Ein Fall für das Guinnessbuch der Rekorde?
Nicht ohne mein Seepferdchen! Museum für kurioseste Sammlung aus Mühldorf gesucht
Seepferdchen gelten mittlerweile als eine aussterbende Art. Nicht aber in Mariann Herolds Wohnung, wo sie zu Tausenden zuhause sind. Was hinter der kuriosen Sammel-Leidenschaft der Mühldorferin steckt.
Mühldorf - Springt Mariann Herold in ihr buntes Aquarium zu Hause, gibt es keine unschönen Wasserpfützen - dafür aber viel Atmosphäre, die an Meer und eine frische Brise erinnert. Kommt ein Besucher in das helle Zimmer in Marianns Wohnung, das die offenherzige Mühldorferin mit französischen Wurzeln ihr privates „Aquarium“ nennt, wird er überflutet von Seepferdchen. Große und Kleine, aus Holz, Plastik, Metall, Glas, aus Seife oder Schokolade; Seepferdchen in allen Farben und Formen. Ob nun im Bild verewigt oder als Miniaturfigürchen, solche zum Aufblasen oder auch solche, die als kuriose Gebrauchsgegenstände wie etwa ein Seifenspender den Alltag besonders machen.
Ein Aquarium voller Dekor
Aber auch Seepferdchen-Kinderbücher, Fingerpuppen oder das extravagante Faschingskostüm muss man nicht lange suchen. Mariann Herold sammelt seit rund drei Jahrzehnten alles, was mit den kleinen Knochenfischen, deren Kopf an ein Pferd erinnert, zu tun hat. Ob auf Flohmärkten, in Souvenirläden, beispielsweise solchen, die man in öffentlichen Aquarien findet. Ein echtes Aquarium sucht man allerdings vergebens. „Seepferdchen gehören einfach ins Meer“, sagt Mariann Herold. Sie denkt dabei an ihre südbretonische Heimat am Atlantik, wo man immer noch das ein oder andere Tierchen in einem Fangnetz verheddert findet - und es natürlich sofort zurück ins Meer entlässt.
Mit ihrem Faible für die an Fabelwesen erinnernden und vom Aussterben bedrohten Meerestierchen will Mariann Herold nicht nur ein Statement für den Umweltschutz setzen. Dass in manchen Regionen der Welt innerhalb weniger Jahre bis zu 90 Prozent der Populationen verschwunden sind, weil der Mensch ihre Lebensräume immer mehr belastet, macht sie betroffen. „Das sind doch faszinierende Tiere. Es gibt nicht viele Arten, wo die Männchen die Eier austragen und die Jungen zur Welt bringen“, erzählt Mariann mit einem Augenzwinkern.
Jedes Stück ist besonders
Die Mühldorferin ist leidenschaftliche Sammlerin. Bevor sie beim Stöbern auf einem Flohmarkt in Südfrankreich, wo sie lange Zeit gelebt hat, auf den Geschmack gekommen ist, haben es ihr stachelige Igel angetan. Warum auch nicht? Gerade hat Mariann Herold einen Zeitungsbericht über eine Altöttingerin gelesen, die Besen aus der ganzen Welt sammelt. Es gibt offenbar nichts, das nicht gesammelt wird.
Ihre Igel-Sammlung hat sie allerdings bald selbst auf einem Flohmarkt verkauft. Zu wenig Meeresambiente, zu viele Flöhe - Mariann lacht. Außerdem finde man Seepferdchen überall auf der Welt, sie sind touristisch immer präsent, überlegt die weit gereiste Mühldorferin. Egal, wo sie gerade unterwegs ist, überall findet sie ein Souvenir, das ihre imposante Sammlung ergänzt.
Außergewöhnliche Stücke sind auf diese Weise zusammengekommen. Beispielsweise ein großes Straußenei, das liebevoll mit einem Seepferdchen bemalt wurde. Lieblingsstücke zu benennen, fällt Herold allerdings schwer. „Das wäre so, als ob man fragen würde, welche Kinder man am liebsten hat“, belehrt die quirlige Mutter und Oma. Wenn sie in ihrem Seepferdchen-Salon in andere Welten abtaucht, kann Mariann Herold immer eine Weltreise machen. Jedes Stück ist besonders und erzählt eine andere Geschichte von ihren Weltreisen.
Weitgereiste Sammlerstücke
Apropos Reisen. „Wenn mein Mann von Weitem ein Seepferdchen zu sehen bekommt, zieht er mich in die andere Richtung“, flachst Mariann Herold. Aber ja - der Platz bei den beiden zuhause wird langsam eng, die Glasvitrinen sind bis oben hin voll.
Ob ihre Tausende Stück umfassende Sammlung bereits Guinnessbuch-Qualitäten hat? Nachgeforscht habe Mariann Herold bisher nicht. Sie hat eine viel weitreichendere Idee: „Ich suche eigentlich ein Museum, dem ich meine Sammlung im Ganzen schenken könnte.“ Mittelfristig sei auch eine temporäre Ausstellung eine schöne Idee, um das Thema einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Vom Laufsteg ins Museum
Und ja - warum nicht auch eine Modeschau mit den vielen Kleidungs- und Schmuckstücken auf die Beine stellen, die Seepferdchen in irgendeiner Form abbilden und die ebenfalls zu den Schätzen in Marianns Truhen lagern? Mannequins zu finden, die würdevoll beispielsweise in gestrickten Seepferdchen-Zehensocken über den Laufsteg gleiten, wäre für Mariann Herold eine reizvolle Aufgabe. Wahrscheinlich sogar eine leichtere als einen Ausstellungsraum zu finden, der groß genug für ihre gesamte Seepferdchen-Sammlung ist.



