Besonderer Wettkampf im Mühldorfer Freibad
Mühldorfs Top-Triathlet Gerhard Troch nimmt es mit einer ganzen Schwimmstaffel auf
Aus einer Bierlaune heraus hatten Freizeitschwimmer im Mühldorfer Freibad mit dem Top-Triathleten Gerhard Troch eine Wette geäußert: Ihre Viererstaffel würde die 400 Meter schneller schwimmen als der Ausnahmesportler aus Mühldorf als Einzelschwimmer. Troch willigte ein – und lieferte sich ein spannendes Duell.
Mühldorf – „Kraulquappen“ nennen sie sich. Eine Truppe von Männern zwischen 45 und 55 Jahren, die sich jeden Montag im Freibad treffen, um ihrem Hobby nachzugehen. Erst einige Bahnen schwimmen, danach die Fachsimpelei bei einem Kaltgetränk. Irgendwann wurden die Familienväter immer ehrgeiziger, was darin gipfelte, dass Holger Brüssel, einer der Kraulquappen, den Bademeister Jürgen Lübcke – allseits beliebten Schwimmtrainer im Mühldorfer Freibad – zu einem 50-Meter-Rennen herausforderte und dieses gewann. Das war vor einem Jahr. Die Meute war hungrig geworden. Und die nächste Herausforderung wartete.
„Kraulquappen“ mit maximaler Motivation
Einer der „Kraulquappen“, der Mühldorfer Lehrer Jürgen Meyer, unterrichtet am Gymnasium in Waldkraiburg. Er ist Kollege eines der erfolgreichsten Sportler des Landkreises Mühldorf, Gerhard Troch. Der 50-Jährige macht immer wieder mit spektakulären sportlichen Erfolgen von sich reden. War als Triathlet bereits beim Ironman in Hawaii, scheut keine noch so verrückte Herausforderung, um sich und seinen Körper an die Grenzen zu bringen. Man kam ins Gespräch und Troch stimmte einem Gaudi-Rennen zu.
Die Vorgabe: 400 Meter Freistil. Troch als Einzelkämpfer, die „Kraulquappen“ in einer Vier-Mann-Staffel, in der jeder Schwimmer zweimal die 50 Meter zu absolvieren hatte. Klingt fair gegen einen Spitzensportler, doch einen Joker handelten sich die Hobby-Schwimmer noch heraus: Von den acht Bahnen im 50-Meter-Becken sollten vier Startsprünge erlaubt sein.
Nach wochenlangem harten Training kam es vor wenigen Tagen zum Showdown Mühldorfer Freibad. Troch hatte viele neugierige Kollegen seines Trainerstabs aus dem FTZ Mühldorf als Unterstützung dabei. Die Kraulquappen hatten ebenfalls die Werbetrommeln gerührt, um zu zeigen, wie gut sie trainiert hatten. Vereinzelte Zeiten von unter 33 Sekunden pro Bahn nötigten auch dem Spitzensportler Troch Respekt ab. „Ich habe ihnen vergangene Woche zugeschaut. Die Zeiten sind tatsächlich beachtenswert“, wertschätzte er die Mühen der Kontrahenten.
Und dann die Hiobsbotschaft: Hexenschuss
Dann aber, am Tag des Wettbewerbs, die Hiobsbotschaft auf Seiten der Hobby-Schwimmer: Ausgerechnet der Schnellste der „Kraulquappen“, Holger Brüssel, musste am Tag der Entscheidung passen. „Hexenschuss“, klagte der 48-jährige Pilot. Ersatz musste her. Doch die „Kraulquappen“ konnten aus dem Vollen schöpfen. Klaus Schröter, Christian Mannel, Stefan Freimann und Jürgen Meyer sollten als Staffel 1 antreten.
Als zweites Quartett gingen Rainer Zwirner, Stephan Moser, Michael Zuber und Iris Schröter ins Wasser. Herrlich die Anmoderation von Wolfgang Haserer, der die passenden Kosenamen für die Hobby-Schwimmer parat hatte. Von der fränkischen Flunder aus dem Dutzendteich über den Clownfisch der Grundschule und der Lachsschnitte aus Mühldorf Süd bis zum Heilbutt aus Haigerloh war alles vertreten. Die mehr als 50 Zuschauer amüsierten sich köstlich.
