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Frühlingsgefühle im Gastgewerbe

Nach dem Ende der Corona-Auflagen geht es in Gastronomie und Hotellerie wieder aufwärts

Im Mai 2020 musste Mühldorfs Wirtesprecher Holger Nagl in seinem Gastgarten „Hammerwirt“ noch für coronagerechte Abstände sorgen. Mit den Auflagen ist es zwei Jahre später endlich vorbei und die Gäste kommen erleichtert zurück.
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Im Mai 2020 musste Mühldorfs Wirtesprecher Holger Nagl in seinem Gastgarten „Hammerwirt“ noch für coronagerechte Abstände sorgen. Mit den Auflagen ist es zwei Jahre später endlich vorbei und die Gäste kommen erleichtert zurück.

„Die Leute drücken wieder raus“, sagt eine Mühldorfer Gastronomin. Seit Masken und Impfnachweis nicht mehr nötig sind, kommen die Gäste in Wirtshäuser und Hotels zurück.

Mühldorf am Inn – Die Masken sind weg, die Gäste kommen zurück. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich der lang ersehnte und jetzt beginnende Aufschwung in der heimischen Gastronomie und Hotellerie bringen.

„Unsere Gäste sind erleichtert, dass sie endlich wieder ohne Maske und Impfausweis ins Wirtshaus kommen können“, stellt Stephanie Nömeier fest. Sie ist Geschäftsführerin der Bastei in Mühldorf mit Restaurant und Hotel. „Kurz nach dem Auslaufen der Corona-Beschränkungen in Bayern sind noch viele mit Maske zu ihrem Tisch gegangen, aber das lässt nach.“ Manche Gäste und auch Mitarbeiter tragen noch Maske, weil sie sich so noch sicherer fühlen – in der Bastei setzt man da auf Freiwilligkeit.

Endlich dürfen wieder alle kommen

Mit dem Wegfall von 3G seien auch wieder Gäste zurückgekommen, die vorher nicht mehr durften. „Das fällt vor allem im Mittagsgeschäft auf“, so Nömeier. „Jetzt kommen die Firmengruppen wieder zum gemeinsamen Essen, die lange darauf verzichtet haben, weil ein Kollege nicht geimpft oder getestet war.“ Es falle ihr jetzt erst so richtig auf, wie viele bekannte Gesichter wegen 3G monatelang nicht im Lokal waren. Auch die Tischreservierungen größerer Gesellschaften für Hochzeiten oder Geburtstage ziehen derzeit merklich an.

Auch bei den Hotelbuchungen gehe die Tendenz sehr steil nach oben: „Man merkt einfach, die Leute drücken wieder raus. Die Vertreter sind wieder unterwegs, Radlfahrer und Kurzurlauber fragen Übernachtungen an.“ Das Gastgewerbe hätte den Gästen mit Masken, Impf- und Testnachweisen in letzter Zeit viel abverlangt.

Stephanie Nömeier von Hotel und Restaurant Bastei in Mühldorf fühlt sich „total befreit“.

Stephanie Nömeier ist die Freude über die Lockerungen anzumerken: „Es ist ein totales Gefühl der Befreiung. Die letzten zwei Jahre waren wie ein Kaugummi, der schon lange durchgekaut war, den man aber nicht ausspucken durfte. Wir sind Gastro-Kinder und wollen Gäste um uns haben. Smalltalk ohne Masken halten und ein Lächeln schenken können.“ Mitarbeiter hat die Bastei während Corona nicht verloren. Die Lehrlinge wurden nicht in Kurzarbeit geschickt und zu den anderen Kontakt laufend gehalten.

„Corona hat uns und der ganzen Branche ein blaues Auge verpasst und wir haben längst nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht, aber es geht täglich aufwärts“, zieht sie Bilanz. „Die staatlichen Hilfen waren nett, aber nicht ausreichend. Ohne Reserven hätten wir nicht durchhalten können, wir mussten jeden Monat etwas drauf legen.“ Sie hofft jetzt auf einen normalen Sommer und will an das, was im Herbst eventuell wieder auf alle zukommen könnte, keinen Gedanken verschwenden.

