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Einsatz in Schwindegg – Chemikalien vermischt

Chemieunfall im eigenen Keller: Familienvater will Pool chloren und löst Feuerwehreinsatz aus

Pool Chlorgas Atemschutz
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Auch private Pools und Planschbecken schützt man mit Chemie vor Veralgung. In Schwindegg führte das zum Einsatz von Atemschutztrupps der Feuerwehr.

Um den Swimming-Pool der Familie vor dem Umkippen zu bewahren, mischte ein Familienvater in Schwindegg zwei Chemikalien zusammen. Die Feuerwehr musste anrücken. Was nicht nur Poolbesitzer beachten sollten.

Schwindegg/Mühldorf – Für die anstehende Badesaison wollte der Familienvater am Montagabend (12. Mai) nur den eigenen Pool im Garten vor Algen schützen. Weil die automatische Dosieranlage für die Wasserchemie defekt war, griff er selbst zu Flüssigchlor und PH-Wert-Senker. Doch das sollte fatale Folgen haben. Zwei Feuerwehren, die Kreisbrandinspektion Mühldorf, das BRK mit Einsatzleiter Rettungsdienst und die Polizei aus Mühldorf mussten nach Schwindegg ausrücken.

Chemikalien in einem Eimer angemischt

„Im Keller des Einfamilienhauses mischte er die beiden Stoffe in einem Plastikeimer zusammen, um sie danach in den Pool zu gießen“, schildert Andreas Hinterschwepfinger, stellvertretender Leiter der Polizei Mühldorf den Vorfall. Mit den frei käuflichen Mitteln zu hantieren, sei grundsätzlich in Ordnung, aber: „Chlor ist eine aggressive Säure, die beim Kontakt mit anderen Stoffen reagiert“. Das sei auch Sinn und Zweck, denn nur so könne das Chlor Algen den Garaus machen, erklärt der Polizeibeamte.

Allerdings sollte Chlor nicht mit einem PH-Senker vermischt werden, denn das sei eine Lauge. „In dem Eimer kam es zu einer chemischen Reaktion, das Gemisch hat angefangen zu schäumen und es bildete sich Chlorgas.“ Chlorgas habe einen wahnsinnig aggressiven Geruch, weiß Hinterschwepfinger. „Es riecht eigentlich stärker, als es tatsächlich gefährlich ist.“ Trotzdem handelte der Poolbesitzer sofort und genau richtig: „Er ließ den Eimer an Ort und Stelle stehen, verließ umgehend seinen Keller und brachte auch seine Frau und das Kind ins Freie. Danach rief er die Feuerwehr.“

Zwei Atemschutztrupps in Haus und Keller

Die Freiwilligen Feuerwehren aus Schwindegg und Obertaufkirchen rückten mit zwei Atemschutztrupps in Haus und Keller vor. „Die Einsatzkräfte haben alle Fenster des Hauses geöffnet und den Eimer mit den Chemikalien ins Freie gebracht“, berichtet Einsatzleiter Dennis Göschl, Kommandant der Feuerwehr Schwindegg. „Das Gemisch wurde in den Pool geleert und damit war auch schlagartig die Reaktion vorbei, die Chemikalien werden vom Wasser neutralisiert.“ Mit einem Überdrucklüfter belüfteten die Feuerwehrleute Haus und Keller, um das Gas komplett aus den Räumen zu entfernen. Im Anschluss wurde die Luft im Gebäude mithilfe des CBRN-Fahrzeugs freigemessen. CBRN ist die Abkürzung für „Chemische, Biologische, Radiologische und Nukleare“ Gefahren .

„Hätte der Poolbesitzer die beiden Mittel mit Wasser angesetzt, dann wäre es nicht zu dieser exothermen Reaktion gekommen“, erklärt Feuerwehrmann Göschl. Exotherm heißt, dass während der Reaktion chemischer Stoffe Wärme entsteht. In diesem Fall hatte die Hitze das ätzend riechende Chlorgas freigesetzt.

Vorsicht beim Hausputz

Das passiere auch immer wieder beim Hausputz. „In ganz vielen Haushaltsreinigern ist Chlor enthalten, betont der Feuerwehrmann und rät: „Man sollte sehr genau darauf achten, dass man das eine nicht mit einem anderen Mittel in Kontakt bringt.“ Am besten nur immer ein Mittel benutzen. „Wer seinen Pool mit einer Stoßchlorung vor dem Veralgen schützen will, sollte die dafür nötigen Mittel nur getrennt ins Wasser einleiten.“

Immer Gefahrenhinweise beachten

Was die Polizei beim Umgang mit Chemikalien empfiehlt, hat Andreas Hinterschwepfinger parat: „Jeder, der mit solchen Stoffen im Privaten hantiert, sollte sich peinlich genau an die Gebrauchsanweisung halten und sämtliche Gefahrenhinweise, die ‚H-Sätze‘ oder ‚Hazard Statements‘ beachten.“ Auch das Tragen von Schutzkleidung und Schutzbrillen sei nicht verkehrt. Der Polizist warnt vor zu sorglosem Umgang im Haushalt mit Putzmitteln, die Chlor enthalten.

Gerade Pools in Privatgärten würden immer mehr. „Wenn man sich Satellitenbilder anschaut, scheint mittlerweile jeder Zweite einen Pool zu haben“, schmunzelt der Polizeisprecher. Wie der Fall in Schwindegg zeigt, kann das durchaus zum Risiko werden. „Wer sich nicht auskennt, sollte lieber eine Fachfirma zurate ziehen, um ein Unglück zu vermeiden.“

Genau richtig gehandelt

Das schäumende Gebräu nicht selbst aus dem Keller zu bringen, sondern Polizei und Feuerwehr zu alarmieren, sei genau richtig gewesen, da sind sich die Einsatzkräfte einig. „Keiner aus der Familie wurde verletzt“, kann Dennis Göschl feststellen. „Sie wurden vom BRK untersucht, niemand musste ins Krankenhaus.“

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