldorfs Feuerwehr-Kommandant Thomas Mertl berichtet. Von vier Verletzten ist die Rede.
Baum kappt bei Oberhofen Hochspannungsleitung
Das Unwetter wütete nicht nur in der Kreisstadt Mühldorf. Ein mächtiger Baum, der dem Sturm zum Opfer gefallen war, kappte alle drei Leitungen einer 20-KV-Hochspannungsleitung im Niederbergkirchener Ortsteil Oberhofen. Die Feuerwehrler sicherten und sperrten die Unglücksstelle ab bis ein Techniker von EON kam. Dieser schaltete das Stück frei und erdete die Leitung. Einige Anwesen waren einige Zeit ohne Strom.
Meldungen gibt es aus Weidenbach, wo teilweise Straßen überflutet waren. Auch auf der Verbindungsstraße zwischen Aschau am Inn und Waldkraiburg auf Höhe Tann konnte das Wasser nicht richtig ablaufen.


