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„Was sollen noch mehr Waffen bringen?“

Schwere Waffen für die Ukraine? Deshalb ist Mühldorfs Kameradschafts-Vorsitzender skeptisch

Die heimischen Krieger- und Soldatenkameradschaften setzen sich für Frieden ein, kümmern sich im Gedenken an die Gefallenen der Kriege, aber auch um die Pflege der Kriegsgräber.
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Die heimischen Krieger- und Soldatenkameradschaften setzen sich für Frieden ein, kümmern sich im Gedenken an die Gefallenen der Kriege, aber auch um die Pflege der Kriegsgräber.

Der Mühldorfer KSK-Vorsitzende Franz Maier äußert sich skeptisch zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Seine Hoffnung ruht nach wie vor auf einem diplomatischen Erfolg.

Mühldorf – „Der Krieg in der Ukraine hat uns alle kalt erwischt“, stellt Franz Maier ernüchtert fest. „Wir hatten wohl alle Balken vor den Augen.“

Als Vorsitzender der Krieger und Soldatenkameradschaften (KSK) im Landkreis Mühldorf hat er mit dem Gedenken an die Weltkriege zu tun. Dass es in unserer Zeit und noch dazu in Europa zu Krieg kommen könnte, hätten er und seine Vereinskameraden nicht für möglich gehalten.

Deutsche Waffen sind nicht die Lösung

„Ich hatte auf die Diplomatie gehofft, dass man kriegerische Auseinandersetzungen mit Worten verhindern kann“, so Maier. „Wäre es vielleicht besser und kriegsverhindernd gewesen, etwas Land an den Osten abzugeben? Ich weiß es nicht.“ Die Kriegsgräuel und die vielen zivilen Opfer bedrücken ihn. Trotzdem sieht er die von der Ukraine oft geforderte Lieferung schwerer Waffen durch Deutschland und andere Länder skeptisch: „Was sollen noch mehr Waffen bringen? Es wird sich auf beiden Seiten immer weiter hochschaukeln. Eventuell bis zur letzten Waffe. Und dann?“ Seine Hoffnung ruht noch immer auf diplomatischem Einsatz und Erfolg. Die USA und die UNO müssten sich da vehement einbringen.

Auch bei den ersten KSK-Versammlungen nach Corona sei der Ukraine-Krieg das tragende Thema, so Maier: „Das macht uns alle nachdenklich. Wir hatten gehofft, die Geschichte der Kriege hätte einen Lerneffekt gehabt.“ Die KSK hat es sich auf die Fahnen geschrieben, alles zu tun, um in Frieden zu leben.

Dieser Krieg auf europäischem Boden zeige aber auch, dass sich Deutschland besser schützen muss. „Die KSK haben den Abbau der Bundeswehr immer bedauert“, erklärt Maier. „Schließlich sperrt auch jeder sein Haus ab, um sich sicher zu fühlen.“ Die Bundeswehr sei vernachlässigt worden. Früher sei man im Dorf noch stolz gewesen, wenn wieder einer seinen Dienst angetreten hat. Heute heiße es nur noch: Die Bundeswehr braucht man nicht mehr.

Die Bilder und Nachrichten aus den Kriegsgebieten nehmen Franz Maier mit. Mit seinen 70 Jahren hat er zwar den Zweiten Weltkrieg nicht selbst miterleben müssen. Aber er weiß noch gut, wie ausgebombte Flüchtlingen in den Hof der Familie einquartiert wurden. Wie die US-Soldaten aufmarschierten oder wie ein Nachbar ihm und anderen Kindern von seiner Kriegsgefangenschaft bei den Russen erzählt hat.

Selbst hatte Maier noch keinen Kontakt zu Flüchtlingen aus der Ukraine. Er würde gerne mit ihnen ins Gespräch kommen. „Aber da habe ich zwei Seelen in meiner Brust“, gibt er zu. „Ich würde einerseits gerne erfahren, was sie erlebt haben, wie sie damit umgehen. Andererseits käme ich mir aber vor, als wollte ich sie nur neugierig ausflascheln.“

+++ Weitere Meldungen aus dem Landkreis Mühldorf +++

„Krieg kennt keine Grenzen“, so Maier. „Krieg kennt nur Verlierer. Doch angesichts aller Kriege auf der Welt sind diese Worte in den Wind gesprochen.“ Wenn er auf einem Soldatenfriedhof oder vor einem Denkmal für die Gefallenen der Kriege steht, denkt er an den gewaltigen Blutzoll, der von Familien, Dörfern und Städten im Krieg abverlangt wurde. Er sucht nach den richtigen Worten: „Welchen Erfolg kann ein Krieg haben? Man wird damit nie die Herzen der Menschen erobern, deren Land man bekämpft hat.“

Auch Folgen werden Probleme schaffen

Sorgen bereitet ihm auch der Gedanke, was nach diesem Krieg sein wird, wenn er sich vielleicht noch über Monate hinzieht. „Die Preissteigerungen bei uns sind die eine Sache“, sagt er. „Schlimmer werden wir alle mit den Hungerproblemen zu kämpfen haben, die in Afrika und anderen Ländern entstehen könnten.“

Er hofft auf ein rasches Ende der Kämpfe, auf eine Lösung, die belastbaren und beständigen Frieden in die Region bringt. Denn eines steht für ihn fest: „Der Einsatz von Waffen war und ist niemals die Lösung.“

Hintergrund: Krieger- und Soldatenkameradschaften : Frieden erhalten und Toten gedenken

Die Krieger- und Soldatenkameradschaften KSK im Landkreis Mühldorf haben rund 5500 Mitglieder. Darunter Kriegsteilnehmer aus dem Zweiten Weltkrieg, Reservisten der Bundeswehr und fördernde Mitglieder, die nicht bei der Bundeswehr gedient haben.

Franz Maier, Kreisvorsitzender der KSK.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kameradschaften von ehemaligen Soldaten gegründet, um sich gegenseitig bei der Aufarbeitung der Kriegserfahrungen zu helfen. Sie haben sich dem Zweck verschrieben, der vielen Toten von Krieg und Gewalt zu gedenken, sich für Frieden und Freiheit einzusetzen und die Kriegerdenkmäler und Soldatenfriedhöfe zu erhalten. Der Kreisverband unternimmt jährlich eine Kriegsgräber-Fahrt zu den Friedhöfen im In- und Ausland und lädt auch regelmäßig junge Menschen dazu ein.

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