Mehr Platz für natürliches Essen
Neubau in Mühldorf: Was Primavera und Ceralia am neuen gemeinsamen Standort planen
Haferprodukte boomen. Zwei Mühldorfer Naturkostfirmen wollen diesen Trend nutzen und bauen deshalb jetzt an einem gemeinsamen Standort. Das sind die Pläne der Unternehmen.
Mühldorf – Mit dem offiziellen Spatenstich haben die Firmen Primavera Naturkorn und Ceralia Getreideprodukte den Bau neuer Produktionsanlagen im Industriepark Nord in Mühldorf begonnen. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Belimed entstehen eine Haferaufbereitungsanlage für Primavera, Produktionsanlagen für Getreideflocken und eine automatisierte Mischerei für Müslis und Getreide für Ceralia.
Der Neubau der Produktionsanlagen soll die Kapazitätsgrenzen, die die beiden Familienunternehmen an ihren jeweiligen Standorten erreicht haben, überwinden.
Für die beiden Firmen ein neuer Standort
Die Primavera hat ihr Betriebsgelände an der Walzmühle am Bahnhof, Ceralia betreibt ihre Anlagen gegenüber des neuen Geländes im Industriepark.
Für beide Unternehmen standen Erweiterungen an, die auch durch eine aktuelle Entwicklung auf dem Lebensmittelmarkt begründet sind, betonte Bernhard Huber, Geschäftsführer der Primavera in den Bereichen Verkauf und Qualität beim Spatenstich: „Im Fokus der Erweiterungen steht klar der aktuelle Hafertrend mit zusätzlichen neuen Produkten.“
Schwere Suche nach Gewerbegrundstück
Die Suche nach passenden Gewerbegrundstücken in der näheren Umgebung der jeweiligen Firmensitze gestaltete sich schwierig. Weil beide Unternehmen den Wirtschaftsstandort Mühldorf und die bisherige Zusammenarbeit mit den Behörden schätzen, suchten sie nach Grundstücken im Stadtgebiet und fanden das Gelände der Firma Belimed, berichtet Maximilian Kobler, Geschäftsführer der Ceralia für die Bereiche Produktion und Technik. „2020 bot sich die einmalige Gelegenheit, das Nachbargrundstück der Ceralia zu erwerben, was nun beiden Firmen ein gemeinsames Wachstum an einem Standort ermöglicht.“
Die seit mehreren Jahren bestehenden Erweiterungspläne an den jeweiligen Stammsitzen seien an das Grundstück angepasst worden. „Beide Unternehmen können so ihre Kapazitäten an einem gemeinsamen Standort ausbauen, von Synergien profitieren und die logistischen Abläufe optimieren.“
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist dabei die Beseitigung von Logistik- und Umweltproblemen.
Zusammenarbeit soll auch den CO2-Ausstoß reduzieren
Durch die Zusammenarbeit sparen die Unternehmen nach eigenen Angaben zahllose Lastwagenfahrten durch die Stadt, aufwendige Verpackungsmaßnahmen, Lärm- und CO2-Ausstoß ein. „Die Offenheit für weitere Produktinnovationen mit positiver Energiebilanz und geringer CO2-Intensität ist dabei einer unserer wesentlichen Ansätze“, sagte Primavera-Geschäftsführer Huber.
Landrat Max Heimerl erklärte beim Spatenstich, dass der Landkreis bestrebt sei, Industrieerweiterungen möglich zu machen. „Wir sehen uns als Möglichmacher und sind im offenen Austausch stets daran interessiert, die beste Lösung mit den Betroffenen zu finden.“ Er lobte den Mut von Primavera und Ceralia für ihre Investition in der aktuell geopolitisch schwierigen Situation und die Schwerpunktsetzung auf die Regionalität bei der Produktion von Lebensmitteln.
Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl fragte: „Was wäre Mühldorf ohne die Mühle?“ und symbolisierte damit die Wertschätzung der Stadt für die Erweiterung des Mühlenbetriebes.
Unternehmen sind reine Familienbetriebe
Bei der Entwicklung des neuen Standorts kamen den Unternehmen ihre Gesellschafterstruktur und die langjährige Zusammenarbeit zugute. Beide Betriebe werden als reine Familienbetriebe geführt, die Anteile an den Unternehmen halten die Familien Holzner, Kobler und Gaigl. Beide Firmen sind nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung konstant und kontinuierlich gewachsen. Die Investitionssumme am neuen Standort beziffern die Gesellschafter auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.
Produktion ab Ende 2023
Nach dem Spatenstich soll es im Industriegebiet schnell vorangehen. Ende 2023 gibt es nach den Plänen der beiden Unternehmen die ersten Inbetriebnahmen. 2024 soll der Standort komplett laufen.
Neben Primavera und Ceralia nutzt auch der Hersteller von Reinigungsmaschinen für Kliniken und die pharmazeutische Industrie Belimed-Technik das Gelände weiter. Das Unternehmen hat Büroräume im vorderen Teil der bestehenden Immobilien angemietet.
Zwei Vorreiter für natürliche Ernährung
Die Primavera Naturkorn GmbH steht in Mühldorf in der Tradition von Mühlenbetrieben. Sie entstand 1990 durch die Zusammenlegung der Handwerksmühlen Löffl+Holzner und der Kobler Mühle, dazu kam die markante Walzmühle durch Kauf. „In Mühldorf stellt sie noch heute ein wichtiges Industriedenkmal und Wahrzeichen der Stadt dar“, sagte Josef Gaigl, Geschäftsführer der Primavera für die Bereiche Produktion und Einkauf. Erst vor wenigen Jahren hat die Primavera das Gebäude aufwendig saniert.
Das Unternehmen verfügt über moderne und leistungsstarke Anlagen für die Getreideannahme, Reinigung, Schälung, Vermahlung, Flockierung, Verpackung und Verladung. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 68 Mitarbeiter. Bei der Ceralia Getreideprodukte GmbH sind es 85, im Zuge des Neubaus sollen weitere Arbeitsplätze hinzukommen.
Verpackungsspezialist für Naturprodukte
1996 gründeten die Eigentümer der Primavera die Ceralia im Industriegebiet, die sich auf das Mischen und Abpacken von Bio-Lebensmitteln spezialisiert hat. „Vom handwerklichen Abpackbetrieb hat sich die Ceralia zu einem hochtechnisierten und leistungsfähigen Verpackungsspezialisten von Bio-Produkten für nationale und internationale Kunden entwickelt“, beschreibt Ulrich Wernlein, Geschäftsführer der Ceralia für Einkauf, Vertrieb und Qualität. Das Sortiment der Ceralia umfasst eine große Vielzahl von Bio-Lebensmitteln wie Müslis, Porridges, Getreideflocken, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte.
