Mehrere Todesfälle in der Vergangenheit
Lebensgefahr droht: Kreise Mühldorf, Rosenheim und Traunstein als Hotspots des Borna-Virus
Im Landkreis Mühldorf hat sich ein Mensch mit dem Borna-Virus angesteckt. Die gefährliche und seltene Erkrankung wird meist von Spitzmäusen übertragen. Durch deren Population zählen fast alle Landkreise der Region zum Hauptverbreitungsgebiet des Virus. Die Konsequenzen für die Erkrankten sind verheerend.
Mühldorf/Rosenheim/Traunstein – Es ist äußerst selten, aber sehr gefährlich: Das Borna-Virus, das jetzt einen Menschen im Landkreis Mühldorf infiziert hat. „Die wenigen bekannten Erkrankungsfälle verliefen mit nur einer Ausnahme tödlich“, schreibt dazu das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite. Obwohl das Virus nur selten auftritt, sind die Regionen Mühldorf und Rosenheim Hotspots. Auch aus dem Raum Rosenheim sind bereits Todesfälle, die in Zusammenhang mit dem Borna-Virus stehen, zu beklagen, wie das dortige Gesundheitsamt auf OVB-Anfrage mitteilte.
Spitzmaus gilt als Viren-Wirt
Denn die Landkreise Mühldorf, Rosenheim und auch Traunstein liegen im Hauptverbreitungsgebiet des Virus. Das hat das Landesamt für Gesundheit (LGL) auf Anfrage mitgeteilt. Danach kommt das Borna-Virus nur in bestimmten Gebieten im Süden und Osten Deutschlands vor. „Bayern“, schreibt das LGL, „ist das Hauptendemiegebiet für BoDV-1“, wie der wissenschaftliche Name des Virus lautet. „Der zurzeit betroffene Landkreis Mühldorf liegt inmitten dieses Endemiegebiets.“
Die räumliche Begrenzung erklärt das LGL mit der Verbreitung der Feldspitzmaus, die das Virus überträgt. Und nicht jede Population des Tieres trägt das Virus in sich. „Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist extrem unwahrscheinlich“, beruhigt LGL-Sprecherin Katrin Grimmer.
Weiterhin keine Therapie in Sicht
In den vergangenen Jahren gab es drei Fälle im Landkreis Mühldorf, zuletzt endete 2019 die Infektion eines Kindes im westlichen Landkreis tödlich. Traurig ist auch die Bilanz im Landkreis Rosenheim, wie der Sprecher des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, Michael Fischer, auf Anfrage mitteilt: „In den vergangenen fünf Jahren gab es zwei Erkrankungsfälle. Beide Personen verstarben.“
Laut RKI infizieren sich bundesweit zwischen zwei und sechs Menschen jährlich. „Eine Therapie gegen Borna-Virus-Infektionen gibt es nicht“, teilt das RKI mit, „sodass die Behandlung aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung besteht.“ Auch eine Impfung ist nicht in Sicht, sagt LGL-Sprecherin Grimmer: „Ein Impfstoff zur Prävention von BoDV-1-Infektionen steht aktuell nicht zur Verfügung.“
Über den Verbreitungsweg gibt es nur Vermutungen. Seitens des RKI heißt es: „Für den Menschen sind verschiedene Übertragungswege denkbar. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich der Mensch über den Kontakt mit Ausscheidungen von Spitzmäusen ansteckt.“
So könnten sich auch Schafe und Pferde infizieren. „Eventuell kann das Virus in der Umwelt länger infektiös bleiben, daher ist ein direkter Kontakt mit den Tieren für die Infektion möglicherweise nicht unbedingt erforderlich.“
Der Mensch kann sich laut RKI über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, durch das Einatmen von Staub oder den Kontakt mit einer Spitzmaus anstecken. Möglicherweise verbreiten auch andere Tiere wie Hauskatzen das Virus von der Maus zum Menschen.
Keine Informationen zum Infizierten
Schutzmöglichkeiten gibt es laut RKI kaum: „Nach bisherigem Kenntnisstand muss man davon ausgehen, dass solche Kontakte selten und wahrscheinlich schwer zu verhindern sind.“ Sie könnten überall dort zustande kommen, wo Menschen sich in den Risikogebieten im Freien aufhalten oder in Gebäuden, in denen auch die Mäuse heimisch sein können.
Wie es dem oder der aktuell Infizierten aus dem westlichen Landkreis Mühldorf gesundheitlich geht, will das Landratsamt Mühldorf nicht mitteilen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der betroffenen Person keine detailliertere Auskunft geben können“, heißt es lediglich auf Anfrage.
So verläuft die Krankheit
Die meisten der bisher bekannten Patienten litten laut RKI an Kopfschmerzen, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Bei allen Erkrankungsfällen kam es anschließend zu neurologischen Symptomen wie Verhaltensauffälligkeiten und Sprach- und Gangstörungen. Binnen weniger Tage oder Wochen fällt der Patient ins Koma. Eine spezifische Therapie gegen Bornavirus-Infektionen gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht, sodass die Behandlung aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung besteht.