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Veränderungen geplant

Rosi als Vorbild: So könnte die Zukunft des Mühldorfer Stadtbusses aussehen

Das öffentliche Personennahverkehr-Angebot „ROSI“ wird auch in Bernau gut angenommen.
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Am Chiemsee fährt „Rosi“.

Mehr fürs gleiche Geld: So könnte der Stadtbus Mühldorf in einem neuen System erfolgreicher fahren und eine bessere Alternative zum Auto bilden.

Mühldorf - Wir sieht der öffentliche Personennahverkehr in Mühldorf künftig aus? Im Stadtrat stellte eine Vertreterin von Joki neben einer Analyse der Verkehrssituation in Mühldorf auch ein mögliches neues Konzept vor. Dabei handelte es sich allerdings nur um einen Zwischenbericht, erst im Frühjahr sollen alle Ergebnisse vorliegen und der Stadtrat eine Entscheidung treffen. Eins aber wurde während der Stadtratssitzung klar: Es könnte ein völlig verändertes Angebot geben.

Die Firma Joki analysiert den Verkehr in Städten und Dörfern und entwickelt daraus ein System für den öffentlichen Personennahverkehr. Zugleich macht Joki ein eigenes Angebot, das sich wesentlich von bisherigen Angeboten mit Bussen unterscheidet. Kern ist das sogenannte On-Demand-System, bei dem Busse oder Autos auf Bestellung zu bestimmten Haltestellen fahren. Bekannter ist es unter dem Namen „Rufbus“. Kunden können bei diesem Rufbus-System die Fahrzeuge per App oder Telefon bestellen. Neben fest eingerichteten Haltestellen gibt es sogenannte virtuelle Haltestellen, das sind bestimmte Punkte, die auch ohne Bushäuschen und Haltestellenschild auskommen. Die Kunden bestellen die Fahrzeuge zu ihrem nächstgelegenen Wunschpunkt und fahren von dort zu ihrem gewünschten Ziel. Sie sitzen entweder allein im Fahrzeug oder zusammen mit anderen, die das gleiche oder nahegelegene Ziele habe. Dieses Rufbus-System kann mit einem normalen Bussystem kombiniert werden.

Per App oder Telefon bestellen

Das erläuterte Tanja Zahnwetzer von Joki vor dem Mühldorfer Stadtrat. „Fahrgäste melden sich zwischen zehn und 30 Minuten vorher an, damit ein Fahrzeug an der nächsten Haltestelle bereit steht“, sagte sie.

Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs

Nach ihrer Einschätzung bietet das Rufbus-System für Mühldorf eine Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt. Nach ihren Angaben fahren im Durchschnitt täglich etwa 80 Busse auf vier Linien. Dreiviertel der Mühldorfer erreichen eine Haltestelle in maximal 300 Metern Entfernung. In 200 Meter Entfernung, „die eigentlich relevantere Größe“, finden nur noch 55 Prozent eine Haltestelle.

Allerdings gebe es nur sehr wenige Haltestellen, die drei Abfahrten in der Stunde haben. „Vor allem im Norden dünnt es sich merklich aus“, sagte Zahnwetzer Dort fährt statistisch oft nur ein halber Bus pro Stunde ab. Dieses Netz könnte mit dem Rufbus-System enger geknüpft werden. Entweder als Ergänzung zum Stadtbus oder als eigenständiges System.

Altes Buskonzept seit 20 Jahren

In einem deutschlandweiten Vergleich liegt Mühldorf bei der sogenannten Erschließungsqualität weit abgeschlagen, im Flächenland Bayern nach Erkenntnissen der Joki aber nur leicht unter dem Durchschnitt. „Es sieht im bayerischen Vergleich nicht so schlecht aus“, sagte sie. Bürgermeister Michael Hetzl (UM) bewertete das auf Nachfrage der Heimatzeitungen als ein „überraschendes und durchaus positives Zeichen“. Es sagte: „Schließlich ist unser Buskonzept unverändert 20 Jahre alt.“

Kosten könnten deutlich sinken

Eine Verbesserung mit einem Rufbus-System kann sich laut Zahnwetzer auch dadurch ergeben, dass die Kosten für die Betriebsstunde eines Standardbusses um 75 Prozent über der eines Rufbusses liegen. „Im On-Demand-Verkehr werden keine großen Busse benötigt“, sagte sie. „Das spart Personalkosten, auch Anschaffung, Instandhaltung und Verbrauch großer Busse sind aufwendiger.“

Mehr Fahrten fürs gleiche Geld

Da es im Rufbus-Verkehr zusätzlich zu den festen Haltestellen die virtuellen Haltepunkte gebe, könne das Angebot verbessert werden. „Bei gleichem Invest wird es einen deutlich höherwertigen öffentlichen Personennahverkehr für Mühldorf geben“, sagte die Joki-Vertreterin.

Autos etwas unbequemer als Busse

Damit böten sich zwei Szenarien für die Stadt: ein besseres Angebot zu den gleichen Kosten, oder das gleiche Angebot bei geringeren Kosten. In einem Punkt spricht Zahnwetzer allerdings von einer Verschlechterung: Da der Transport vor allem über Autos erfolgen würde, sei der Komfort im Vergleich zu einem Linienbus etwas geringer. Diesen Nachteil fange allerdings das verbesserte Angebot auf.

Zahnwetzer betonte, dass das System offen für Taxiunternehmer sei, die sich einbinden lassen könnten. Der Unterschied zum normalen Taxibetrieb bestünde für Kunden aber darin, dass der Rufbus nicht direkt vor die Haustür fahre, dafür aber die Tarife deutlich niedriger seien als im Taxi.

Während der Stadtratssitzung äußerte sich nur Dr. Georg Gafus (Grüne) mit einer konkreten Stellungnahme: „Wir bleiben bei Bussen und verbessern das Haltestellensystem“, forderte er. Als langjähriger Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs wisse er, dass ein festes Liniensystem einem Rufsystem vorzuziehen sei.

Hetzl fordert: Datenauswertung abwarten

Bürgermeister Hetzl mahnte dagegen, zunächst die Auswertung aller Daten abzuwarten und sich nicht auf subjektive Empfindungen zu verlassen. „Wir sollten unsere Gefühle mal draußen und die Fakten sprechen lassen.“ Dabei könne man manche Überraschung erleben. Er betonte: „Wir gehen davon aus, dass das System das Angebot im öffentlichen Nahverkehr deutlich verbessern würde.“

In der Region gibt es bereits ein Rufbus-System, Prien lässt die Rosi fahren.

Joki ist eine Ausgründung der Bahn AG. Das Unternehmen stellt eine Plattform bereit, mit der ein Rufbus-System betrieben werden kann, sowohl eigenständig als auch ergänzend zu einem bestehenden Bus-System.

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