Oderstraße in Mühldorf
Dutzende Hausbewohner ohne Zufahrt für die Feuerwehr – muss jetzt der Spielplatz weg?
„Wie soll die Feuerwehr uns retten, wenn‘s brennt?“ Ein Wohnungseigentümer der Oderstraße 32 in Mühldorf macht sich Sorgen um seine und die Sicherheit der anderen Bewohner. Was dahinter steckt und was ein Spielplatz damit zu tun hat.
Mühldorf – Der zusammenhängende Wohnkomplex an der Oderstraße ist für Mühldorfer Verhältnisse geradezu gigantisch. Parkt man am falschen Ende, hat man einige Hauseingänge abzuklappern, bis endlich der richtige erreicht ist. In Haus Nummer 32 lebt Werner Trenker in einer Eigentumswohnung im Erdgeschoss. Der Balkon seiner Wohnung geht nach hinten raus, zur von der Oderstraße abgewandten Südseite. Was ihm auf der jüngsten Eigentümerversammlung zu Ohren gekommen ist, hat ihn aufgeschreckt.
„Einige Häuser des Wohnblocks haben von Süden her keine zulässige Feuerwehrzufahrt“, berichtet er besorgt. Er habe gehört, dass Stadt und Landratsamt gegenüber der Hausverwaltung bereits mit Strafmaßnahmen gedroht hätten, wenn dieses Sicherheitsrisiko für hunderte Bewohner nicht zügig beseitigt werde. Im Ernstfall könnten Bewohner auf der Südseite des Oderstraße-Komplexes nicht über eine Drehleiter aus ihren Wohnungen geholt werden, keine Löschzüge anrücken. „Es gab auch die Idee, Feuerleitern anzubauen, aber hier wohnen doch viele ältere und nicht so mobile Menschen“, schränkt er ein.
Kein freier Platz für eine Zufahrt
Die Hauptfrage ist allerdings: Wo den Platz für eine Feuerwehrzufahrt von Süden hernehmen? „Eigentlich sollte die Feuerwehr die Decke der Tiefgarage am Haus 36 befahren können“, schildert der Anwohner die örtlichen Gegebenheiten. „Das soll aus statischen Gründen aber nicht mehr möglich sein.“ Bis 2018 hätte es von der Königsseestraße aus noch reichlich Platz für eine Anfahrt zur Südseite der zusammenhängenden Häuser der Oderstraße gegeben. Aber dann hat die Stadt Mühldorf dort einen Spielplatz für das Stadtviertel gebaut.
Rückbau auf Kosten der Eigentümer
Wie Trenker in der Eigentümerversammlung erfahren hat, bestehe folgende Möglichkeit: „Wir Eigentümer könnten auf eigene Kosten diesen Spielplatz zurückbauen und eine befestigte Fahrt für die Feuerwehr anlegen.“ Eine hohe, fünfstellige Summe stehe dafür im Raum. Die Eigentümergemeinschaft sei laut Trenker wohl zum Bau der Zufahrt auf eigene Kosten bereit. Er fühlt sich in dieser Angelegenheit aber von der Stadt im Stich gelassen: „Die hat doch den Spielplatz dort hingebaut!“
Er hat sich auch an Stadtrat Oliver Multusch (AfD) gewandt, der ebenfalls in der Wohnanlage an der Oderstraße wohnt. Dieser bestätigt das Fehlen einer offiziellen Feuerwehrzufahrt für die Häuser 24 bis 34. Ebenso, dass die Zufahrt eigentlich über die Tiefgarage hinweg möglich sein sollte, dies aber wohl nicht mehr zulässig sei. „Dieser Zustand muss schnellstens behoben werden, was, wenn es dort tatsächlich zum Ernstfall kommt?“ Multusch hat in der jüngsten Stadtratssitzung die Verwaltung wegen der Zufahrtssituation an der Oderstraße befragt: „Die Antwort war, dass die Stadt hier nicht zuständig ist, sondern das Landratsamt.“
Landratsamt fordert „Nachbesserungen“
Dort hat das OVB nachgefragt, ob Sicherheitseinrichtungen wie eine Feuerwehrzufahrt für einen so großen Wohnkomplex nicht der Aufsicht des Landratsamtes unterliegen. „Da das Gebäude kein Sonderbau ist, liegt die Erfüllung der Vorgaben, in diesem Fall Brandschutz, im Verantwortungsbereich des Bauherrn oder der Eigentümer“, antwortet Pressesprecherin Karin Huber. Die Bauaufsicht werde dann tätig, wenn ihr bekannt werde, dass Vorschriften nicht eingehalten werden. In Sachen Oderstraße ist das bereits geschehen: „Konkret in diesem Fall stehen wir im Austausch mit den Eigentümern bezüglich Nachbesserungen.“ Eine Zwangsräumung oder eine Strafe habe das Landratsamt aber nicht angedroht.
Stadt will zur Lösung beitragen
Für die Stadt Mühldorf gibt Sprecher Werner Kurzlechner Auskunft: „Das Thema fällt nicht in unsere Zuständigkeit. Letztlich wird die Eigentümergemeinschaft mit dem Landratsamt gegebenenfalls unter Einbeziehung von Eigentümern umliegender Grundstücke klären müssen, wie sich ein adäquater Brandschutz umsetzen lässt. Wenn wir als Stadt beispielsweise im Bereich des Spielplatzes zu einer Lösung beitragen können, werden wir das selbstverständlich gerne tun.“
Laufende Verhandlungen
Die für die betreffenden Häuser zuständige Hausverwaltung wollte in einem Telefonat mit dem OVB keine Stellung zum Thema nehmen. So viel war aus dem Gespräch herauszuhören: Derzeit laufen die nötigen Gespräche und Grundstücksverhandlungen auf Hochtouren, die Sache sei auf einem „guten Weg“.