Dann wurde es ernst. Die Startschwimmer – neben Troch waren das Stefan Freimann und Rainer Zwirner – machten sich am Startblock bereit. Und sie bekamen sofort den großen Unterschied zwischen Profi und Amateur zu spüren. Denn Troch reagierte blitzschnell auf den Startschuss, während er bereits in Wasser eintauchte, waren Freimann und Zwirner noch mit dem Armschwung vor dem Absprung beschäftigt. Was dann folgte, war ein spannendes Rennen auf Augenhöhe. Mit dem Wissen, nach den 50 Metern vier Bahnen Zeit zum Ausruhen zu haben, bis sie ein zweites Mal ins Wasser müssen, gaben die „Kraulquappen“ alles.
Trochs Taktik: Erst mal sehen, was die Kontrahenten machen
Wobei Troch vorher schon verraten hatte: Er will es gemächlich angehen, die Gegner im Blick haben und darauf hoffen, dass die Kontrahenten all ihre Kraft verpulvern und in der zweiten Hälfte des Rennens einbrechen. Doch nach 200 Metern waren die beiden Staffeln immer noch gleichauf, führten sogar. Der Grund: Die Startsprünge. Während sich die Amateure damit auf den ersten vier Bahnen einige Meter ohne viel Kraftanstrengung sicherten, musste Troch die komplette Distanz durchkraulen. Also hoffte er auf den Endspurt, als sich die Staffeln lediglich vom Beckenrand abdrücken durften.
Doch auch hier zeigten die Montagsschwimmer Moral, Konstanz und eisernen Kampfwillen. Allem voran Iris Schröter, die auf der allerletzten Bahn und zunächst noch hinter Troch liegend eine beeindruckende Aufholjagd gestartet hat. Am Ende jubelte das Team A der „Kraulquappen“ mit Freimann, Mannel, Meyer und Schröter, die nach 5:19 Minuten am Beckenrand anschlugen. Team B mit Moser, Zuber, Zwirner und Iris Schröter lagen mit 5:28 Minuten nur unwesentlich hinter den Siegern. Gerhard Troch, dem offenbar der souveräne Sieg auf einem 25-Kilometer-Trail zwei Tage zuvor in Haidmühle in den Beinen steckte, gab nochmal alles, holte auch noch auf, am Ende aber vier Sekunden hinter Team B (5:32 Minuten).
Hobby-Schwimmer fühlen sich geehrrt
Jubel bei den Hobby-Schwimmern auf der einen Seite, respektvoller Beifall vom Supersportler auf der anderen Seite, den es freute, wie viel Einsatzwillen die „Kraulquappen“ gezeigt haben und wie akribisch, konsequent und zielstrebig sie sich auf diesen Wettbewerb vorbereitet hatten. „Es hat irre viel Spaß gemacht und es war uns eine große Ehre gegen so einen Spitzensportler anzutreten. Ich bin sehr dankbar, dass sich Gerhard Troch auf den Spaß eingelassen hat. Unser Schaden war es jedenfalls nicht, wir haben uns schließlich alle topfit für dieses Ereignis gemacht“, so Jürgen Meyer.
Und die Revanche lässt nicht lange auf sich warten
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Und natürlich wurde nur wenig später, als sich die Kontrahenten zum Fachsimpeln zusammengesetzt haben, eine mögliche Revanche ins Spiel gebracht. Im September, zum Ende der Ferien, soll diese stattfinden. Vorgabe von Gerhard Troch: Jeder Staffel-Schwimmer soll dann die doppelte Distanz am Stück zurücklegen, Übergabe nach 100 Metern. Die „Kraulquappen“ – vom Orka aus der Oberstadt, vom Hecht aus Heidelberg bis zum Antennenwels der Amtsgerichte – haben die Herausforderung selbstverständlich angenommen.


