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Neue Trauergruppe beim Anna Hospizverein in den Startlöchern

Kampf gegen die Schatten: Wie eine Trauergruppe aus Polling jungen Erwachsenen helfen will

Auch sie mussten schon schmerzliche Verluste verarbeiten, haben getrauert. Jetzt wollen sie anderen helfen (von links): Claudia Bichlmaier, Uli Wieland-Wimmer und Veronika Görlich.
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Auch sie mussten schon schmerzliche Verluste verarbeiten, haben getrauert. Jetzt wollen sie anderen helfen (von links): Claudia Bichlmeier, Uli Wieland-Wimmer und Veronika Görlich.

Leben und Tod gehören zusammen, auch wenn es schmerzt, einen nahen Menschen zu verlieren. Warum und wie drei Frauen jetzt vor allem jungen Erwachsenen in der Trauer helfen wollen.

Polling – Ulrike Wieland-Wimmer ist 48, ist Krankenschwester am „InnKlinikum“ in Mühldorf. Sie arbeitet auf der Intensivstation und beim palliativ medizinischen Dienst, hat beruflich immer wieder mit dem Tod zu tun. Trotzdem: „Vor zwei Jahren habe ich meine Schwester durch Krankheit verloren. Das hat mir den Boden weggezogen.“ 

In der Zeit nach dem Verlust hat sie auch einmal eine Trauergruppe besucht und erlebt, „dass es ganz schwierig ist“, wenn man mit 48 Jahren mitten im Leben stehe, seine Schwester verliere „und die restlichen Mitglieder der Gruppe zwischen 60 und 80 sind. Da habe ich gedacht, was mache ich hier? Ich habe mich so unwohl und so fehl am Platz gefühlt. Das war wirklich brutal.“ 

Eine Lücke in der Trauerarbeit füllen

Ähnliche Erfahrungen haben auch Claudia Bichlmeier (47) und Veronika Görlich (46) gesammelt, als sie nahe Verwandte verloren haben. „Menschen zwischen 20 und 50 sind einfach in einer anderen Lebenssituation“, bestätigt Carola Kamhuber vom Anna Hospizverein, der bereits Trauergruppen für ältere Erwachsene sowie für Eltern, die Kinder verloren haben, anbietet. Nur für jüngere Erwachsene gibt es bislang nichts. Das wollen Claudia Bichlmeier, Ulrike Wieland-Wimmer und Veronika Görlich jetzt ändern: Ab 29. November bieten sie im Anna Hospizverein in Annabrunn eine entsprechende Gruppe an.

„Trauer ist Trauer. Jede Trauer soll ihren Platz haben“, betont Wieland-Wimmer. Aber es sei einfach „eine ganz andere Sache, ob jemand seinen Partner verliert und wenn noch Kinder da sind. Da gibt es dann plötzlich zusätzlich noch Existenzängste.“ 

Helfen, die Stärken zurückzuholen

Auch Bichlmeier musste schon Verstorbene betrauern: „Das war natürlich sehr schmerzlich, aber es hat mich auch gestärkt. Es war eine sehr, sehr wertvolle Erfahrung.“ Dabei möchte sie andere unterstützen: „Ich möchte sie an ihre Ressourcen und Stärken erinnern, ihnen helfen, dass sie das wieder zurückholen können.“

Die neue Gruppe soll sich einmal im Monat treffen. Die Trauernden können reden und erleben, dass sie nicht alleine sind. „Das Wichtigste ist einfach zuzuhören. Einfach für die Trauernden da sein“, sagt Görlich. Die Gruppe ist ein offenes Angebot für Menschen, „die es als Stärkung empfinden, dass es Menschen gibt, die ähnlich betroffen sind“, erläutert Kamhuber. 

„Wir wollen nicht nur im Kreis sitzen“

Die drei Frauen wollen die Trauernden aus ihrer Einsamkeit holen. „Wir wollen aber nicht nur im Kreis sitzen und sprechen“, sagt Görlich, „sondern auch mal spazieren gehen und dieses Gefühl der Trauer vielleicht auch mal kreativ ausdrücken.“ Was genau gemacht wird, wie es abläuft: „Das bestimmen die Teilnehmer.“

Bichlmeier, Wieland-Wimmer und Görlich sind ausgebildete Trauerredner und Trauerbegleiter, keine Therapeuten. „Sie haben aber ein fundiertes Wissen“, betont Kamhuber. Das helfe auch, zu beurteilen, ab wann Trauernde eventuell anderweitige Hilfe brauchen. 

In der Gruppe getragen fühlen

Trauernde können sich in der Gruppe gegenseitig stärken, so Bichlmeier, „weil jeder sich von dem Gefühl, dass da jetzt Gleichgesinnte beieinander sind, auch wieder ein Stück getragen fühlt.“ 

Noch einen Wunsch hat Bichlmeier: „Die Menschen sollen wieder spüren, dass Tod und Leben zusammengehören. Das kann hoffentlich dann auch diesen Schmerz lindern.“

Kampf gegen den Schatten

Das hat Veronika Görlich selber erlebt, nachdem unter anderem der Sohn ihrer besten Freundin gestorben ist: „Ich war mit dem Tod total im Clinch und habe keinen Frieden mehr gehabt.“ Sie hat sich dann intensiv mit dem Thema Tod beschäftigt, wurde Trauerbegleiterin: Das habe geholfen. „Wenn man das immer wegdrückt, dann ist es wie ein Schatten, der immer da ist und vor dem man immer ein bisschen Angst hat. Dann ist es immer so eine Bedrohung, die man nicht greifen kann.“

Tod und Trauer sollten keine Tabus sein, unterstreicht Wieland-Wimmer. „Das gehört zum Leben dazu.  Wenn ich mich damit auseinandersetze, dann wird es wieder ein Teil von mir, dann geht es mir auch wieder besser.“

Die Trauergruppe für junge Erwachsene

Ab 29. November bietet der Anna Hospizverein einmal im Monat mittwochs eine Trauergruppe für junge Erwachsene zwischen 20 und 50 Jahren. Die Treffen sind von 18 bis 19.30 Uhr im Anna Hospizverein, St.-Anna-Straße 22 in Annabrunn. Der Einstieg ist jederzeit möglich, Interessierte sollten sich nach Möglichkeit vorher anmelden: telefonisch (08631 / 1857150) oder per E-Mail (hospizteam@annahospiz.de).

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