Vom Freund zum Feind
Historisches Spektakel auf der Bühne – Kulturschupp´n Mühldorf probt eigene Version von „1322“
Für das tragische Schauspiel schlüpfen 30 Darsteller zwischen zwölf und 85 Jahren in 60 verschiedene Rollen. Premiere ist am 22. Juli.
Mühldorf – Die große Schlacht bei Mühldorf jährt sich heuer zum 700. Mal. Ihre Vorgeschichte, die noch heute fasziniert, bietet Stoff für ein tragisches Schauspiel, das vom Kulturschupp´n Mühldorf erdacht, geschrieben und im Sommer aufgeführt wird. 30 Darsteller zwischen zwölf und 85 Jahren werden dann in 60 verschiedene Rollen schlüpfen.
Aus Freunden werden erbitterte Gegner
Die beiden Schlachtherren Ludwig und Friedrich waren Cousins und in ihrer Kindheit wie Brüder. Als der Kaiser starb, musste ein Nachfolger her. Seit 1314 gab es deshalb Streit um die deutsche Reichskrone zugunsten Ludwigs des Bayern. Die Wittelsbacher wollten den Habsburger Friedrich den Schönen auf dem Thron sehen. Im September 1322 fand die Schlacht bei Mühldorf statt. Ludwig und Friedrich, einst allerbeste Freunde, mussten sich nun auf dem Schlachtfeld bekämpfen.
Autor und Regisseur Christopher Luber (68) hat gemeinsam mit seiner Frau Silvia Menzel dazu ein historisches Bühnenstück geschrieben. Der Titel: „Der bairische Aff´ oder wie einer Kaiser wird“. Seit 2006 schreibt das Autorenpaar unter anderem Drehbücher für den Kulturschupp´n Mühldorf. Etwa alle zwei Jahre entspringt ein neues Werk aus ihrer Feder. Für ihr Stücke investieren sie unzählige Stunden an Arbeit, Zeit und Herzblut.
Die Idee zur diesjährigen Aufführung stammt ursprünglich von Marianne Zollner (65), Vorsitzende vom Kulturschupp´n Mühldorf e.V.. „Vor einigen Jahren, als sie noch Bürgermeisterin war, holte sie die Erhartinger, die Ampfinger und uns an einen Tisch. Wir sollten zusammen etwas machen“, erinnert sich Luber. „Ich wollte, dass es anlässlich ‚700 Jahre große Schlacht‘ ein Theaterstück gibt“, ergänzt Zollner. „Es ging ja um die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches. Das war eine große historische Geschichte.“
Daraufhin begannen die Drehbuchautoren sofort mit ihrer umfangreichen Recherche. Herausgekommen ist kein mittelalterliches Kriegs- und Kampfstück, eine Schlacht findet gar nicht statt. „Am Abend vor einer Schlacht wurde so viel Alkohol getrunken und sich so sehr geprügelt, dass die Soldaten am nächsten Tag nicht kämpfen konnten. Die Schlacht wurde verschoben, was im Laufe der nächsten Jahre andauernd passierte“, erzählt Autor und Regisseur Luber und erklärt den Hintergrund seines Werkes: „In unserem Bühnenstück geht es um zwei Menschen und um das Systemische. Es gibt drei Parteien, die raufen sich zusammen und machen Pläne für die Zukunft. Dann kommen sie jedoch in die Situation, in der die Gesellschaft sie dazu drängt, ihre ganzen Pläne über Bord zu schmeißen. Das System zwingt die Leute, etwas zu machen, das sie eigentlich gar nicht wollen. Das war früher schon so und ist heute noch so.“
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Der Titel des Schauspiels „Der bairische Aff´ oder wie einer Kaiser wird“ entsprang einfach einer netten Idee, so Luber: „Der Legende nach besaß Ludwigs Vater ein kleines Äffchen. Ludwig und das Äffchen hatten in seiner Kindheit eine ganz besondere Beziehung zueinander.“ Die beiden Autoren machen in ihrem Werk zwei Extreme deutlich: eine glückliche Kindheit und der harte Kampf als Erwachsener.