„Teilweise läuft das Geschäft in den hiesigen Betrieben noch verhalten und auch Veranstaltungen werden noch nicht rundum großartig angenommen“, stellt Mühldorfs Wirtesprecher und DEHOGA-Kreisvorsitzender Holger Nagl für die Region fest. „Das wird noch ein paar Wochen dauern. Aber wir dürfen dabei auch nicht vergessen, dass es noch immer Corona-Infektionen gibt.“

Andrea Streiter, vom Tourismusverband Inn-Salzach.

Es gebe noch vorsichtige Gäste und auch in manchen Betrieben würden Mitarbeiter zum Teil noch Masken tragen. „Auch bei uns im Hammerwirt sind die Masken nicht sofort gefallen“, berichtet er. „Jetzt warten wir alle auf warmes Wetter und dass wir nach draußen in die Gastgärten können. Bei weiter sinkenden Infektionszahlen wird dann langsam wieder Normalität einkehren.“

An den Osterfeiertagen seien die heimischen Wirtshäuser gut bis voll ausgelastet gewesen und auch die Reservierungen für Familienfeierlichkeiten und andere Events gehen in die Höhe. Aber, so Nagl: „Wir sind noch lange nicht da mit den Umsätzen, wo wir wieder hinmüssen.“ Größtes Problem bei vielen im Gastgewerbe sei der Personalmangel. „Viele haben ohne Einnahmen während Corona die Branche gewechselt, es wurden kaum Leute neu eingestellt oder Nachwuchs generiert“, weiß der Wirtesprecher.

„Es wird länger dauern, bis sich das wieder eingependelt hat. Jeder Betrieb ist anders durch die Krise gekommen. Viele haben es ganz gut geschafft und andere mussten leider aufgeben.“ Vor allem Veranstalter hätten derzeit noch schwer zu kämpfen.

Starke Nachfrage bei Sehenswürdigkeiten

„Die Gäste- und Prospektanfragen steigen seit März stetig an“, so Andrea Streiter, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Inn-Salzach. „Viele Individualgäste, aber auch wieder Reisegruppen, und Reiseveranstalter planen ihren Aufenthalt bei uns. Was wir auch bemerken, ist eine starke Nachfrage bei Sehenswürdigkeiten, Kultur- und Erlebnisangeboten sowie Outdoor-Aktivitäten wie Radreisen.“

Weitere Meldungen aus dem Landkreis Mühldorf

Autarke Unterkunftsformen wie Camping, Urlaub auf dem Bauernhof oder Ferienwohnungen hätten im zweiten Halbjahr 2021 Umsatzsteigerungen gegenüber 2019 verzeichnen können. Dagegen hätten die auferlegten Einschränkungen Hoteliers und Gastronomen, Fremdenführer und Freizeitbetriebe so hart wie kaum eine andere Branche getroffen. „Auch wenn sich mittlerweile Entspannung abzeichnet und die Zahl der Gäste und Übernachtungen wieder steigt, von Normalität sind die meisten Betriebe noch weit entfernt“, bedauert Streiter. „Unsere Branche wird eine lange Erholungsphase benötigen.“

Fachkräftemangel und außergewöhnliche Angebote

Der Fachkräftemangel stellt die Tourismusbranche schon länger vor große Herausforderungen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage nochmals drastisch verschlechtert. Die Tourismusbranche kämpft hier mit einem Image-Problem. Touristische Betriebe, die während der Pandemie nicht als krisensicher und systemrelevant wahrgenommen wurden, haben es schwer, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Zudem sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft in andere Branchen abgewandert. Erschwerend kommt hinzu, dass in den nächsten Jahren deutlich weniger Fachkräfte ausgebildet werden. Und je länger die Corona-Krise dauert, desto stärker werden die Effekte aus Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Einkommensausfällen. Bewundernswert ist, mit wie viel Herzblut und „Hands on“-Mentalität unsere Akteure Wege finden, um diese Krise durchzustehen. Viele haben Schließzeiten für Umbaumaßnahmen oder Instandsetzungen genutzt. Andere haben an Ihrem Online-Angebot gearbeitet oder außergewöhnliche gastronomische und kulturelle Angebote entwickelt.

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