Nachruf auf ein Mühldorfer Original
Sportreferent, Stimmenkönig, Dritter Bürgermeister: Hans Liebl mit 89 Jahren gestorben
Ein Leben lang hatte sich Hans Liebl für seine Heimatstadt, den Sport, die Vereine und die Mitmenschen engagiert. Jetzt ist der Kommunalpolitiker, der viele Jahre lang auch Dritter Bürgermeister der Stadt Mühldorf war, gestorben. Der beliebte Mühldorfer wurde 89 Jahre alt.
Mühldorf – Die Maßeinheit „ein Liebl“ gab es nur in Mühldorf und beschrieb den Weg vom Naglschmiedturm bis zum Altöttinger Tor. Hans Liebl, der jahrelang auf diesem Weg mit Bürgern, Freunden und Sportkameraden ins Ratschn kam. Leider wird er diese Maßeinheit nie mehr gehen können: Hans Liebl ist im Alter von 89 Jahren friedlich in seiner Heimatstadt eingeschlafen. Mit ihm verliert die Stadt Mühldorf eine bedeutende Persönlichkeit, die das kommunale, sportliche, musische und gesellschaftliche Leben der Kreisstadt geprägt hat.
Leidenschaftlicher Fußballer
Hans Liebl wurde am 15. März 1935 in Neumarkt-St. Veit geboren. Seine Grundschulzeit verbrachte er nach dem Umzug der Eltern in die Kreisstadt bereits in Mühldorf am Inn, das für ihn der Lebensmittelpunkt werden sollte. Er absolvierte eine Schreinerlehre, bevor er beruflich als Zugverkehrssteuerer zur Deutschen Bahn wechselte.
Er heiratete, zwei Söhne, Reinhard und Manfred, vervollständigten das Familienglück. Doch genauso musste Liebl im Laufe seines Lebens auch schwere Schicksalsschläge verkraften, wie den frühen Tod seiner ersten Frau, die mit nur 51 Jahren verstarb. Schwer getroffen hat ihn auch der Unfalltod seines Sohnes Manfred im Jahr 2003.
Hans Liebl fand aber ein neues Glück, verliebte sich in seine Hannelore, die er 1996 im Eiscafé Venezia kennengelernt und die er 2011 geheiratet hat. Aufopferungsvoll kümmerte er sich um das neue Familienglück, zu dem auch Stiefsohn Patrick (33) zählte.
Bayerischer Meister im Sprint
Sein besonderes Anliegen war der Sport. Er selbst spielte als Kind, Jugendlicher und Senior bei der SpVgg Mühldorf Fußball. Bayerische Meistertitel sammelte er in der Leichtathletik, im Sprint über 100 und 200 Meter. Als Vorsitzender der SpVgg Mühldorf hat er sich um die Fußballer in der Rennbahn bleibende Verdienste erworben. Es hatte ihn mit besonderem Stolz erfüllt, wie sein Stiefsohn Patrick Mayer erzählt, als der FC Bayern München nach Mühldorf zum Testspiel gegen die Spielvereinigung an die Rennbahn gekommen war. Auch der ESV Mühldorf hat ihm viel zu verdanken. Als ESV-Vorsitzender war er maßgeblich für den Bau des Sportheims mit Kegelbahnen verantwortlich.
In 15 Vereinen aktives Mitglied
Ein weiteres großes Anliegen von Hans Liebl war die Stadtkapelle Mühldorf, deren zweiter Vorsitzender lange Jahre war. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass das Vereinsheim in Mühldorf gebaut wurde.
Er war in mehr als 15 Mühldorfer Vereinen aktives Mitglied und hat die Arbeit für das Allgemeinwohl immer in den Mittelpunkt seines ehrenamtlichen Engagements gestellt. Für seinen langjährigen Einsatz wurde Hans Liebl 2021 mit der Bezirksmedaille des Bezirks Oberbayern ausgezeichnet. Die Bürgermedaille wurde ihm bereits 2020 nach dem Ausscheiden aus dem Stadtrat verliehen. Und es erfüllte ihn mit größtem Stolz, als ihm 2023 Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die kommunale Verdienstmedaille überreicht hat.
36 Jahre lang die Kommunalpolitik geprägt
Früh trat er der Mühldorfer SPD bei. Im Jahr 1984 wählten die Mühldorfer Hans Liebl zum ersten Mal in den Mühldorfer Stadtrat. Der SPD-Fraktion gehörte er im Stadtrat bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2020 an. In diesen 36 Jahren entwickelte er sich zum Stimmenkönig bei den Kommunalwahlen. Von 2002 bis 2014 gehörte der Mühldorfer der SPD-Kreistagsfraktion im Mühldorfer Kreistag an.
Im Stadtrat bekleidete er lange Jahre das Amt des Sportreferenten. Zwei Perioden vertrat er die Stadt Mühldorf als dritter Bürgermeister. Vielen Anliegen, Sorgen und Wünschen hat er sich persönlich angenommen. Wenn er von der Richtigkeit eines Anliegens überzeugt war, dann kämpfte er dafür, bis es durchgesetzt war.
Solche Leute wie den Hans gibt es heute selten!
Das brachte ihm auch den größten Respekt seiner jahrzehntelangen Mitstreiter ein. Mühldorfs Altbürgermeister Günther Knoblauch beschreibt ihn als Wegbegleiter, der sich zeitlebens für die Leute und den Sport eingesetzt habe.
Liebl habe für den Zusammenhalt der Vereine gestanden. „Er ist gerne am Stadtplatz spaziert, hat bei dieser Gelegenheit mit den Leuten geredet, ihnen zugehört.“ Knoblauch spricht von einer gewissen Verbundenheit zu den Leuten, Liebl hätte gewusst, was die Leute bewegt. „Er hatte immer ein offenes Ohr. Das war der Liebl Hans. Solche Leute wie den Hans gibt es heute selten!“, würdigt Knoblauch das Mühldorfer Original.
Einzig der Wunsch nach einem Sprungturm blieb unerfüllt
Ungerechtigkeiten mochte er nicht, er kümmerte sich persönlich darum, dass diese Sachen in Ordnung gebracht wurden. Nur der Sprungturm im Mühldorfer Freibad, den Hans Liebl lange Jahre angeregt hat und für den er sogar Unterschriften gesammelt hatte, den hat er bis heute nicht realisieren können.
Wer glaubt, dass der Liebl Hans bei all seinem ehrenamtlichen Engagement keine Zeit für sich selbst hatte, der täuscht sich. Zum Watten ging er gerne zum Saftlwirt nach Altmühldorf. Es zog ihn aber auch in die Welt hinaus. Er hat alle Kontinente bereist, schwärmte von den Reisen nach Kuba und nach Venezuela und besuchte seine Verwandtschaft in Detroit in den USA. Es war ihm noch vergönnt, die Hochzeit seines Stiefsohnes Patrick auf Santorin im Mai dieses Jahres mitzuerleben.
Zu Hause friedlich eingeschlafen
In den vergangenen Wochen verließen ihn zusehends die Kräfte, auch ein Krankenhausaufenthalt wurde notwendig. Die letzten Tage seines Lebens durfte er zu Hause bei seinen Liebsten verbringen, wo er friedlich eingeschlafen ist. Seine letzte Ruhestätte findet Hans Liebl im Familiengrab auf dem Städtischen Friedhof.