725 Tage im Amt
Bürgermeister will Mühldorf lebenswerter machen und setzt rote Linie
Nach 725 Tagen im Amt zieht Erster Bürgermeister Hetzl Bilanz. Er hat viel Positives im Gepäck, lässt aber auch seinem Ärger freien Lauf.
Mühldorf – Seit zwei Jahren ist Michael Hetzl Bürgermeister der Stadt Mühldorf. Jetzt leitete er seine erste Bürgerversammlung. In seinem Bericht ging es um Corona und seine Folgen, bezahlbares Wohnen und Pläne zur Stadtentwicklung.
Rund 60 Bürger lauschten seinen Ausführungen im Stadtsaal. Via Live-Stream konnte der Bürgermeister-Bericht auch daheim mitverfolgt werden.
Stadt ist gut durch Corona gekommen
In seinem Rechenschaftsbericht blickte Hetzl auf 2020, 2021 und das erste Quartal 2022 zurück, ein überlanger Zeitraum für eine Bürgerversammlung, der Corona geschuldet war. „Ich habe nachgerechnet, heute bin ich 725 Tage im Amt“, sagte Hetzl. „Bei der Stichwahl zum Bürgermeister am 29. März 2020 hatte Corona das öffentliche Leben bereits zum Erliegen gebracht.“
Hetzl betonte, dass Mühldorf gut durch die Pandemie gekommen sei: „Ohne Nothaushalt, oder Haushaltssperre.“ Trotzdem seien Arbeitsplätze und Unternehmen verloren gegangen.
Zu den Gesellschaften der Stadt führte der Bürgermeister an: „Die Stadtwerke investieren eine Million Euro pro Jahr in die Freizeiteinrichtungen. Deshalb brauchen wir die Stromkunden bei uns und nicht bei Billigheimern, nur so bleiben solche Investitionen möglich.“ Er betonte, dass etwa die EVIS sich mit Fernwärme und Geothermie Zukunftsthemen stelle und die neue Sparte Telekommunikation für einen schnellen Glasfaserausbau sorgen werde. Die Stadtbau werde sich noch stärker im Wohnungsbau engagieren, auch was Sozialwohnungen angeht. Und Mühldorf investiere weiterhin viel in den Ausbau von Kinderbetreuung und Schulen.
Stolz verwies Hetzl auf eine Studie zur Familienfreundlichkeit von Städten über 20.000 Einwohnern: „Mühldorf belegt hier Platz 17 unter 585 Städten – und das bundesweit. In Mühldorf ist vieles gut, und doch wird sich oft beschwert. Freuen wir uns doch über unser glückliches, kleines Mühldorf.“ Er befürchte, dass der Anschluss des Öffentlichen Nahverkehrs an München auch dortige Probleme nach Mühldorf bringen könne.
„Ohne Zahlen keine Bürgerversammlung“, scherzte Michael Hetzl und legte einige vor: Die Einwohnerzahl stieg von 20.779 in 2019 auf 21 083 in 2021; die Pro-Kopf-Verschuldung pro Einwohner sank von 981 Euro 2019 auf 865 Euro; der Haushalt 2022 konnte mit einem Volumen von 77 Millionen Euro ohne Neuverschuldung aufgestellt werden; aktuell beschäftigt die Stadtverwaltung 386 Mitarbeiter; trotz Corona hatte es 220 Gewerbeanmeldungen in 2021 gegeben, 2019 waren es nur vier mehr.
Projekte in naher Zukunft sind die Digitalisierung der Verwaltung; die Eröffnung eines Bürgerbüros; die Schaffung einer Wirtschafts- und Sportförderung; Belebung der Innenstadt; Weiterentwicklung von Stadtplatz 58, Heilig-Geist-Spital und des Areals Kingdom Park; den Ebinger Ur-Elefanten erlebbar machen.
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Verärgert zeigte sich das Stadtoberhaupt in Sachen Ideenwettbewerb Sümö-Gelände: „Am 23. Mai stellen die Architekten ihr Modell im Stadtrat vor. Für mich ist eine rote Linie überschritten, wenn schon vorher Halbwissen und falsche Fakten zu dem Projekt verbreitet werden. Man kann anderer Meinung sein, muss aber ehrlich bleiben.“
Kritik an Sümö-Ideen überschreitet Grenze
Er stellte klar, dass der Ideenwettbewerb nicht mit einem Durchwinken der Pläne gleichzusetzen sei. „Sie sollten nicht schon am Anfang alles ablehnen“, so Hetzl an die Versammlung. „Bleiben Sie offen.“ Wer sich um den gut 2000 Quadratmeter großen Inn-Stadt-Park sorge, solle im Kopf behalten, dass es um eine Fläche von 35.000 Quadratmetern gehe.
Ein Bericht über die anschließende Diskussion folgt.