Aufführungen im Hof des Haberkastens
Für alle Mitwirkenden ist diese Aufführung etwas ganz Besonderes. Lange Zeit durften sie wegen Corona nur via Zoom proben.
Ab dem 22. Juli wird das Stück zur Schlacht bei Mühldorf im überdachten Innenhof des Haberkastens gespielt. Die Aufführungstermine sind: Freitag, 22. Juli, Samstag, 23., und Sonntag, 24. Juli, Freitag, 29., und Samstag, 30. Juli. Karten gibt es im Vorverkauf bei: Kulturbüro Mühldorf, Telefon: 0 86 31/61 26 12 oder per E-Mail an kulturbuero@muehldorf.de; Inn-Salzach-Ticket Mühldorf, Telefon 0 86 31/98 61 11 oder www.inn-salzach-ticket.de.
„Der Kulturschupp´n ist für mich wie eine große Familie“ - Schauspieler im Gespräch
Benedict Korbacher (31): „Ich verkörpere Kaiser Ludwig als Erwachsener und bin schon seit 2012 beim Kulturschupp´n. Nach der langen Corona-Pause stehen wir nun endlich wieder auf einer Bühne. Ich spiele nicht jedes Jahr mit, weil es ja darauf ankommt, für welche Stücke der Regisseur die Schauspieler braucht, aber ich immer aktiv beteiligt. Wenn nicht auf der Bühne dann hinter der Bühne. Lampenfieber habe ich natürlich. Das ist auch wichtig, denn damit hat man den notwendigen Respekt vor einem Stück und bleibt konzentriert. Es ist nicht in Worte zu fassen, wie sehr ich mich auf die Premiere freue.“
Lukas Eder (28): „Ich bin Friedrich der Schöne als Erwachsener. Zum ersten Mal hab ich 2019 bei `Soliman der Helafant´ gespielt. Der Kulturschupp´n ist für mich wie eine große Familie. Ich bin auf, vor und hinter der Bühne aktiv. Der Regisseur besetzt die Rollen nach seinen Vorstellungen und Voraussetzungen für die jeweiligen Rollen. Ich freue mich riesig, dass wir wieder auf der Bühne stehen dürfen. Wir mussten zwei Stücke wegen Corona auf Eis legen. Ich habe Lampenfieber, auch wenn das schon mein drittes Stück ist, aber das gehört dazu. Wir hoffen, die Besucher mit dem Stück zu begeistern.“
Caspar Umschlag (12): „Ich hab bei meinem Bruder Philipp gesehen, wie klasse das Theaterspielen ist und wollte das auch. Ich spiel zum ersten Mal und stelle Friedrich in seinen jungen Jahren dar. Mir gefällt hier alles, die Leute sind toll. Die Proben machen richtig viel Spaß, wir hatten auch schon viele lustige Szenen. Ich hoffe, dass viele Leute unser Theaterstück besuchen werden und niemand corona-positiv ist. Ich werde bestimmt nervös sein, aber ich freue mich schon ganz arg darauf. Ich spiele Akkordeon, aber vor so einem großen Publikum wie bei diesem Theaterstück bin ich bis jetzt noch nicht aufgetreten.“
Philipp Umschlag (14): „Ich spiele in dem Stück Ludwig in seiner jüngeren Version und bin das erste Mal bei einem Theaterstück dabei. Theaterspielen hat mich schon lange interessiert. Deshalb habe ich einfach nachgefragt, ob ich mitspielen kann. Wir proben seit Herbst online über Zoom und jetzt in Präsenz mit Kostümen. Man muss natürlich viel Text lernen, aber das ist wie Vokabeln lernen in der Schule. Wenn man richtig in Fahrt kommt, macht es richtig viel Spaß. Ich spiele in der Blaskapelle, daher kenne ich das auf einer Bühne zu stehen. Ein bisschen Lampenfieber werde ich aber auf alle Fälle haben.“



