Mühldorfer feiert besonderes Jubiläum
Mit Nudeln und dem Tablet zum 100er: Sepp Knipf blüht in seiner Familie richtig auf
Drei Rezepte hat Sepp Knipf, um sich mit 100 noch so richtig wohl zu fühlen: Nudeln, seinen Computer und eine Familie, die ihn liebevoll umsorgt. Und vielleicht trägt zu seinem Wohlbefinden auch die Weigerung bei, sich mit dem Ukraine-Krieg zu beschäftigen. Denn dafür hat er sehr gute Gründe.
Mühldorf - „Er ist einfach ein Traumopa“ schwärmt Enkelin Sibylle und drückt Sepp Knipf gleich ein Busserl auf seine Wangen. Der Geehrte schmunzelt und gesteht: „Ja, ich bin es gewöhnt von meiner Familie geliebt zu werden. Umgekehrt ist es auch der Fall“. Eine wunderbare Aussage von Knipf, der am 10. Februar seinen 100. Geburtstag feiern kann.
100 Jahre, was hat einer der ältesten Mühldorfer selbst dazu getan, was ist sein Rezept? Da lächelt der gebürtige Mühldorfer wieder und meint: „Ein Rezept habe ich nicht auf Lager. Aber ich bin Zeit meines Lebens ein zufriedener Mensch gewesen“. Da hakt Tochter Brigitte Mack ein und bestätigt die Ruhe und Gelassenheit, die ihren Vater ausmacht. „Als meine Mutter 2021 verstorben ist habe ich den Papa zu mir genommen“, erzählt Tochter Brigitte und ergänzt: „Wir kommen prima miteinander zurecht“.
Lange hart auf Baustellen gearbeitet
Sepp Knipf, Vater von sechs Kindern, ist bis auf seine Schwerhörigkeit noch ziemlich fit. Vielleicht liegt das an den Nudeln, die absolute Lieblingsspeise des Jubilars. Und zwar Nudeln in sämtlichen Variationen und mit verschiedenen Soßen. Nudeln sollen ja Kraft geben, und die hat Sepp Knipf gebraucht, weil er sein Lebtag lang überwiegend harte und schwere Arbeiten auf Baustellen verrichtete, um seine Familie zu ernähren.
„Nudelsuppen und die einfachen, aber wunderbaren Essignudeln mag ich ganz besonders gerne“ verrät Knipf. Brigitte Mack setzt ihrem Vater jedoch keine 0815-Nudeln vor. Die Nudeln sind hausgemacht, betont die Tochter und sagt: „Ich habe mir sogar eine Nudelmaschine angeschafft“. Was die Familie für ihren Lieblingsmenschen noch gekauft hat, ist ein Tablet. Beinahe unglaublich aber wahr, Knipf spielt darauf nicht nur Quizduell, sondern virtuell auch Skat und Schafkopf.
Ein Fan der englischen Königin
Wie Spiele auf einem Computer funktionieren, lernte das Geburtstagskind noch mit 95 Jahren. „Kartenspielen ist eine Leidenschaft von ihm“ weiß Tochter Brigitte, die für ihren Vater zusätzlich alle möglichen Gesellschaftsspiele auspackt, damit er seinen Geist weiterhin auf Trab hält. Was die Familie noch erzählt: Sepp hat ein Fable fürs englische Königshaus. „Die verstorbene Königin Elizabeth war eine fabelhafte Frau“, sagt der Jubilar. Mit Frauen kennt er sich aus. Schließlich war er 70 Jahre mit seiner Else verheiratet.
Das Zeitgeschehen ist für den Mühldorfer immer noch ein großes Thema. Allerdings ignoriert er den Krieg in der Ukraine. „Ich bin vier Jahre Soldat gewesen. Was ich da alles erlebt habe, reicht mir.“ So überblättert er die Bericht, die ihn an eigene Leiderfahrungen erinnern, wenn er be seinem täglichen Ritual den Mühldorfer Anzeiger liest. „Und zwar von vorne bis hinten“, betont Knipf“. Denn sein Hirn sei immer noch aufnahmefähig und voll da.
Zum Abschluss spielt sich der Jubiular selbst ein Ständchen
Auch beim Kegeln war der heutige Großvater, Ur- und Ururgroßvater stets voll da. Er ballerte jahrelang beim Behindertensportverein die Kegel nur so weg. Nicht umsonst zieren viele Pokale und 50 goldene Kegelabzeichen einen Schrank im heimischen Wohnzimmer.
Auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl gehörte zu den Gratulanten und freute sich: „Es ist beneidenswert, beeindruckend und sehr schön zu sehen, wie rüstig Sie mit 100 Jahren sind.“
Die Besuche freuten Knipf spürbar. „Mein Vater ist bis heute ein geselliger und humorvoller Mann geblieben“, sagt Tochter Brigitte. Weil Musik auch zum Fröhlich sein gehört, spielt der Familienmensch Mundharmonika. Enkelin Sibylle holt das gute Stück aus der Schublade. Das Sahnehäubchen während der gemütlichen Kaffeestunde als Opa Sepp den alten Schlager „Machen wir es den Schwalben nach“ spielt. Eine berührende Darbietung, die nichts anderes als nur kräftigen Applaus verdient.
