Kleiner Beitrag, große Wirkung
Hospiz-Verein im Kreis Mühldorf: So unterstützt künftig jeder die sanfte Sterbe-Begleitung
Menschen in schwerer Krankheit beistehen und beim Sterben begleiten. Das hat sich der Anna-Hospiz-Verein im Landkreis Mühldorf zur Aufgabe gemacht. Jetzt ist der Verein selbst auf Hilfe angewiesen.
Mühldorf - Ab 1. Januar 2023 wird jeder Landkreisbürger die Arbeit des Anna-Hospiz-Vereins mit 30 Cent unterstützen. Symbolisch, denn keiner wird persönlich zur Kasse gebeten. Und wie geht das praktisch? Der Landkreis wird den Hospiz-Verein ab dem neuen Jahr mit 30 Cent pro Landkreiseinwohner fördern - am 20. Juni 2022 wurden davon 119.339 gezählt. Hochgerechnet wird der Zuschuss demnach 35.801,70 Euro betragen. Einem entsprechenden Antrag des Vereins hat der Kreistag zugestimmt.
Der Anna-Hospiz-Verein hat es sich seit 27 Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen beim Sterben zu begleiten. Ziel ist es, ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Dafür braucht es viele helfende Hände und ein umfangreiches Angebot an Begleitung und Versorgung.
Das leistet der Anna-Hospiz-Verein
Zu den vielfältigen und umfangreichen des Vereins im Landkreis gehören Patientenvorsorge; palliative Begleitung; Hospizbegleitung; „Behandlung im Voraus planen“ in Altenpflegeeinrichtungen; zeitintensive Betreuung am Lebensende in Pflegeeinrichtungen; Trauerbegleitung und -beratung für Erwachsene und Kinder; Letzte Hilfe-Kurse; Betrieb der Hospiz-Insel Waldkraiburg.
„Für den Landkreis Mühldorf ist der Anna-Hospiz-Verein ein großes Glück“, sagte Landrat Max Heimerl. „Er leistet hochprofessionell eine extrem wichtige und sensible Arbeit und war damit ein Vorreiter in Bayern.“
Gemeinden sollten sich anschließen
„Nicht alle Angebote des Vereins werden von den Krankenkassen finanziert, allein die Hospiz-Insel hat ein jährliches Defizit von 180.000 Euro“, gab Heimerl dem Gremium Einblick in die angespannte Situation des Vereins. Zwar werde derzeit versucht, dass solche Leistungen in die Regelfinanzierung der Krankenkassen übernommen werden, doch damit rechnet Landrat Heimerl nicht vor dem Jahr 2026. „„So lange müssen wir unseren Teil dazu beitragen, dass dieses Angebot aufrechterhalten werden kann“, so der Landrat.
Der Hospiz-Verein habe im Rahmen der Bürgermeisterversammlung im November alle Kommunen und den Landkreis gebeten, sich abhängig von der Einwohnerzahl an der Deckung des Defizits zu beteiligen.
Landrat Heimerl nannte die Unterstützung von 30 Cent pro Kopf durch den Landkreis Mühldorf ein „wichtiges Signal an die Gemeinden“ es dem Landkreis gleich zu tun und den Anna-Hospiz-Verein ebenfalls - abhängig von der Einwohnerzahl - zu unterstützen. „Es geht um die letzten Lebensstunden, Tage und Monate“, so Heimerl, der Bedarf an palliativer Versorgung erhöhe sich auch im Landkreis ständig. Die Menschen würden älter und Unterstützung in der Familie sei oft nicht möglich.
Jeder kann die Hilfe nötig haben
ÖDP-Kreisrat Reinhard Retzer erklärte: „Die meisten von uns haben die Hilfe des Vereins schon einmal selbst in der Familie oder im Bekanntenkreis erlebt. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, wir sollten diese wichtige Arbeit finanziell unterstützen.“
Und noch ein Zuschuss
Ebenfalls einstimmig sagte der Kreistag dem Verein einen Zuschuss von 7500 Euro pro Jahr aus der Landkreiskasse für Personal- und Sachkosten zu. Ein Zuschuss in gleicher Höhe wird von den Krankenkasse beigesteuert. Mit dem Geld soll ein Koordinator für das Hospiz- und Palliativnetzwerk im Landkreis finanziert werden.
Leitbild des Anna-Hospiz-Vereins
„Hospizarbeit bedeutet zugewandtes Begleiten von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens. Wir sehen Sterben als Teil des Daseins, das weder verkürzt noch künstlich verlängert werden soll. Grundsatz der Hospizbewegung ist es, den Wert jedes Lebens und das Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen zu achten. Wir respektieren die Weltanschauung des Menschen, den wir begleiten. Neben der Sterbebegleitung in der Hospizarbeit widmen wir uns der Palliative Care, also der wirksamen Behandlung von Schmerzen und Leiden und dem Erhalt der Lebensqualität des Sterbenden. Das soziale Umfeld wird auf Wunsch mit einbezogen. Ziel ist es, ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen.“
Quelle: www.annahospiz.de