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Erste Coronafälle am 17. März 2020

Drei Jahre Corona im Landkreis Mühldorf: So fing alles an - so viele Menschen sind gestorben

Der Tag, an dem das Krankenhaus Mühldorf zur Corona-Klinik wurde: Therese Keil und Ibrahim Cakar vor.
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Der Tag, an dem das Krankenhaus Mühldorf zur Corona-Klinik wurde: Therese Keil und Ibrahim Cakar vor der Notaufnahme, die in der ersten Welle seit 17. März 2020 ein besonders geschützter Eingang war.

Seit drei Jahren gibt es im Landkreis Mühldorf Corona. Die Pandemie hat das Leben monatelang völlig verändert und auf den Kopf gestellt. So ist die Situation heute.

Mühldorf - Es war der 27. Januar, der Deutschland für drei Jahre prägen sollte: Damals stellten Ärzte den ersten Coronafall in Deutschland fest. Es sollte sieben Wochen dauern, dann meldete auch der Landkreis Mühldorf die erste Infektion. Genauer: Es waren gleich fünf. Drei von ihnen hatten sich beim gleichen Coronakranken angesteckt, wobei nach Angaben des Gesundheitsamts bis heute ungeklärt ist, wer das war. Zwei mögliche Quellen sind denkbar. Ein Reiserückkehrer aus Italien oder ein Infizierter aus Köln.

Das waren die ersten fünf Infizierten

Der Vierte hatte sich in der Region aber außerhalb des Landkreises angesteckt, beim fünften Infizierten konnte kein Übertragungsweg festgestellt werden. Er war laut Gesundheitsamt der erste der fünf Infizierten, der im Krankenhaus behandelt werden musste.

Das Alter der Betroffenen lag zwischen 33 und 80 Jahren, drei Männer hatten sich infiziert und zwei Frauen. Alle fünf haben überlebt.

Danach ging alles sehr schnell: Noch am selben Tag verkündete das „InnKlinikum“, dass das Krankenhaus Mühldorf zu einem Coronakrankenhaus umgewidmet würde, in dem alle Patienten aus den Landkreisen Mühldorf und Altötting behandelt werden würden. Damit sollte ein halbwegs normaler Betrieb im Krankenhaus Altötting sichergestellt werden.

Das Ende der Normalität

Doch den sollte es genauso wenig geben wie Normalität in den Städten und Dörfern. Es folgten drei Jahre lang Montagsspaziergänge und Demonstrationen, bei einer gingen Demonstrierende auf Polizisten los. Es gab Bußgeldbescheide, Gaststätten und Geschäfte gerieten in wirtschaftliche Not, Polizisten räumten im zweiten Coronawinter an einem strahlend schönen Sonntag den Rodelberg am Burhenne. Der Stadtplatz wurde eine Zeit lang zur Maskenzone, Firmen mussten nach Masseninfektionen zeitweise den Betrieb ruhen lassen. Es gab lange Wartezeiten für die erste Impfung und immer wieder Trauer um verstorbene Angehörige und Freunde.

Eine deutliche Spitze erlebten alle Coronazahlen 2021. In dem Jahr waren auch die meisten Toten zu beklagen. Mehr als zwei Drittel von ihnen waren über 80 Jahren alt.

Insgesamt gab es in den drei Jahren 68.221 durch PCR-Tests bestätigte Infektionen, viele Menschen litten mehr als einmal an Corona. Spitzenjahr war 2022 mit über 50.000 Infektionen.

373 Coronakranke sind gestorben

373 Coronakranke im Landkreis sind gestorben, der letzte in dieser Woche. Das schwärzeste Jahr war 2021, die aggressive Deltavariante und die noch am Beginn stehende Impfkampagne kosteten 180 Frauen und Männer das Leben. 2020 starben 80 Menschen, die mit Corona infiziert waren, im vergangenen Jahr waren es 92. Heuer sind bisher 21 Coronakranke gestorben.

Eines der großen bleibenden Themen bleibt das langfristige Leiden an Corona, bekannt als Post- oder Longcovid. Wie viele Menschen im Landkreis darunter leiden, ist nicht bekannt. „Daten zu den langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie liegen dem Gesundheitsamt Mühldorf nicht vor“, heißt es dazu auf Anfrage.

Daten zu Corona werden ungenauer

Auch deutschlandweit gibt es nur sehr wenige gesicherte Daten. Nach Schätzung der „Organisation Longcovid Deutschland“ leiden zwischen einem und zwei Prozent aller Coronakranken unter langen Nachwirkungen. Andere Studien gehen von weit höheren Zahlen aus.

Fakt ist: Wer an Longcovid erkrankt ist, hat einen oft langen Leidensweg vor sich, wie das Beispiel der Neumarkt-St. Veiterin Elli Hellfeuer zeigt.

Virus hat seinen Schrecken für die meisten Menschen verloren

Wie viele Menschen derzeit im Landkreis mit Corona infiziert sind, ist schwer zusagen, heißt es aus dem Gesundheitsamt. „Die Zahl der nachgewiesenen Fälle liefert aktuell kein reales Bild der Infektionslage.“ Der Grund: Nur positive PCR-Tests gehen in die Statistik ein. „Da es seit 1.. März keinerlei Teststationen und keinerlei Reihentests in Einrichtungen und Betrieben mehr gibt, werden die Fallzahlen massiv unterschätzt“, sagte ein Sprecher. Auch kranke Personen würden nur noch vereinzelt mittels PCR getestet, da auch für die Diagnose ein positiver Antigentest bei entsprechenden Symptomen ausreichend sei.

Auf dieser unsicheren Basis meldete das Robert-Koch-Institut gestern eine Coronainzidenz von 51, derzeit sind 60 Menschen bekannterweise infiziert.

Für manche ist weiter Vorsicht geboten

Nach Angaben von Fachleuten hat sich die Lage trotzdem normalisiert, da die meisten Infizierten nicht mehr schwer erkranken. „Im Gegensatz zu den Vorjahren sehen wir nur noch sehr selten schwere Verläufe“, sagte Dr. Gregor Zimmer, Lungenchefarzt im Krankenhaus Mühldorf im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen. Etwa ein Drittel der Patienten habe gar keine Symptome mehr. Bei zwei Drittel der Patienten fänden sich unterschiedlich ausgeprägte Symptome. „Viele leiden während einer SARS-CoV-2-Infektion unter einer deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder einer Verschlechterung von vorbestehenden Erkrankungen wie etwa einer Herzschwäche, einer Nierenschwäche oder einer neurologischen Erkrankung“, sagte Zimmermann.

„Zum Glück sehen wir nur noch selten ein schweres Lungenversagen.“ Diese Gefahr bestünde vor allem für ältere Patienten, ungeimpfte Patienten oder Patienten mit einer schweren Immunkrankheit. „Der Anteil derer, die Sauerstoff benötigen, ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen, ebenso die Todesraten.“

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