Am Rande notiert: Die Glosse
Traumberuf Kapitän oder Hühner-Schmusen: Sind das die neuen Trends auf dem Arbeitsmarkt?
Es ist unbestreitbar: Der Arbeitsmarkt ist im Wandel. Auch in der Region, wie ein Blick auf die aktuelle Arbeitsmarktlage zeigt. Das glaubt jedenfalls unser Autor Markus Honervogt
Mühldorf – Der Wandel trifft den Landkreis mit voller Wucht und stellt Arbeitssuchende vor große Herausforderungen. Das zeigt ein Blick auf ehemalige, hochqualifizierte Tätigkeiten, die verschwunden sind. Zum Beispiel die des Filmvorführers im Mühldorfer Kino.
Seit die „Hollywood am Inn“-Leute zigtausend Euro in digitale Technik gesteckt haben, brauchen sie keinen mehr, der Filmrollen aufzieht und im entscheidenden Moment und in Sekundenbruchteilen hoch konzentriert die Projektoren umschaltet. Jetzt flimmert Avatar zwar in 3D und bestechender Klarheit über die Leinwand, das Rattern der Projektoren aber ist traurige Geschichte. Übrig bleibt der schnöde Druck auf einen Computerknopf und schon läuft der Film.
Arbeitsmarkt ist im Wandel
Schade. Was ein Glück, dass andere Traumjobs im Kommen sind, die einen ernsthaft über eine berufliche Veränderung nachdenken lassen. Aber, das sei vorweg genommen, oft an mangelnder Qualifikation scheitern. Zum Beispiel als Betreuer bei Kindergeburtstagen, für die ein heimischer Erlebnisbauernhof jetzt „Seminarleiter für Kindergeburtstage“ sucht.
Als nicht diplomierter und schon seit Jahren aus der Übung gekommener Kindergeburtstagsvater, Abteilung Topfschlagen, kommt ein Jobwechsel nicht in Frage. Von der Qualifikation für moderne Kindergeburtstags-Anforderungen wie Alpaka-Wandern oder Hühner-Schmusen ganz zu schweigen. Sollen die Kleinen diesen bedeutsamen Tag nicht länger im heimischen Wohnzimmer schnöde beim Eierlaufen verbringen müssen, ist eine Qualifizierungsoffensive dringend notwendig.
Abwechslungsreiche Tätigkeiten in Stellenanzeigen
Auch die Stadtwerke suchen eine besonders geeignete Fachkraft. Dieser Fachkraft (m/w/d) bieten sie zum 1. April einen Job, der nicht nur einzigartig ist, sondern hohes Ansehen bringt: Kapitän der Innfähre. Von einer anspruchsvollem, abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Tätigkeit auf der Josef III ist in der Stellenanzeige die Rede, wenn man als Fährmann oder Fährfrau Menschen von der Mühldorfer zur Starkheimer Innseite und wieder zurück befördert.
Dabei kommt es allerdings auf nautische Kenntnisse oder Fähigkeiten beim Bootsbau an. Entscheidend sind moderne, Kommunikationsmöglichkeiten, wenn des heimischen Idioms unkundige Hannoveraner übergesetzt werden sollen oder Vatertagsausflügler, denen die Wegsteuerung nach einigen Tragerln Bier abhanden gekommen ist. Da ist Einfühlungsvermögen gefragt. Denn weder Hannoveraner noch Vatertagsausflügler dürfen über Bord gehen und wie der legendäre Silberschatz im Inn versinken.
Letztere müssen schließlich manchmal doch noch Kindergeburtstag ausrichten.
